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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 556 -
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556 Jiří Němec denen keine belastenden Materialien gefunden werden konnten130, obgleich die in seinem Schreibtisch aufbewahrte Korrespondenz beschlagnahmt wurde. Es wurde letztlich zur Kenntnis gebracht, dass er streng religiös war, wie sein Archivkollege Fritz Reinöhl mit- teilte131, doch ein entschiedener Gegner des politischen Katholizismus ; dass er also zwar aus dem klerikalen Lager stammte, doch spricht für seine national-sozialistische Ausrichtung sein Verhalten während der Verbotszeit132. Eine drohende Bemerkung am Ende dieser Beurtei- lung des Gaupersonalamtes über die Notwendigkeit einer erneuerten Überprüfung der Sache nach sechs Monaten133 spielte zumindest für die folgenden drei Jahre anscheinend keine Rolle mehr. Borodajkewycz wirkte offensichtlich loyal für das Hitler-Regime, neben seiner Tätigkeit an der Universität Wien hielt er Vorlesungen zu deutscher Geschichte an der Wiener Verwaltungsakademie (Zweigstelle Salzburg) und beteiligte sich an verschie- denen Vorträgen vor offiziellen staatlichen und parteilichen Stellen, vor Polizeibeamten oder in der gleichgeschalteten Wiener Urania134. Zugleich unterließ er sowohl eine offene Unterstützung als auch Kritik an der katholischen Kirche. Seinen damaligen Angaben für die Parteibehörden nach beendete er seine Mitgliedschaft in der CV-Verbindung Norica noch vor dem März 1938135. Eine seiner letzten öffentlichen Aktivitäten mit direktem Bezug zur katholischen Kirche ging aus der Tätigkeit der österreichischen pronazistischen Arbeitsgemeinschaft für den katholischen Frieden hervor, der sich Borodajkewycz Mitte 1930er-Jahre angeschlossen hatte136 : Einen Brief vom 7. April 1938 an den Wiener Kar- 130 Ebd. Der Inhalt des Schreibtisches wurde dem Genannten angeblich [sic] nach kurzer Zeit mit dem Bemerken, dass alles in Ordnung ist, zurückgestellt. 131 Ebd. S. 31, Politische Beurteilung der Gauleitung Wien, 25.11.1938 (andere Fassung mit Angabe der Aus- kunftspersonen). 132 Ebd. S. 29, Politische Beurteilung vom Gaupersonalamt vom 06.12.1938. Ähnlich auch ebd. S. 22 in der Be- urteilung desselben Personalamtes vom 15.10.1939 : Trotz seiner streng religiösen Einstellung hat er sich immer als Nationalsozialist verhalten. 133 Ebd. S. 29 Politische Beurteilung vom Gaupersonalamt vom 06.12.1938. 134 Sein Urania-Vortrag „Wien unter Franz Josef I.“ rief Empörung im Wiener Verein „Die letzten Schönerianer“ hervor, da er Kaiser Franz Josef I. als einen „Deutschen Fürsten“ vorstellte. Kaiser Franz Josef I. war angeblich zu tschechen- und slavenfreundlich um dieses Prädikates würdig zu sein. ÖStA KA, NL TB, Sig. B1251/127, Abschrift des Aufsatzes „Man fragt : Wozu“ aus den Mitteilungen des Vereines „Die letzten Schönerianer“, 3. Jg., Folge 4 (15.04.1942). Beim Kreisgericht der NSDAP wurde dieser Aufsatz auch als Indiz für seine Haltung erwähnt. 135 Seine Aussagen in dieser Sache variieren. Einmal wird 1934 als das Jahr seines Austrittes aus der Verbindung angegeben, ein anderes Mal Ende 1937 bzw. Februar 1938. Vor dem Wiener Kreisgericht sagte Boroda- jkewycz aus, er sei Ende 1937 ausgetreten und erklärte, im Auftrag der Leitung der illegalen Partei gehandelt zu haben (dass er, obwohl Parteigenosse, nur auf Auftrag des damaligen Gauleiters [Josef ] Leopold und des Pg. Dr. Erich Führer Mitglied der VB geblieben ist). ÖStA KA, NL TB, Sig. B1251/127, Urteil des Kreisgerichtes Wien I der NSDAP vom 7. Juni 1943. 136 Interview Ackerl (wie Anm. 27). Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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