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Großmacht der Barockzeit#

Großmacht der Barockzeit
Großmacht Österreich im Europa des 18. Jh.
© Copyright Verlag Ed. Hölzel, Wien, für AEIOU.

Die Epoche nach dem Dreißigjährigen Krieg war durch die Schwächung des Kaisertums im Heiligen Römischen Reich und die Stärkung der Landesfürsten gekennzeichnet. Auch für die Habsburger-Kaiser standen in dieser Epoche nicht die Interessen des Reichs im Vordergrund, sondern der äußere Schutz und die innere Konsolidierung der eigenen Erbländer.


Nach wie vor war das Osmanische Reich der mächtigste Nachbar. Vermutlich wegen vielfältiger innerer Probleme hatte es nicht in den 30-jährigen Krieg eingegriffen. Die Bedrohung wurde für Österreich wieder akut, als sich das Osmanische Reich um 1660 Siebenbürgen untertänig machen wollte. 1664 gelang erstmals einem christlichen Heer unter Raimund Graf Montecuccoli ein eindrucksvoller Sieg bei Mogersdorf-St. Gotthard, von dem Kaiser Leopold I. die Möglichkeit ableitete, auch in Ungarn die Gegenreformation durchzuführen. Daraufhin kam es zu Verschwörungen des Adels (Magnatenverschwörung), die vom Kaiserhof durch Hinrichtung führender Männer 1671 unterdrückt wurden. Die Unruhen in Ungarn hielten bis zum großen Türkenkrieg von 1683-99 an (Türkenkriege).


Die 2. Hälfte des 17. Jahrhunderts war in Österreich durch den Abschluss der Gegenreformation geprägt. Alle erkennbaren Reste des Protestantismus wurden beseitigt und viele Menschen zur Auswanderung gezwungen, durch Gründung neuer Wallfahrtsorte wurde der katholische Glaube gefördert und gefestigt. Mariazell wurde zum führenden Wallfahrtsort ausgebaut, neue Wallfahrerzentren entstanden in Niederösterreich in Maria Taferl, auf dem Sonntagberg, bei Gutenstein und in Maria Dreieichen bei Horn, in Oberösterreich auf dem Pöstlingberg bei Linz, in der Steiermark in Pöllau.


Die politische Macht konzentrierte sich bei wenigen Familien, die auch über entsprechende Einnahmen verfügten und so die prunkvollen Barockbauten finanzieren konnten. Auch wirtschaftliche Impulse, wie die Gründung von Fabriken oder die Umformung von Besitzungen in Wirtschaftsherrschaften, gingen vom Adel aus. Manche hatten Erfolg, wie Ferdinand Sigmund Graf Kurz in Horn, andere erlitten Schiffbruch oder wurden in Korruptionsfälle verwickelt wie Georg Ludwig Graf Sinzendorf in Walpersdorf. Im Sinne des Merkantilismus stand die Wirtschaft nun im Zentrum des Interesses. Johann Joachim Becher oder Wilhelm von Schröder entwickelten zu deren Ausbau umfangreiche Theorien, die Umsetzung in die Praxis gelang allerdings nicht auf Anhieb. Als dritte Persönlichkeit in dieser Reihe verlieh Philipp Wilhelm von Hörnigk dem wirtschaftlich-politischen Optimismus der Epoche mit dem Titel "Österreich über alles, wann es nur will" Ausdruck. Als Rückschläge sind in dieser Zeit die Vertreibung der Juden aus Wien unter Kaiser Leopold I. 1669/70 (Umgestaltung des Ghettos in die Leopoldstadt) und die schwere Pestepidemie von 1679 anzusehen.


Die kriegerische Eskalation in Ungarn, wo die Osmanen den Kuruzzenkönig Emmerich Thököly von Késmark unterstützten, führte 1683 zum letzten großen Vorstoß eines osmanischen Heeres. Unter dem Befehl des Großwesirs Kara Mustafa kam es ab dem 14. Juli zur 2. Türkenbelagerung Wiens, die umliegenden Regionen wurden durch die Tataren verwüstet. Während Wien von den Verteidigern gehalten werden konnte, gelang einem unter dem Oberbefehl des Polenkönigs Johann III. Sobieski stehenden Heer am 12. September eine vom Kahlenberg ausgehende Entsatzschlacht, die zur Vernichtung der osmanischen Verbände führte und die Rückeroberung Ungarns einleitete.

Noch 1683 begannen die kaiserlichen Truppen den Feldzug in Ungarn, der in den darauffolgenden Jahren zahlreiche Erfolge brachte. Am 3. 9. 1686 wurde Buda erobert, Siebenbürgen konnte besetzt und der kaiserlichen Herrschaft einverleibt werden, unter Ludwig von Baden drangen die Kaiserlichen bis Südserbien vor, wo man 1689 Belgrad eroberte und bei Niš siegte. Nach einer vorübergehenden Phase von Rückschlägen konnte der neue kaiserliche Feldherr Prinz Eugen am 11. 9. 1697 bei Zenta den entscheidenden Sieg erringen. Im folgenden Frieden von Karlowitz wurde ganz Ungarn mit Ausnahme des Banats und Siebenbürgens habsburgisch. Nun konnte auch der Kampf um das Erbe der spanischen Verwandten gegen Frankreich gewagt werden (Spanischer Erbfolgekrieg).

Nach 1648 hatten die Österreicher als Stütze der habsburgischen Kaiser mehrere Kriege für das Reich gegen Frankreich geführt, dabei aber selten politische Erfolge erzielt. Das Elsaß mit Straßburg kam an Frankreich, auch gegen die Spanische Niederlande errang Frankreich Vorteile. Als im Jahr 1700 die spanische Linie der Habsburger ausstarb, beanspruchten die Österreicher die Erbschaft, obwohl der letzte spanische König, Karl II., das Erbe den mit ihm näher verwandten Bourbonen zugedacht hatte. Unterstützt von England und den Niederlanden, versuchte Karl, der jüngere Sohn von Kaiser Leopold I., in Spanien Fuß zu fassen, während sein älterer Bruder Joseph I. den Krieg in Italien, Deutschland und den Niederlanden führte. Den Verbündeten gelangen hier mehrere Siege, aber keine Entscheidung. Als Joseph I. 1711 starb und Karl VI. auch die Kaiserwürde und die österreichischen Länder erben sollte, verlor er die Unterstützung der Westmächte und musste sich zum Frieden entschließen, der in Rastatt und Baden (für das Reich) zustande kam. Vom spanischen Erbe erhielten die Österreicher die Niederlande (Belgien), Neapel und Sardinien (später Sizilien), Mailand und Mantua. Als Prinz Eugen in einem neuerlichen Türkenkrieg 1717 Belgrad eroberte, erreichten die habsburgischen Länder nach dem Frieden von Passarowitz 1718 ihre größte Ausdehnung.

Karl VI. wollte die erreichte Machtfülle in seiner Familie weitergeben, auch wenn er keine männlichen Erben besaß. Mit der 1714 verkündeten Pragmatischen Sanktion, die bis 1722 von allen Landtagen anerkannt wurde, konnte der Zusammenhalt der habsburgischen Länder auch unter der Erbfolge von Töchtern gesichert werden. Außenpolitisch musste dieser Erfolg durch Zugeständnisse erkauft werden, die die kaiserliche Macht weiter beeinträchtigten. Dies wurde schon im polnischen Thronfolgekrieg 1733-35 deutlich, als Neapel und Sizilien verlorengingen, sowie in einem weiteren Türkenkrieg 1737-39, der zum Verlust von Belgrad und Nordserbien führte.

Diese Periode nach der erfolgreichen Türkenabwehr war durch eine gewaltige Bautätigkeit gekennzeichnet (Barock), die nur zum geringeren Teil in der Behebung der Zerstörungen der Türkenkriege begründet war. Ein viel wichtigerer Beweggrund war das Repräsentationsbedürfnis der Führungsschichten, die in Prunkbauten ihre Machtfülle und ihren Reichtum präsentierten. Auch die Kirche war ein wichtiger Träger dieser Prachtentfaltung. Zu den führenden Baumeistern zählten Johann Bernhard Fischer von Erlach, sein Sohn Joseph Emanuel Fischer von Erlach und Johann Lukas von Hildebrandt in Wien und Salzburg, Jakob Prandtauer im westlichen Niederösterreich und in Oberösterreich sowie Johann Michael Prunner in Oberösterreich. Die Freskenausstattungen schufen Künstler wie Paul Troger, Daniel Gran, Martino Altomonte, Bartolomeo. Altomonte und Franz Anton Maulbertsch.

Dem wirtschaftlichen Aufschwung dienten die wichtigen Kaiserstraßen, auf denen auch der Postverkehr abgewickelt wurde, sowie Fabriken und Manufakturen wie die spätere Wiener Porzellanmanufaktur Augarten. Im Waldviertel versuchte Johann Christoph Ferdinand Graf Mallenthein eine Textilproduktion aufzubauen, scheiterte aber, als der Kaiser aus Rücksicht auf England die Ostindische Handelskompagnie in Ostende (Handelskompagnien) auflassen musste.

Eine Bevölkerungszuwanderung erfolgte in dieser Zeit vor allem in das ungarische Banat, aber auch in anderen Erbländern siedelten sich qualifizierte Einwanderer vor allem aus Südwestdeutschland und Italien an. Der Einfluss aus diesen Ländern und aus Spanien war unter Kaiser Karl VI. besonders stark. Mit dem Tod dieses Kaisers am 20. 10. 1740 endete diese Periode, und die darauffolgende 4 Jahrzehnte dauernde Regentschaft von Maria Theresia markierte eine neue Phase in der österreichischen Geschichte. (Maria-theresianische Epoche).

Literatur#

  • O. Redlich, Österreichs Aufstieg zur Großmacht, 1962
  • derselbe, Weltmacht des Barock, 1961 (Band 6 und 7 der Geschichte Österreichs von A. Huber 1921-1939)
  • K. Gutkas (Hg.), Prinz Eugen und das barocke Österreich, 1985


Die Türken griffen in den Dreißigjährigen Krieg nicht ein, weil sie der Meinung waren, dass ihnen weite Gebiete des Deutschen Reiches wie etwa Ungarn automatisch zufallen würden. Erst als sich das Reich wieder zu konsolidieren begann, unternahmen sie einen weiteren Großangriff auf das "christliche Abendland".

-- Glaubauf Karl, Dienstag, 6. Dezember 2011, 12:13


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