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Österreichische Historiker - Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
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590 Jiří Němec 1954 kandidierte Borodajkewycz bei den Nationalratswahlen für den Verband der Unab- hängigen im Wahlkreis Wien274 und erschien Ende der 1950er-Jahre an führenden Posi- tionen einiger neu entstandener Institutionen. So amtierte er als Vorsitzender des „Allge- meinen Deutschen Kulturverbandes“ und als Vizepräsident des 1957 unter anderem von Erich Führer und Karl Anton Rohan gegründeten „Neuen Klubs“, dem Nachfolger des 1939 aufgelösten „Deutschen Klubs“ – also in Organisationen, die dem sich formieren- den rechtsextremen Milieu in Österreich angehörten275. Trotz einiger großdeutscher und antisozialistischer Kontinuitäten in seinem Den- ken nahm er jedoch kritisch von einem primitiven Nationalsozialismus und von der Person Hitlers Abstand. Seinen späteren Aussagen nach sei Hitler von „herostratischer Maßlosigkeit und Verblendung“ und Kriegshunger besessen gewesen und habe die große „Chance“ auf Verwirklichung eines gesamtdeutschen Reiches in Mitteleuropa ver- geudet276. In einem anderen Artikel nannte Borodajkewycz Hitlers Politik „politische 20% vernünftigen und deutschbewussten ÖVPlern, denn auch solche gibt es. Der Kreis bildete sich vor 3 Jah- ren, Manager waren der Bezirksparteiobmann der ÖVP des Ennstales (Liezen) Dr. [Alfred] Rainer, ehemaliger HJ-Führer und Schwerkriegsversehrter, und Prof. Hans Koch, der Osteuropäer, der damals im Ennstal sass […]. Ständige Mitglieder […] sind u. a.: Hans Steinacher, [Hermann] Raschhofer, Bruno Brehm, Prof. Schmid, der erste Wiener ns Studentenführer und spätere Gauwirtschaftsberater [Hugo] Jurys, Dr. Manfred Jasser, der be- kannte Publizist, Helmut Schuster (Rudolfina), Chefredakteur des Grazer „Südostechos“ und eindeutig deutsch gesinnt, Franz Riedl, [Josef ?] Klaus, ein grosser Teil der Redaktion der „Salzburger Nachrichten“ etc. Hausherr ist der sehr gediegene steirische Landeshauptmann [Josef] Krainer, ständige Teilnehmer neben ihm die Nationalräte Dr. [Alfons] Gorbach und Prof. [Franz] Gschnitzer. […] Die Tagungen finden entweder in Pürgg oder bei Bad Aussee statt. Zu Jahresbeginn wollte der Kreis mit einer Winter-Hochschule in Schladming oder Gröbming vor die Oeffentlichkeit treten, doch musste der Termin […] verschoben werden. Das Projekt bleibt. NÖ Landesarchiv, NL Ernst Klebel, Kt. I, Mappe 2, Schreiben Borodajkewycz’ an Klebel vom 07.12.1954. 274 ÖStA AdR, BMI/GA, 217 R, Taras Borodajkewycz, S. 71, Kartei mit Daten über Borodajkewycz vom 25.05.1962. 275 Ebd. Siehe auch Erker, HuBer, Pflegestätte (wie Anm. 106). Im Klub hielt Borodajkewycz etwa die Vor- träge „50 Jahre Republik Österreich“ und „Saint-Germain und die Folgen“. Zum Begriff „Rechtsextremis- mus“ siehe Art. „Rechtsextremismus“, in : Wörterbuch der politischen Sprache in Österreich, hg. v. Ewald EhtreiBer (Wien 2007) 349–351. 276 Vgl. dazu seinen Aufsatz : Gedanken zum 1. Sept. 1939 und seinen Folgen, in : Aus Politik und Zeitge- schichte. Beilage zur Wochenzeitung das Parlament B36/64 vom 02.09.1964, 12–14. Borodajkewycz bewer- tete die gesamtdeutsche Motivation von Hitlers Politik in Mitteleuropa als berechtigt, lehnte dessen weitere Kriegspolitik aber als von der gesamtdeutschen Perspektive her gesehen sinnlos ab : „Es blieb Hitlers he- rostratischer Maßlosigkeit und Verblendung vorbehalten, diese für einen deutschen Staatsmann einmalige Chance brutal beiseite zu schieben, ein an sich gerechtes und diskutierbares Anliegen zu einem leichtfertigen Kriegsanlaß umzuformen und damit den zweiten großen Weltbrand zu entzünden. Wer sich an den Sommer 1939 zurückerinnert, wird zugeben müssen, daß ein Grund für einen Krieg in Europa nicht vorhanden war. Deutschland zumal war von keiner Seite bedroht oder in seinen vitalen Interessen gefährdet, es sei denn man verstieg sich zu der Behauptung, diese Interessen im Osten bis zum Ural finden zu wollen. Es hatte die Fesseln von Versailles abgestreift, den kleindeutschen Nationalstaat Bismarcks durch die Eingliederung Ös- Open Access © 2019 by BÖHLAU VERLAG GMBH & CO.KG, WIEN KÖLN WEIMAR
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Österreichische Historiker Lebensläufe und Karrieren 1900–1945, Band 3
Titel
Österreichische Historiker
Untertitel
Lebensläufe und Karrieren 1900–1945
Band
3
Autor
Karel Hruza
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2019
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20801-3
Abmessungen
17.0 x 24.0 cm
Seiten
630
Schlagwörter
Lebensläufe, Werke und gesellschaftliches Wirken österreichischer Historikerinnen und Historiker, Geschichtsforschung
Kategorie
Biographien

Inhaltsverzeichnis

  1. Österreichische Historiker 1900–1945. Einleitung und Kommentar zum dritten Band 9
  2. Oswald Redlich (1858–1944). Historiker über oder zwischen den Parteien ? 29
  3. Ludo Moritz Hartmann (1865–1924). Geschichtsschreibung im Lichte der frühen Sozialdemokratie Österreichs 67
  4. Hermann Wopfner (1876–1963). Der „treueste Sohn Tirols“ 97
  5. Hugo Hassinger (1877–1952). Volkstumsforscher, Raumplaner, Kartograph und Historiker 123
  6. Hans Uebersberger (1877–1962). Eine Gratwanderung : (S)eine Karriere im Fokus privater und öffentlich-beruflicher Spannungen 157
  7. Adolf Helbok (1883–1968). „Ich war ein Stürmer und Dränger“ 185
  8. Camillo Praschniker (1884–1949). Wiedergewinnung aus der Zerstörung 313
  9. Balduin Saria (1893–1974). „Ein deutschsprachiger Sohn der Untersteiermark“ 379
  10. Erna Patzelt (1894–1987) und Lucie Varga (1904–1941). Leben zwischen Kontinuität und Diskontinuität 405
  11. Otto Brunner (1898–1982). „Nicht der Staat, nicht die Kultur sind uns heute Gegenstand der Geschichte sondern Volk und Reich.“ 439
  12. Richard Wolfram (1901–1995). „Wir haben einen Stern, dem wir gefolgt sind“ 479
  13. Taras (von) Borodajkewycz (1902–1984). Zwischen Katholizismus und Nationalsozialismus : Der Versuch, das Unvereinbare zu verbinden 527
  14. Abkürzungsverzeichnis 607
  15. Abbildungsnachweis 610
  16. Personenregister 611
  17. Autorinnen und Autoren 625
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