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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
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Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984) 551 bereits erwähnten Buch „Österreich. Erbe und Sendung in deutschem Raum“ (1936)107. Von der katholisch-konservativen Publizistik wurden sie wegen ihrer deutschzentrierten Deutung des Reichsbegriffs abgelehnt108. Es war der Kreis, charakterisierte es Boroda- jkewycz zusammen mit Böhm 1940 in einem Verteidigungsschreiben für den Verhafteten Verleger Müller, der grossdeutsch bezw. nationalsozialistisch eingestellten Katholiken, die in Österreich in unbedingter Treue zum Reich und seiner neuen Führung standen und auch in der Zukunft gestanden sind109. Die „Anschluss“-Hoffnungen dieser Intellektuellen waren mit dem Begriff des „Reiches“ und einer universalistischen Reichstradition verbunden, in der Österreich lange Zeit eine führende Rolle zukam, die ihm im Rahmen des neuen, nationalsozialistischen Deutschland und eines (gesamt)deutsch geordneten Mitteleuropa auch realiter wieder zufallen sollte. Noch bevor er der illegalen nationalsozialistischen Partei beitrat, deutete Borodaj- kewycz in seinen Überlegungen für die Gestaltung des Wiener Katholikentages an, wel- che Bedeutung er der „Reichsidee“, verbunden mit christlichem Gedankengut, beimaß. Die Symbolik des Katholikentages sollte als ein Bau des Reiches und eine Neuschaffung von Mitteleuropa gestaltet werden. Mittelalterliches Kaisertum und die deutsche Ostkolonisa- tion sollten als die zwei grössten geschichtlichen Tatsachen des deutschen Volkes auch in der Gegenwart Nachahmung finden. Es muss eine grosse Idee gewesen sein, die in der Besiedlung des Ostens ihre Verwirklichung fand, die dazu führte, dass unser Mitteleuropa wesentlich ein deutsches Gepräge bekam. Wie gerade unsere Wiener historische Schule erweisen konnte (Prof. H. Hirsch), kann diese grosse Tat weder biologisch noch militärisch erklärt werden. […] Die grosse Idee, in deren Bann die deutschen Könige standen, war die vom augustinischen Gottes- staat, von der Verwirklichung des Gottesreiches auf Erden. Deutsche Ostpolitik war zugleich christliches Siedlungswerk, war Mission. Und diese zugleich christliche Tendenz der deutschen Mitteleuropa-Politik war nur möglich, weil die Potestas des deutschen Königs über eine pri- mitive Machtpolitik erhöht war durch die schönste und heiligste Krone des Abendlandes, weil der Inhalt des Reiches eben ein zutiefst christlicher war. Die christliche Kaiseridee ermöglichte geradezu die deutsche Ostpolitik, verlieh ihr den Schwung und die Anziehungskraft auf die öst- 107 Diesen Bänden ging der Sammelband „Bekenntnis zu Österreich“ voraus, der 1932 im Volk und Reich Ver- lag erschienen war, siehe Wandruszka, Österreichs politische Struktur (wie Anm. 105) 411. 108 Dietrich v. Hildebrand charakterisierte am 17.03.1935 in der Zs. „Christlicher Ständestaat“ 266 die Ka- tholisch-Nationalen als eine Akademikerschicht, „die unter dem Einfluß missverstandener Ideologien der Jugendbewegung und ‚brückenbauender‘ Sophisten des Nationalismus dem Fasczinosum eines durchaus nicht auf katholischem Boden gewachsenen, scheinbar konservativen, ‚gesamtdeutschen‘ Ideals stand, das sie unglücklicherweise für identisch mit der katholischen Reichsidee hielt“. Zit. nach Brigitte Behal, Kon- tinuitäten und Diskontinuitäten deutsch-nationaler katholischer Eliten im Zeitraum 1930–1965. Ihr Weg und Wandel in diesen Jahren am Beispiel Dr. Anton Böhms, Dr. Theodor Veiters und ihrer katholischen und politischen Netzwerke (Diss. Wien 2009) 178. 109 ÖStA KA, NL TB, Sig. B1251/95.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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