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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 555 -
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Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984) 555 teilung durch seinen Gruppenleiter der NSDAP-Ortsgruppe Schottenfeld, Walter Babel, im Juli 1938. Borodajkewycz selbst gab zu, dass er seine Privatwohnung der Stabsführung der Wiener SA für ihre Sitzung oder öfters auch Parteigenossen aus dem Altreich […] als Ab- steigquartier zur Verfügung stellte, dass er Gutachten für die illegale Landesleitung schrieb, die der jetzige Staatssekretär Dr. F. Wimmer ausgearbeitet hatte und dass er Organisations- pläne, Abrechnungen und verschiedene Akten der Wiener SA verwahrte sowie Arbeiten für das Kulturreferat der NSDAP leistete. Borodajkewycz vergaß auch nicht, auf seine wissenschaftlichen Arbeiten und Vorträge aufmerksam zu machen, welche den Ideen des Nationalsozialismus dienten und deshalb in der Systempresse, sogar in französischen Zeit- schriften heftig angegriffen wurden124. Ähnliche Aussagen sind in einer Beurteilung vom November 1938 anzutreffen, nach der Borodajkewycz in der Verbotszeit [auch] im Staats- archiv im nat. soz. Sinne gewirkt hatte, als er mit Wissen des Leiters des Amtes Dr. Hofrat Bittner Dokumentenabschriften für die N.S.D.A.P. anfertigte125. Noch im Dezember 1942, als sich bereits kritische Stimmen gegen ihn erhoben, schätzte ihn das Amt für Beamte der Wiener Gauleitung der NSDAP als zweifellos einer der besten Kenner der Strömungen im kath. Lager ein, die wir haben, und der dank seiner hervorragender Intelligenz, seiner persönlichen Liebenswürdigkeit und seines diplomatischen Geschicks sicherlich von grösstem Wert für die Bewegung sei. Der Partei-Referent Kasper zweifelte nicht an der Lauterkeit seiner ns-Gesinnung, wobei er auch nach seinen ausgebreiteten Beziehungen zu leitenden Kreisen der Bewegung urteilte, und sah in ihm in erster Linie einen Wissenschaftler mit hervorragender Rednergabe und Organisationstalent, die ihn zur Bekleidung eines führenden Posten besonders geeignet erscheinen ließen126. Es muss freilich bemerkt werden, dass ideologisch denkende Parteibeamte, die Borodaj- kewycz politische Charakteristik zu begutachten hatten, seine offene katholische Verwur- zelung nicht ohne weiteres einordnen konnten. Merkwürdig erschien ihnen beispielsweise, dass er sehr viel mit katholischen Geistlichen Umfang pflegte127 und auch oft solche beher- bergt hatte128. Sie mussten sich sogar in der Frage seines angeblichen früheren Daseins als Priester informieren, von dem Parteigenossen aus Borodajkewycz’ Wohnort offensichtlich überzeugt waren129. Sein Versuch, eine Brücke zwischen Katholizismus und Nationalso- zialismus zu bauen, wurde in den internen Bewertungen nirgends erwähnt. In gewisser Weise positiv für seine nationalsozialistische Beurteilung war das Ergebnis von Durchsu- chungen seiner Wohnung durch die Gestapo in den Wochen nach dem „Anschluss“, bei 124 Ebd. S. 10, Fragebogen vom 12.06.1938. 125 Ebd. S. 30, Politische Beurteilung der Gauleitung Wien, 25.11.1938. 126 Ebd. S. 36, Politische Beurteilung vom 07.12.1942. 127 Ebd. S. 29, Politische Beurteilung vom Gaupersonalamt vom 06.12.1938. 128 Ebd. S. 30, Politische Beurteilung der Gauleitung Wien, 25.11.1938. 129 Ebd.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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