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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
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560 Jiří Němec Höttl soll mit Borodajkewycz ein ausgesprochen freundschaftliches Verhältnis gepflegt ha- ben, welches auch auf eine weltanschaulich mindestens unklare Einstellung Höttls schliessen lässt. Die Kirchenarbeit wurde angeblich deshalb aus der Zuständigkeit Höttls entfernt. Der anklagende SS-Offizier schrieb dies mit Genugtuung, weil Höttl die Ansicht vertreten [haben soll], dass eine radikale Bekämpfung der Kirche die Vernichtung der Kultur bedeuten würde152. Was aus den Akten ohne Zweifel hervorgeht ist, dass Borodajkewycz als ein enger Vertrauensmann Höttls und damit als ein langjähriger Mitarbeiter des Wiener SD gelten kann. Laut Höttls Verteidigungsschrift arbeitete Borodajkwycz bereits seit 1934 mit dem SD zusammen und war ein Mitarbeiter, der Höttl die schönsten Erfolge verschaffte153. Besonders seine Berichterstattung über die katholikenfreundlichen Tendenzen [des Reichskommissars für die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Reich] Bürckels sowie seine Berichte aus Rom wurden im RSHA geschätzt, wie Höttl in August 1941 in seinem Bericht notierte, der in Zusammenhang mit der Ernennung Borodajkewycz’ zum Leiter des Deutschen wissenschaftlichen Instituts (DWI) in Agram (Zagreb) entstand154. Borodajkewycz wurde damals aber vom Rektor der Hochschulle für Welthandel in Wien, Professor Kurt Knoll, scharf kritisiert155. Die Argumentationsweise Höttls für Borodajkewycz war im Prinzip dieselbe, wie sie auch im Gauakt anzutreffen ist. Die Behauptung Knolls von einer en- gen Beziehung Borodajkewycz’ zur katholischen Aktion, die für Nationalsozialisten die gefährlichste Form des politischen Katholizismus darstellte, wurde von Höttl negiert. Er zählte Borodajkewycz zu den Führern der national-katholischen Gruppe, die die schwersten Kämpfe mit der katholischen Aktion hatte ; für den SD habe Borodajkewycz immer in der anti-kirchlichen Sparte gearbeitet ; er sei zwar in irgendeiner Form noch gläubiger Christ, aber Während er immer wieder beteuerte, diese Beziehungen nur aus praktischen Gründen aufrechtzuhalten, musste ich allmählich feststellen, dass diese Beziehungen viel zu freundschaftlich sind, besonders das Verhältnis zu Boro- dajkewycz. Polte dachte vermutlich an die Gruppe der Katholisch-Nationalen, wie die spätere Nennung von Glaise-Horstenaus beweist. Daneben wurden auch einige österreichische und böhmisch-mährische Adelige namentlich erwähnt (Gräfin Palffy, Prinz Rohan – ebenfalls eine politisch sehr schillernde Figur). 152 Ebd. 153 Ebd., Schreiben Höttls vom 05.07.1942. Behal, Kontinuitäten (wie Anm. 112) 192, fand in anderem Ma- terial zu Höttl, das im Münchener Institut für Zeitgeschichte verwahrt wird, dass auch Anton Böhm wie Borodajkewycz seit 1934 ein enger Mitarbeiter des Wiener SD war. 154 Zu DWI in Zagreb siehe Frank-Rutger Hausmann, „Auch im Krieg schweigen die Musen nicht“. Die Deutschen Wissenschaftlichen Institute im Zweiten Weltkrieg (Göttingen 2002) 303–321, ohne Erwähnung Borodajkewycz’. Aus dem Bericht Höttls geht hervor, dass Borodajkewycz wahrscheinlich ein Kandidat des Auswärtigen Amtes war, er bekam vom SD Wien zuerst positive Empfehlungen (Höttls), dann aber lehnte Knoll, der in dem Bericht als ein Präsident des DWI und ehrenamtlicher Mitarbeiter der SD Wien angeführt wird, die Kandidatur Borodajkewycz’ ab. 155 Knoll sah in Borodajkewcz einen Anhänger des Schuschnigg-Regimes. Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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