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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Seite - 587 -
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Seite - 587 - in Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3

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Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984) 587 Obwohl Borodajkewycz im Januar 1946 seiner Dienststelle im Wiener Staatsarchiv, die er Dank Archivdirektor Bittner auch während seiner Prager Zeit behalten konnte, mit- tels Bescheid des Liquidators der Einrichtungen des Deutsches Reiches verlustig ging261, suchte er bald regelmäßig wieder Wiener Archive auf, wo er auf Schicksalskollegen traf, nämlich auf wegen ihrer Tätigkeit während des NS-Regimes entlassene Historiker und Archivare, so etwa Friedrich Wilhelm Antonius, Otto Brunner, Robert Lacroix, Josef Karl Mayr, Fritz Reinöhl und Robert Schwanke262. Das Erscheinen dieser Personen in den Archiven löste Empörung und Misstrauen im österreichischen Bundeskanzleramt aus, dessen Beamte im Frühling 1947 sogar einen Erlass ausgaben, der ehemaligen Partei- genossen Forschungen in Wiener Archiven untersagte. Binnen 10 Minuten mussten alle Personen dieser Kategorie die Arbeit abbrechen und die Häuser verlassen ! Wir kämpften seit Wochen gegen die Aufhebung dieser völlig willkürlichen, gesetzlich in keiner Weise fundier- ten Bestimmung, bisher aber vergeblich, teilte Borodajkewycz Srbik mit263. Bei den uner- wünschten Personen handelte es sich unter anderem um eine Forschergruppe, die sich wahrscheinlich unter Mithilfe Borodajkewycz’ um den aus Prag nach Wien übersiedelten Eduard Winter gebildet hatte264. Die Mitglieder bekamen Forschungsaufträge und Sti- pendien, damit sie umfangreiche Archivrecherchen vor allem zur russischen Geschichte und zur österreichischen Arbeiterbewegung im Rahmen eines neu aufgebauten Instituts für Wissenschaft und Kunst in Wien durchführten265. Die Stipendien in Höhe bis zu 750 Schilling bedeuteten für die vom Verbotsgesetzt betroffenen Historiker eine finanzielle Verbesserung ihrer sonst tristen finanziellen Lage. Wie sich Borodajkewycz im Briefwech- sel mit Freunden und Kollegen äußerte, war es eine gelungene wissenschaftliche Arbeit : Er selbst recherchierte bis 1947 über die kaiserliche Diplomatie zur Zeit Zar Peters des 261 ÖStA AdR, BM Unterricht, PA TB, Abschrift des Bescheids des Liquidators der Einrichtungen des Deut- schen Reiches in der Republik Österreich vom 22.01.1946. 262 Michael Hochedlinger, Thomas Just, „Diese Diebstähle sind einzig in der Geschichte aller Archive der Welt“. Die Affäre Grill. Ein Beitrag zur Personalgeschichte des Haus-, Hof- und Staatsarchivs zwischen 1. und 2. Republik, in : MIÖG 113 (2005) 362–388, hier 380. 263 ÖStA KA, NL TB, Sig. B1251/88, Schreiben Borodajkewycz’ an Srbik vom 26.04.1947. 264 Borodajkewycz meldete an das zuständige Arbeitsamt, dass er bereits seit 29.01.1946 (sic !) als unbesoldete wissenschaftliche Hilfskraft beim Institut für Wissenschaft und Kunst arbeitete. Seit 01.07.1946 war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei der Abteilung Forschungsgemeinschaft für Geschichte Russlands und der slawischen Völker angemeldet, die mit der Durchführung von Archiv-Facharbeiten beauftragt war. Die letzte Bestätigung dieser Tätigkeit stammt vom 25.04.1947. Ebd., Sig. 1251/2, Bestätigung seiner Arbeitstätigkeit vom 29.01.1946, 10.07.1946 und 25.04.1947. 265 Winter leitete in dem Institut für Wissenschaft und Kunst Forschungsgemeinschaften zur Geschichte Russ- lands und der slawischen Völker sowie zur österreichischen Arbeiterbewegung. Zur Winters Tätigkeit und auch zur Geschichte der ersten Jahre des Instituts für Wissenschaft und Kunst siehe Němec, Eduard Winter (wie Anm.198) 66f.
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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