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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 493 -
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Richard Wolfram (1901–1995) 493 tive“ des Nationalsozialismus wechseln ließ. Sein Eintritt in die NSDAP im Frühjahr 1932 erfolgte im Jahr des „Take-off des österreichischen Nationalsozialismus“57 und ge- schah seinen verschiedenen schriftlichen Äußerungen nach tatsächlich aus Überzeu- gung58. Eine Rolle dürfte dabei, neben den bereits erwähnten Faktoren, die geschickt in- szenierte Propaganda, Hoffnung in eine Systemüberwindung zu setzen, gespielt haben, da den bestehenden politischen Parteien die Lösungskompetenz von immer mehr Menschen nicht mehr zugetraut wurde. Dies zeigt sich zu Beginn des Jahres 1933, als er sich über die Machergreifung der NSDAP im Deutschen Reich begeistert zeigte und an Höfler schreibt : Was sagst Du zu den Wahlen ? ! Ich sass bis ½ 2 Uhr am Radio und gestern ging ganz Wien in einen Glücksrausch. Wenigstens das anständige Wien. Selbst richtige Proletarier hörte ich er- leichtert aufseufzen : Na Gottseidank, er hats dermacht ! […] Jetzt dürfte es auch bei uns mit Riesenschritten vorwärts gehen. […] Ich habe in München Hitler gehört ! Es war wirklich ein Erlebnis. Abgesehen von der Stimmung war auch die Rede gut derartig gut und richtig, das man wirklich beglückt davon ging59. Von diesem aus Sicht Wolframs zu erwartenden Sie- geszug der NSDAP in Österreich versprach er sich auch direkte Vorteile, wie aus dem Brief weiter hervorgeht : Übrigens waren gestern bei der grossen Nazisiegesfeier in der Halle des Nordwestbahnhofes auch Bonzen : Abel60, Gleispach61, Uebersberger !62 Ich glaube, da wird man auch auf Förderung rechnen können, wenn sie auch von sich aus nichts machen werden. Ich glaube, jetzt geht es mit Riesenschritten und wir werden auch in unserer Gemeinschaft ein rascheres Tempo einschlagen müssen, sonst sind wir innerlich nicht fertig. Wenn eventuell die 57 So Ernst Hanisch, Der lange Schatten des Staates. Österreichische Gesellschaftsgeschichte im 20. Jahrhun- dert (Wien 1994) 303. 58 Ende Oktober 1938 ersuchte Wolfram die Parteileitung in München um Bekanntgabe seiner alten Partei- nummer. Laut seinen eigenen Angaben in diesem Schreiben erfolgte der Parteieintritt Ende Mai 1932 im 5. Gemeindebezirk (Margareten) in Wien. Siehe BAB, Personalakt Richard Wolfram (PA Wolfram) : Richard Wolfram an die Reichsleitung der NSDAP, München, datiert 27.10.1938 ; Laut Eintragung in der „Reichs- karte“ der NSDAP war Wolframs Parteimitgliedsnummer : 1088974. Siehe ebd.: Reichsamtsleiter der NSDAP an den komm[issarischen] Gauschatzmeister des Gaues Wien der NSDAP, datiert 07.12.1938 ; Laut der poli- tischen Beurteilung Wolframs durch den SD-Führer des SS-Oberabschnittes Donau verlor Wolfram nach dem Juli 1934 (also dem Monat, in dem der NS-Putschversuch stattfand) die Verbindung zur Partei und leistete seit 1937 wieder regelmäßig seinen Mitgliedsbeitrag. Siehe Österreichisches Staatsarchiv (OeStA)/Archiv der Republik (AdR), Stillhaltekommissar, Mappe 1 : Führer des SS-Oberabschnittes Donau des Sicherheitsdienstes des Reichsführers-SS in Wien an den Reichskommissar für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deut- schen Reich – Stab, datiert 24.08.1938 (Archivrecherche von Albert Ottenbacher 1999). 59 SLIVK, NRW, Briefe 21644-N : Wolfram an Höfler, datiert 07.03.1933. 60 Othenio Abel, Paläontologe und Evolutionsbiologe, Professor an der Universität Wien. Stark antisemitisch in seiner Fakultätspolitik, stand den Nationalsozialisten nahe. 61 Wenzeslaus (Graf) Gleispach, Jurist, Professuren an den Universitäten Wien und Berlin. Stand der NSDAP nahe. 62 Zu Uebersberger siehe den Beitrag von Marija Wakounig in diesem Band.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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