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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 497 -
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Richard Wolfram (1901–1995) 497 Wolfram deutete vor allem die europäischen Waffentänze insbesondere die Schwert- und Kettentanzgruppen – als eine spezifische Ausprägung dieser Gemeinschaftsrituale, die er in enger Anlehnung an Höfler78 auf germanische Männerbünde und Männerriten zurückführte. Aufbauend auf den Arbeiten vor allem Weisers und Höflers, sucht Wolf- ram in den Volksüberlieferungen nach einem scheinbar unterdrückten Quellenstrom, der die Gegenwart mit der „germanischen Heidenzeit“79 verbindet. „Aus den unverstandenen Bruchstücken von geschichtlichen Nachrichten, Brauchtum und Volksüberlieferung formt sich allmählich das Bild einer Macht, deren Gestaltungskraft bis in die seltsamsten Veräs- telungen von Glaube und Brauch spürbar ist. […] so lange dieser kultisch wie soziologisch höchst bedeutsame Überlieferungsstrom intakt ist, wird er seiner wahren Bedeutung nach überhaupt nicht sichtbar. Erst bei der Verharmlosung in den Städten tritt er zutage, wenn der ursprüngliche Sinn verloren gegangen ist. Darum kann er den Eindruck später Ent- stehung erwecken, während es sich in Wahrheit um etwas ganz grundlegendes handelt.“80 „Schwerttanz und Männerbund“ ist ein typisches Wolfram-Produkt. Es ist eine mit akribischem Eifer gesammelte und ausgewählte Quellensammlung, ein breit angelegtes, sich über ganz Europa erstreckendes Panorama, in dem die verschiedensten Aspekte wie Geschichte, Verbreitung, Tanztechnik und Stil dieser Waffen- und Kettentänze behan- delt werden. Doch aller Fleiß in der Materialsammlung wird durch seine vorgefassten theoretischen Annahmen konterkariert, so dass die daraus gezogenen Interpretationen und Schlüsse nur eine Bestätigung des schon Postulierten sind. Denn es geht nicht „nur“ um die Suche nach historischen Entwicklungen von Tanzformen, sondern um den Be- weis für deren „bündische Wurzel“81 aus der Männergemeinschaft, als dessen „magisch- symbolische“ Ausprägung diese Tänze dienten. Das Bemühen Wolframs die „germanische 78 In seiner Einleitung verweist Wolfram auf die grundlegenden Ergebnisse die sich auf den Männerbund bezie- hen, die Höfler in seinem Werk : Kultische Geheimbünde der Germanen. Band 1 (wie Anm. 73) niedergelegt habe. Siehe Wolfram, Schwerttanz, 1. Lieferung (wie Anm. 67]) 4. In Wolframs Bibliotheksnachlass findet sich das Widmungsexemplar Höflers für Wolfram mit folgender Widmung : Für Richard Wolfram in der Hoff- nung auf gute Kampfgenossenschaft von O. H. Siehe SLIVK, Bibliothek Wolfram, Signatur : W-1219. Wie sehr Wolfram Höflers Überlegungen in seine Arbeit einbaute, geht aus dem Schriftverkehr zwischen den beiden hervor. Dies ging so weit, dass Höfler Wolfram nach Durchsicht seines Manuskriptentwurfes in mehreren ausführlichen Briefen Plagiatsvorwürfe machte und ihn ersuchte, seine Erkenntnisse nicht wie selbstverständ- liches Gemeingut zu verwenden. Siehe SLIVK, NRW, Briefe 24983 : Höfler an Wolfram, datiert 18.09.1933 ; Wolfram entschuldigte sich bei Höfler mit der Begründung, es handle sich um einen ersten Entwurf in dem noch vieles unredigiert sei. Er leugne keineswegs die starke Anlehnung an Höfler : Ich musste es ja tun, wenn ich über den Schwerttanz der Wahrheit gemäß schreiben wollte. Ebd. Briefe 21642-N : Wolfram an Höfler, datiert 09.09.1933. Die Angelegenheit wurde schließlich durch Zitathinweise in der Endfassung bereinigt. 79 Siehe : Richard Wolfram, Schwerttanz, 3. Lieferung (Kassel o. J. [1937/38]) 226. 80 Wolfram, Schwerttanz, 1. Lieferung (wie Anm. 67) 3. 81 Siehe Wolfram, Schwerttanz, 3. Lieferung (wie Anm. 79) 219.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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