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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
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490 Alfred Werner Höck Einstellung und seine Radikalisierung durch ausführliche Zitate, gleichsam durch ihn selbst, dokumentiert werden soll. Ende der 1920er Jahre wird die Politisierung des jungen Dozenten feststellbar. Ist er in seinen privaten Äußerungen (soweit sich der Briefverkehr erhalten hat) bis dahin kaum politisch interessiert, so nehmen ab 1928 politische Wertungen und weltanschaulich ge- färbte Gehässigkeiten merkbar zu. Es ist zu vermuten, dass seine Sozialisierung im ger- manistischen Seminar und im Germanisten-Verein, dessen Mitglied er war, und nicht zuletzt seine intensive Freundschaft mit Höfler zu dieser Entwicklung führten42. Diese Politisierung floss auch in seine wissenschaftliche Arbeit ein. Ein Zeichen dafür ist eine gezielte Polemik, die er 1929 ankündigt und die er gegen einen gewissen Herrn [Paul] Jaques Bloch in Berlin anfangen43 wolle, was er schließlich mit einiger Verzögerung mit der Veröf- fentlichung des Artikels „Gesunkenes Kulturgut und gehobenes Primitivgut“44 realisiert. Bleibt Wolfram in seinem Artikel bei einer formal kritischen Auseinandersetzung, bei der er für eine Kulturwertigkeit des „Volkes“ argumentiert, so lässt er in seinen privaten Äußerungen keinen Zweifel an der antisemitischen Stoßrichtung seines Angriffes. Diese erste theoretische Auseinandersetzung um die Interpretation von Kulturtheorie weist be- reits alle Merkmale auf, die Wolframs Arbeiten auch in Zukunft auszeichnen werden : Eine öffentliche, im Rahmen der wissenschaftlichen Begrifflichkeit geführte Polemik, und daneben eine in privaten Intrigen und Äußerungen offen gelegte politisch-weltanschau- liche Absicht. Diese Zweigleisigkeit wird prägnant zusammengefasst in seiner Aussage, dass ihm die norwegische Volkstanzforscherin Klara Semb45 geschrieben habe, dass Bloch keine Ahnung vom germanischen Tanz habe, er solle sich auf den Bauchtanz beschränken, und dann fortfährt : Das meine ich auch. Aber freilich, sagen derf man´s nicht. Doch hoffe ich, dass das rein sachliche genügen wird, um ihm recht unangenehm zu werden46. Privat polemisiert er gegen die tanzgeschichtliche Arbeit Blochs47, dass alles was bei dieser „Kom- bination Bloch + Berlin herauskommt […] psychologisch einfach trottelhaft [sei]. Natürlich fallen die arischen Gelehrten darauf hinein. Dem Bloch, der sich nebst einem Namensvetter 42 Für den dort vorherrschenden „völkischen“ Geist spricht, dass unter den habilitierten Germanisten und Volks- kundlern eine besonders hohe Anzahl an „Illegalen“-Nummern, also Mitgliedern der verbotenen NSDAP, anzutreffen war. Siehe Uwe Baur, „Eine Mehrheit an Methoden muß zur Verfügung stehen“. „Innere Emig- ration“ eines Germanisten : Hugo (v.) Kleinmayr, in : Literatur der „Inneren Emigration“ aus Österreich, hg. v. Johann Holzner, Karl Müller (Zwischenwelt 6, Wien 1998) 357–375. 43 SLIVK, NRW, Briefe 21670-N : Wolfram an Höfler, datiert 19.12.1929. 44 Richard Wolfram, Gesunkenes Kulturgut und gehobenes Primitivgut, in : FS für J. Strzygowski (Klagenfurt 1932) 185–189. 45 Klara Semb, norwegische Volkskundlerin, Choreografin und Volkstanzforscherin. 46 Wolfram an Höfler, datiert 19.12.1929 (wie Anm. 43). 47 Paul Jaques Bloch, Der deutsche Volkstanz der Gegenwart : eine volkskundliche Untersuchung (Gießen 1927). Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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