Web-Books
im Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Biographien
Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 509 -
  • Benutzer
  • Version
    • Vollversion
    • Textversion
  • Sprache
    • Deutsch
    • English - Englisch

Seite - 509 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

Bild der Seite - 509 -

Bild der Seite - 509 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

Text der Seite - 509 -

Richard Wolfram (1901–1995) 509 schlossen worden. Zu diesem Zweck sollte „die Erfassung und Sicherstellung des geistigen und dinglichen Kulturgutes aller umsiedelnden Volksdeutschen“ durch das „Ahnenerbe“ vorgenommen werden. In diesem Zusammenhang spielte der spätere „Südtiroler Prophet“ Wolfram (siehe unten Kapitel 15) eine eigentümliche Rolle, denn obwohl er nach dem Krieg stets beteuerte, sich als einfacher Volkskundler für die Bewahrung der „deutschen“ Kultur Südtirols besonders eingesetzt zu haben, wandte er sich in im November 1939 an Sievers und unterbreitete einen Plan für die Umsiedlung der Südtiroler zur Weiterleitung an den Reichsführer SS, für den Hugo Hassinger zeichne und der dem Kreise der Südostdeut- schen Forschungsgemeinschaft in Wien, an der ich auch lange mitarbeitete, entstamme134. Darin wird festgestellt : Da das Opfer dieser Umsiedlung notwendig ist, muss alles getan werden, um diese Volksgruppe in ihrer wertvollen Eigenart zu erhalten. Deshalb kann nur eine Neuansiedlung in geschlossener Gruppe und in verwandter Landschaft (keinesfalls in der Ebene) in Frage kommen. […] Ferner wären bei der Umsiedlung nach unserer Meinung erprobte und mit dem Volkstum vertraute Berater einzusetzen, die beim Wiederaufbau für eine möglichst artgemässe Gestaltung zu sorgen hätten135. Dieser Vorschlag wurde von Sievers an Himmler mit Verweis auf den Leiter unserer Forschungsstätte für „germanisch-deutsche Volkskunde“ zu Salzburg, Prof. Dr. Richard Wolfram beschleunigt weitergeleitet136. Mit die- 134 Siehe BAB, NS 21 : Wolfram an Sievers, datiert 18.11.1939 ; Laut Michael Fahlbusch war die in Wien ansäs- sige „Südostdeutschen Forschungsgemeinschaft“ bereits 1931 gegründet worden, und damit eine der älteste der insgesamt 6 regionalen Forschungsgemeinschaften. Sie entwickelte nach Kriegsbeginn eine führende Rolle auf dem Gebiet der NS-„Volkstums“-Politik, vor allem durch die Erfassung und Kartierung der deutschen Minderheiten. Ihr ursprünglicher Zweck war (zunächst in enger Rücksprache mit dem deutschen Auswärtigen Amt und vormals in der Leipziger „Stiftung für deutsche Volks- und Kulturbodenforschung“ zusammenge- schlossenen völkischen Wissenschaftlern), den Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich und die Revision der Pariser Vorortsverträge vorzubereiten. Ihr gehörten an leitender Stelle der Kulturgeograph Hugo Hassinger und die Historiker Hans Hirsch, Otto Brunner und Wilfried Krallert an. Querbeziehungen existierten zum Südostdeutschen-Institut an der Münchener Universität und mit Prag. Der Vordenker der Geopolitik, Karl Haushofer, der volkstumspolitischer Berater der NSDAP-Führung war und die Leitung im Volksdeutschen Rat übernommen hatte, vermittelte zwischen dem Auswärtigen Amt und den völkischen Wissenschaftlern in Wien und München. Er schrieb dem südostdeutschen Forschungsverbund folgende Aufgaben zu : „Die historisch- geographische Erforschung Südosteuropas diente dem Ziel, den deutschen kulturpolitischen Einfluß historisch in den Ländern bis zur Donaumündung nachzuweisen. Dabei sollten die gegenwärtigen sozioökonomischen und ethnographischen Strukturen erforscht und für die entsprechenden Interessengruppen im Bereich der Ver- waltung, der volksdeutschen Verbände und der NSDAP informell aufbereitet werden.“ Zitiert nach Michael FahlBusch, Die „Volksdeutschen Forschungsgemeinschaften“ : Ein Brain-Trust der NS-Volkstumspolitik ? [http//hsozkult.geschichte.hu-berlin.de/beitrag/diskusio/nszeit12.htm], letzter Zugriff 04.01.2014. 135 BAB, NS 21 : Wolfram an Sievers (wie Anm. 134). 136 Ebd. Wolfram Sievers an den Präsidenten des „Ahnenerbe“, Himmler, Berlin, datiert 22.11.1939. Bereits wenige Tage später erfolgte die Antwort, dass Himmler grundsätzlich mit dem Vorschlag des […] Prof. Dr. Richard Wolfram einverstanden sei. BAB, NS 21 : Der Reichsführer-SS Persönlicher Stab an das „Ahnenerbe“, Berlin-Dahlem, datiert 27.11.1939.
zurück zum  Buch Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3"
Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
Web-Books
Bibliothek
Datenschutz
Impressum
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Österreichische Historiker