Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 501 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 501 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

Bild der Seite - 501 -

Bild der Seite - 501 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

Text der Seite - 501 -

Richard Wolfram (1901–1995) 501 nenerbe“ unter ihrem Reichsgeschäftsführer Wolfram Sievers94. Das „Ahnenerbe“ expan- dierte in zahlreichen Bereichen des deutschen Wissenschaftsbetriebes, wodurch der Bedarf nach akademisch geschulten Forschern hoch war. Wissenschaftler, die wie Wolfram ihre NS-Überzeugung schon seit längerem bewiesen hatten95, fanden auf diese Weise schnell Auftragsarbeiten, Fördergelder und Posten. Wolfram hatte sich mit seinen Arbeiten bis dahin hinreichend als „völkisch“ orientierter Volkskundler ausgewiesen. Neben der Arbeit an seiner Habilitationsschrift hatte er bis 1938 rund dreißig wissenschaftliche Beiträge veröffentlicht96, von denen die Meisten Fragen des Volks- und vor allem der Schwerttänze behandelten, daneben aber auch Themen wie Weiberbünde97, Altersklassen und Männer- bünde in Rumänien98 oder die Julumritte im germanischen Süden und Norden99. In die- sen Arbeiten versucht er stets, Verbindungslinien zwischen den „germanischen Völkern“ herzustellen, die er immer wieder in Kulten, Bräuchen und Tänzen aufzufinden glaubt. Seine Lehrveranstaltungsskripten nach 1938 bezeugen die zu Grunde liegenden theoreti- schen Annahmen und Zielsetzungen im nationalsozialistischen Sinn100. Als solcherart ausgewiesener Fachmann auf dem Gebiet des Volkstums wurde er am 13. Juli 1938 zum Leiter der in Salzburg neu gegründeten „Lehr- und Forschungsstätte für ger- manisch-deutsche Volkskunde“ im Rahmen der „Außenstelle Süd-Ost“ des „Ahnenerbes“ 94 Wolfram Sievers, Geschäftsführer des „Ahnenerbes“ seit 1935, ab 1943 stellvertretender Leiter des Beirates des Reichsforschungsamtes. 1947 wurde er im Zuge des Nürnberger Ärzteprozesses im Zusammenhang mit tödlichen Menschenversuchen angeklagt und zum Tode verurteilt. Zur Stellung des „Ahnenerbe“ im Wissen- schaftsapparat und seinen Zielen siehe Michael H. Kater, Das „Ahnenerbe“ der SS 1935–1945. Ein Beitrag zur Kulturpolitik des Dritten Reiches (Studien zur Zeitgeschichte 6, München 42006). 95 In einem Leumundszeugnis der NSDAP Wien für Wolfram wird diesem attestiert, er habe selbst in der schwersten Systemzeit [gemeint ist die Zeit des „Ständestaates“ in Österreich 1934–1938. Anm. d. Verf.] aus seiner NS-Gesinnung keinen Hehl gemacht“. Siehe BAB, PA Wolfram : NSDAP Wien an die Reichsschrift- tumskammer – Landesstelle Österreich, datiert 09.11.1938. 96 Eine Übersicht über Wolframs Veröffentlichungen der Jahre 1927 bis 1960 findet sich im : Verzeichnis der Schriften von Richard Wolfram. Als Festgabe zu seinem sechzigsten Geburtstag dargebracht von seinen Wie- ner Freunden und Kollegen (Wien 1961) 18–30. 97 Richard Wolfram, Weiberbünde, in : Zeitschrift für Volkskunde (Neue Folge IV, Berlin 1933) 137–146. 98 Ders., Altersklassen und Männerbünde in Rumänien, in : Mitteilungen der Anhropologischen Gesellschaft in Wien 64 (Wien 1934) 112–128. 99 Ders., Die Julumritte im germanischen Süden und Norden, in : Oberdeutsche Zeitschrift für Vokskunde 11. Jg. (1937) 6–28. 100 Einblicke in seine wissenschaftstheoretische Sichtweise finden sich vor allem in seinen Vorlesungen an der Universität Wien. Etwa in seinen Übungen für Germanisten : Einführung in die Volkskunde für Lehramts- kandidaten der Germanistik (Skriptum für die Vorlesung, gehalten in den Sommer-Semestern 1942–1944). Siehe SLIVK, NRW, Lehre 16673-N. Darin findet sich die Darlegung seiner weltanschaulichen Aspekte der Beschäftigung mit der Volkskunde. Ebenso in seinem Grundriss der deutschen Volkskunde (Skriptum für die Vorlesung, gehalten im Winter-Semester 1942/43). Siehe SLIVK, NRW, Lehre 16902-N.
zurück zum  Buch Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3"
Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Österreichische Historiker