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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 486 -
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486 Alfred Werner Höck Dissertationsarbeit daran, den„Wandlungen im Leben Arndts vom schwedischen Parti- kularismus zur Deutschheit, als deren Verkörperung er ja geradezu gilt“25, nachzuspüren. In der Arbeit finden sich bereits die Geschichtsbilder, wie sie in seinen volkskundlichen Vorlesungen bis 1944 zu finden sein werden, so etwa das Eindringen eines französisch rationalen Geistes der Aufklärung gegen die germanische Eigenart, in dem er den Kern für Arndts „inbrünstige Vaterlandsliebe“ sieht : „Französisches Wesen hatte in Deutsch- land und Schweden germanische Eigenart zerfressen. Esprit, Mode und hemmungslose Geistigkeit trieben ihr verderbliches Spiel mit der nordischen Plumpheit und ließen den frischen Wuchs des Eigenen verkümmern.“26 Dies nur als ein Beispiel unter vielen, an welchem sich Wolframs unkritische Identifikation mit dem völkischen Geschichtsmythos, der sich als Topos des als wesensmäßig verstandenen „Deutschtums“ durch alle Kapitel seiner Dissertation durchzieht, zeigt. In Wolframs Arndt-Interpretation erkennt man ein Geschichtsverständnis, das man als ethnisch-nationalistisch inspirierten Irrationalismus charakterisieren kann. So sind für ihn die zwei „Grundzüge des germanisch-deutschen Menschen Ursprünglichkeit und das Gefühl der Schicksalsbestimmtheit“27. Wie ein roter Faden zieht sich durch diese, wie auch durch seine späteren Arbeiten, seine völkische Interpretation von Geschichte als personifizierter Ausdruck nationaler Eigenschaften. In Wolframs Geschichtsverständnis sind Völker beinahe monolithische Gebilde, die geprägt sind von bestimmten Eigenschaften, die ihnen seit „Urzeit“ zu Eigen sind. Diese Eigen- schaften können deformiert oder verdrängt werden, aber gleich einem unsichtbaren, un- terirdischen Strom bilden sie dennoch die bestimmende Konstante der völkischen Ent- wicklung. So stand für ihn, als treuem Much-Schüler, Zeit seines Lebens außer Frage, dass die Deutschen in einer Blutlinie zu den Germanen stünden28. Arndts historisches und politisches Denken wurde von Wolfram dabei unkritisch und affirmativ in seine eigene völkische Interpretation der Geschichte übernommen. So kommt er zu folgenden Fazit : „Wieder erscheint uns […] der nicht hundertmal überlagerte Norden ein reineres Bild unseres Wesens zu sein, das in ungebrochener Kraft und Natürlichkeit den Weg zeigen kann zu neuer Wiedergeburt.“29 25 Richard Wolfram, Ernst Moritz Arndt. Zur Geschichte der deutschen Nordsehnsucht (Forschungen zur neueren Literaturgeschichte LXV, Weimar 1933) 1. 26 Ebd. 14. 27 Ebd. 15. 28 Eine weitere (geschichtstheoretische) Annahme, an der er bis zu seinem Lebensende festhielt, war der „deut- sche Charakter“ der Österreicher. So kritisierte er den Versuch seines Intimfeindes, des Volkskundlers Leopold Schmidt, eine eigene österreichische Volkskunde zu konstruieren. Siehe SLIVK, NRW, Briefe 22968-N : Wolfram an Walter Wiora, datiert 10.10.1952. Noch 1966 kritisierte er in einem Schreiben an die Programmdirektion des ORF die in einer ORF-Sendung ausgestrahlte Behauptung, dass die Österreicher keine Deutschen seien. Siehe SLIVK, NRW, Briefe 21570-N : Wolfram an den ORF, datiert 27.10.1966. 29 Wolfram, Arndt (wie Anm. 25) 201. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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