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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 473 -
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Seite - 473 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

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Otto Brunner (1898–1982) 473 1943 schrieb er : „Das eigentliche Erregende ist aber doch die methodische Problematik. […] Welche Wirkungen von dem Buche noch ausgehen werden, ist heute noch nicht ab- zusehen ; erst die künftige Wissenschaftsgeschichte wird ihm seinen Platz anweisen ; aller Wahrscheinlichkeit nach wird es ein hervorragender sein und wird das Buch als sympto- matisch gelten für den großen Wandlungsprozess, den die Verfassungsgeschichte in der gegenwärtigen Zeit und unter deren Eindruck durchmacht“146. Mit seiner Prognose sollte Mitteis Recht behalten. Vor allem die Überarbeitung für die 4. Auflage von 1959 sicherte dem Buch „einen herausragenden Platz“ als eines der „Haupt- werke der Geschichtsschreibung“ des 20. Jahrhunderts147. Gleichwohl steht vor dem Hin- tergrund der älteren und jüngeren Kritiken eine Gesamtwürdigung von „Land und Herr- schaft“ noch aus. Um die Originalität des Buches präziser konturieren zu können, wären zunächst die drei ersten Auflagen (1939–1943) in den breiteren Kontext der zeitgenössi- schen mediävistischen und sozialtheoretischen Diskussionen zu stellen. Zu kontrastieren wäre „Land und Herrschaft“ insbesondere mit Marc Blochs „La société féodale“148, Percy Ernst Schramms „Der König von Frankreich“ und Norbert Elias’ „Über den Prozeß der Zivilisation“, die zeitgleich ebenfalls im Jahr 1939 erschienen. Sodann wäre die werkhis- torische Schichtung von der ausgehenden ordnungshistorischen Problemstellung über die zunächst völkisch-nationalsozialistische Antwort bis zur Eliminierung des germanozent- risch begründeten Totalitarismus in der 4. Auflage von 1959 herauszuarbeiten. Brunner hat dies selbst nur mit dem knappen Hinweis kommentiert, dass er die in den drei ersten Auflagen behandelten „Fragen des „Ursprungs“ und der „Kontinuität“ […] heute anders“ sähe. Ob nach der Distanzierung von dem germanozentrisch-totalitären Arguments das Buch, wie Brunner schreibt, „in seinem Grundcharakter […] unverändert geblieben“149 sei, ist allerdings eine offene Frage. Den hier vorgenommenen begrifflichen Austausch von „Volk“ zu „Struktur“ als „plumpen Terminologiewechsel“150 zu bezeichnen, ist jedoch abwegig und beruht auf der Unkenntnis des Brunnerschen Werks nach 1945. strukte – Quellenbefunde – Deutungsrelevanz, hg. v. Jürgen Dendorfer, Roman Deutinger (Mittelalter- Forschungen 34, Ostfildern 2010) 57–77. 146 Heinrich Mitteis in : ZRG GA 64 (1944) 410–418, hier 417. 147 Vgl. Michael Borgolte, Land und Herrschaft. Grundfragen der territorialen Verfassungsgeschichte Süd- ostdeutschlands (ab der 4. Auflage stattdessen : „Österreichs) im Mittelalter, in : Hauptwerke der Geschichts- schreibung, hg v. Volker Reinhardt (Stuttgart 1997) 68–71, hier 70f. 148 Siehe hierzu Michael Borgolte, Die Erfindung der europäischen Gesellschaft. Marc Bloch und die deut- sche Verfassungsgeschichte seiner Zeit, in : Marc Bloch. Historiker und Widerstandskämpfer, hg. v. Peter Schöttler (Frankfurt a.M./New York 1999) 171–186. 149 Brunner, Land und Herrschaft, 4. Aufl. (wie Anm. 2) VIIf. 150 Bünz, Land (wie Anm. 129) 91. Ähnlich spricht Dipper von „terminologische(r) Camouflage“, siehe Dip- per, Otto Brunner (wie Anm. 18) 77.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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