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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 475 -
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Otto Brunner (1898–1982) 475 Arbeitskraft im Wege einer administrativen Verfügung, etwa im Archivdienst, dem österreichi- schen Staate zu erhalten.154 In den Ausführungsbestimmungen des „Nationalsozialistenge- setzes“ vom Februar 1947 wurde Brunner unter Hinweis auf § 17, Abs. (3) abschließend der Kategorie der minderbelasteten Personen zugeordnet155. Auf der Grundlage dieser Evaluationen und der im April 1948 erfolgten Amnestie der Minderbelasteten standen einer Rückkehr Brunners auf ein akademisches Lehramt keine juristischen Hindernisse im Weg. Wenn diese dennoch nicht gelang, so ist dies vor allem auf die „Ablehnung des Konkurrenten innerhalb der Universität und darauf zurückzu- führen, dass er (als Protestant) nicht in die einflussreichen katholisch-konservativen Netz- werke eingebunden war.“156 Eine entscheidende Rolle spielte hierbei Santifaller, der im April 1943 die von Zat- schek besessene Professur für Geschichte des Mittelalters und der historischen Hilfswis- senschaften übernommen und in Abwesenheit Brunners bis zu dessen Rückkehr vom Wehrdienst im Sommer 1944 stellvertretend die Leitung des IÖG ausgeübt hatte157. Als Nachfolger Brunners in dessen Funktion als Direktor des IÖG sowie als neuer General- direktor des Österreichischen Staatsarchivs vermochte Santifaller sich in kurzer Zeit eine dominierende Position im Wiener akademischen Feld der Nachkriegszeit aufzubauen. Eine Rückkehr Brunners, durch die Santifaller in dessen intellektuellen Schatten geraten wäre, hätte ohne Zweifel dessen Position beeinträchtigt und konnte daher nicht in dessen Interesse liegen. Maßgeblich seinem Einfluß dürfte es zuzuschreiben sein, dass die von der Sonderkommission angeregte Überführung Brunners ins Staatsarchiv nicht erfolgte158. Für den organisatorischen Wiederaufbau des Österreichischen Staatsarchivs, des IÖG, die dort angesiedelte Diplomata-Edition der Monumenta Germaniae Historica und die von 154 Sonderkommission I. Instanz beim Bundesministerium für Unterricht. Zl 481/SK-46, Wien 07.05.1946. ÖAW, PA Otto Brunner ; Bundesministerium für Unterricht, GZ 21772/ -III-8, 46, 07.05.1946. ÖStA AdR, PA Otto Brunner, Konv. 264 155 Vgl. Magistratisches Bezirksamt für den 13. Bezirk. Bescheinigung 1814/47, Wien, 18.12.1947. ÖAW, PA Otto Brunner. 156 Heiss, Perspektive (wie Anm. 152) 191. 157 Siehe hierzu Stoy, Institut (wie Anm. 12) 267–272 ; Bettina Pferschy-Maleczek, Die Diplomata-Edition der Monumenta Germaniae Historica am Institut für Österreichische Geschichtsforschung (1875–1990) in : MIÖG 112 (2004) 412–467, hier 437–439 und 444–457. 158 Zu den Plänen, Brunner ins Staatsarchiv zurückzuführen, siehe Rudolf JeřáBek, Zu den Anfängen des öster- reichischen Staatsarchivs, in : Österreichs Archive unter dem Hakenkreuz, hg. v. Österreichisches Staatsarchiv, Generaldirektion (Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs 54, Wien 2010) 319–386, hier 380 3. 384 ; Michael Hochedlinger, Doppeladler oder Hakenkreuz ? Das „Heeresarchiv Wien“ 1938–1945, in : ebd. 221–284, hier 264 und 266 ; Ders., Thomas Just, „Diese Diebstähle sind einzig in der Geschichte aller Archive der Welt“. Die Affäre Grill. Ein Beitrag zur Personalgeschichte des Haus-, Hof- und Staatsarchivs zwischen 1. und 2. Republik, in : MIÖG 113 (2005) 362–388, insbes. 370–373. Dass Santifaller Brunners Wiedereinstellung im Staatsarchiv unterstützt habe (vgl. 372), ist nicht belegt.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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