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vom 09.02.2022, aktuelle Version,

Christoph Egedacher

Joseph Christoph Egedacher der Jüngere (* 19. Mai 1641 in Straubing; † 6. April 1706 in Salzburg[1]) arbeitete in Bayern und Salzburg als Orgelbauer. 1673–1706 war er Hoforgelmacher im Fürsterzbistum Salzburg.

Leben

1701 erwarb Christoph Egedacher das Haus Augustinergasse 2 / Müllner Hauptstr. 17, das egghaus und garten bey der stiegen zu milln.

Christoph Egedacher (d. J.), der in den Tauf-, Heirats- und Sterbematrikeln stets als Christophorus Egedacher gemeldet ist, zählt als Sohn von Christoph Egedacher dem Älteren zu der Straubinger Orgelbaudynastie der Egedacher, die zusammen mit den Familien Butz und Freundt als wichtigste Vertreter der süddeutschen Orgelbauschule und damit des bayrischen und (heutigen) österreichischen Raumes gelten.

Die Ausbildung zum Orgelbauer dürfte er bei seinem Vater erhalten haben, der seine Werkstätte zuerst in seinem Haus am Rindermarkt (heute Fraunhoferstraße) in Straubing hatte, später in der sog. Alten Propstei am Obern Tor. Die Werkstätte seines Vaters, der um 1661 starb, hat er nicht übernommen, da er bereits am 12. Dezember 1662 das Münchner Bürgerrecht erhielt. In den Münchner Einwohner-Akten wird er als Orgelbauer und Organist bezeichnet. Am 15. Januar 1663 heiratete er in der Münchner Pfarrkirche St. Peter Maria Sour, mit der er zwölf Kinder hatte, vier davon waren später als Orgelbauer tätig: Johann Christoph Egedacher (München, 3. Jänner 1666), Johann Joseph (München, 30. Mai 1668), Johann Ignaz Egedacher (Salzburg, 15. Juli 1673) und Johann Franz Xaver (Salzburg, 31. März 1678)

Der Tod des Salzburger Hoforgelmachers Mathias Rotenburger († 3. März 1668) war wohl der Anlass für Christoph Egedacher, sich um dessen Stelle zu bewerben. Er erhielt das Hoforgelmacherdekret allerdings erst 1673. Aber schon 1664 und 1668 hatte er Aufträge im Stiftsgebiet von Salzburg erhalten, so zum Bau der zwei Orgeln in der Pfarrkirche Kitzbühel. Ab 1671 ist Egedacher kontinuierlich mit Arbeiten im Salzburger Stiftsgebiet nachweisbar.

Durch eine Fülle von Aufträgen scheint Egedacher rasch zu Wohlstand gekommen zu sein, denn 1701 konnte er ein Haus in Mülln erwerben: Augustinergasse 2 / Mülleggstraße 17, das „das egghaus und garten bey der stiegen zu milln“ genannt wurde (jetzt: Müllner Hauptstraße 17, das Haus, in dem später vorübergehend auch Stelzhamer gewohnt hatte).

Seine Leistungsfähigkeit als Orgelbauer muss Egedacher hoch eingeschätzt haben, sonst hätte er sich im Vertrag zum Bau der großen Salzburger Domorgel vom 2. August 1702 nicht „verobligirt“, das Werk innerhalb eines Jahres „auszumachen und zur völligen perfection zubringen“, bei Verpfändung seines „Habb und gutts in genere, in specie“ seiner „inhabenden eigenthumliche behaußung zu Mülln sambt deren zuegehörigen recht und gerechtigkeiten“. In diesem Vertrag sind auch zwei Söhne, Johann Christoph und Johann Ignaz, und sechs Gesellen als Mitarbeiter angegeben.

Christoph Egedacher (d. J.) starb im Alter von 65 Jahren, am 5. April 1706, in Salzburg-Mülln.

Werkliste (Auswahl)

Die Liste führt einige seiner nachgewiesenen Neubauten auf.

Die Größe der Instrumente wird in der fünften Spalte durch die Anzahl der Manuale und die Anzahl der klingenden Register in der sechsten Spalte angezeigt. Ein großes „P“ steht für ein selbstständiges Pedal.

Jahr Ort Kirche Bild Manuale Register Bemerkungen
1662 München Münchner Residenz
1664 Kitzbühel Pfarrkirche, jetzt in der Liebfrauenkirche I 4 seit 1907 in der nebenanstehenden Liebfrauenkirche
1668 Kitzbühel Pfarrkirche I 10 Hauptorgel, Gehäuse erhalten
1669 Regensburg St. Emmeram nicht erhalten
1671/1672 Umbau Großgmain Wallfahrtskirche I/P 6 + 2 Egedacher hat ein Instrument, das 6 Register aufwies, mit einem neuen Gehäuse versehen und um eine Pedal-Windlade für 2 Register erweitert, aber nicht, wie bis 2012 angenommen, ein neues gebaut. 1844/1845 abgebrochen.[2]
1674 Sankt Georgen bei Salzburg Pfarrkirche
1677 St. Johann in Tirol Dekanatspfarrkirche
1678 Mondsee Basilika II/P Das Werk ist Egedacher zugeschrieben, es ist nicht erhalten. Das Gehäuse wurde 1690 von Meinrad Guggenbichler figural gestaltet und enthält seit 1999 ein Werk von Alfred Kern & fils.
1679 Salzburg-Mülln Pfarrkirche Mülln Prospekt erhalten
ca. 1680 Landshut Martinskirche Der Prospekt ist erhalten geblieben, er wurde 1914 links und rechts erweitert. Das Instrument war fälschlicherweise einmal dem Münchner Orgelbauer Hans Lechner zugeschrieben gewesen.[3]
siehe Hauptorgel der Martinskirche Landshut
1681 Salzburg-Nonnberg Stiftskirche Nonnberg
1682 Bergheim/Maria Plain Wallfahrtsbasilika Mariæ Himmelfahrt I/P 9 Der Prospekt stammt von Simon Fries und ist erhalten, lediglich das Mittelfeld wurde mehrmals verändert: zum ersten Mal 1749, als u. a. die Uhr vom Gehäuse getrennt und an der Kirchendecke angebracht wurde.
siehe Hauptorgel der Wallfahrtskirche Maria Plain
1683 Hallein Augustinerklosterkirche Die Orgel wurde beim Brand am 23. März 1943 nur leicht in Mitleidenschaft gezogen, danach aber entsorgt.
1682–1686 Benediktbeuern St. Benedikt Egedacher versah die Orgel mit einem Spieltisch. 1760 und 1771 erfolgten Umbauten durch Andreas Jäger, ein Großteil des Pfeifenwerks ist allerdings erhalten geblieben.
1688 Salzburg Erhardkirche I/P 6 Prospekt in umgebauter Form erhalten.
Siehe Orgel der Erhardkirche
1688 Gois Filialkirche St. Jakob
1689 Mariazell, jetzt in Sankt Veit am Vogau Wallfahrtsbasilika Mariæ Geburt II/P 20 Die Orgel wurde 1688/1689 für die Wallfahrtskirche Mariazell errichtet, später abgetragen und 1753 in St. Veit am Vogau wieder aufgebaut.
1690 Goldegg Filialkirche St. Anna in Weng I 6 Das Instrument wurde Chr. Egedacher nur zugeschrieben. Eine Restaurierung erfolgte 2006 durch Orgelbaumeister Johann Pieringer.
1693 Mauterndorf
1696 Kössen Pfarrkirche
1696 Golling Pfarrkirche I 6 Nicht erhalten.[4]
1696 Brixen im Thale Pfarrkirche
1697 Salzburg Kajetanerkirche (ehemalige Theatinerkirche) I 9
1697 Stumm (Tirol) Pfarrkirche
1697 Kloster Raitenhaslach Stiftskirche II/P Nicht erhalten. Der aktuelle Prospekt stammt von Johann Konrad Brandenstein (1743).
1698/1699 Waldsassen Stiftsbasilika II/P Nicht erhalten. Der aktuelle Prospekt stammt von Johann Konrad Brandenstein (1738). Neubauten in Folge von Siemann, Pfaff und Jann.
1699 Salzburg Priesterhauskirche
1699 Salzburg Ehemalige Kirche St. Salvator Für die sogenannte Rote Bruderschaft, die Erzbruderschaft Corporis Christi um 300 Gulden errichtet,[5] und mit Beschluss vom 4. November 1802 um 140 Gulden an die Vikariatskirche von Tettenhausen verkauft.[6]
um 1700[7] seit 1872 in Thalgau Kreuzkapelle I 4 Das Instrument wird Chr. Egedacher zugeschrieben, es weist große Ähnlichkeit mit einem Werk in München auf.[8] Eine Restaurierung erfolgte 2012 durch Orgelbaumeister Johann Pieringer. Das Positiv war 1872 für die Kreuzkapelle angekauft worden.[9]
1702/1703 Salzburg Dom II/P 24 Die Orgel wurde nach einem hölzernen Modell erbaut, das Lorenz Windpichler gefertigt hatte.[10] Johann Ernst, Fürsterzbischof von Salzburg, stellte für den Neubau 5000 Gulden zur Verfügung.
Siehe Orgel im Salzburger Dom
1704 Hallein Pfarrkirche II/P 13 Die Christoph Egedacher zugeschriebene Orgel ist nicht erhalten. Die jetzt sog. Gruber-Orgel wurde 2018 durch Rieger neu hergestellt.

Literatur

  • Georg Brenninger: Der Straubinger Orgelbauer Christoph Egedacher. In: Die Musikforschung, Nr. 29 (1976), S. 56–60.
  • Georg Brenninger: Orgeln in Altbayern. München 1978, ISBN 3-7654-1704-1
  • Rupert Frieberger: Der Orgelbau in Oberösterreich im 17. und 18. Jahrhundert. Unter besonderer Berücksichtigung bestehender Instrumente. Innsbruck 1984.
  • Otmar Heinz: Frühbarocke Orgeln in der Steiermark. Zur Genese eines süddeutsch-österreichischen Instrumententyps des 17. Jahrhunderts. Berlin 2012, ISBN 978-3-643-50232-2 (= Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark. Hg. von der Historischen Landeskommission für Steiermark. Band 53).
  • Rupert Klieber: Bruderschaften und Liebesbünde nach Trient. Ihr Totendienst, Zuspruch und Stellenwert im kirchlichen und gesellschaftlichen Leben am Beispiel Salzburg (1600–1950). Habilitationsschrift. Wien 1997.
  • Josef Saam: Die alten Passauer Orgelbauer. Ihre Herkunft und ihr Schaffen von 1467 bis 1744. In: Ostbairische Grenzmarken, Passau 1977, S. 108–137. (= Passauer Jahrbuch für Geschichte, Kunst und Volkskunde.)
  • Roman Schmeißner: Orgelbau in Salzburger Wallfahrtskirchen. WiKu-Verlag, Duisburg & Köln 2015, ISBN 978-3-86553-446-0 (zugleich Dissertation: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg. Universität Mozarteum, 2012).
  • Hermann Spies: Die Salzburger Großen Domorgeln. Augsburg 1929.
  • Gerhard Walterskirchen: Orgeln und Orgelbauer in Salzburg vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Beiträge zu 700 Jahren Orgelbau in der Stadt Salzburg. Dissertation. Universität Salzburg, 1982.
  • Kurt Estermann: Die Christoph-Egedacher-Orgel der Liebfrauenkirche in Kitzbühel. Innsbruck 2015.

Einzelnachweise

  1. AES, Salzburg-Mülln, Sterbebuch (STB2), 1699–1740. Siehe: , Bildnummer 03-Tod_0040, aufgerufen am 11. Juni 2019
  2. Roman Matthias Schmeißner: Studien zum Orgelbau in Wallfahrtskirchen der Erzdiözese Salzburg. Dissertation. Universität Mozarteum Salzburg, 2012, S. 94ff.
  3. Otmar Heinz: Frühbarocke Orgeln in der Steiermark. Zur Genese eines süddeutsch-österreichischen Instrumententyps des 17. Jahrhunderts. Berlin 2012, (= Forschungen zur geschichtlichen Landeskunde der Steiermark. Hg. von der Historischen Landeskommission für Steiermark, Band 53), S. 161 (Fußnote 375), 162.
  4. Am Montag, den 10. Dezember 1877 begann Matthäus Mauracher mit der Aufstellung einer neuen Orgel, aus der alten Orgel konnte kein Erlös erzielt werden; AES: AB Golling, Oeconomica 6/102/15 (Golling, 9. Dezember 1877).
  5. Rupert Klieber: Bruderschaften und Liebesbünde nach Trient. Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 1999, ISBN 3-631-34044-3, S. 97.
  6. Rupert Klieber: Bruderschaften und Liebesbünde nach Trient. Peter Lang, Frankfurt am Main u. a. 1999, ISBN 3-631-34044-3, S. 143.
  7. Laut Einschätzung des k.k. Landeskonservatoren-Amtes vom 19. Dezember 1917. In: Roman Schmeißner: Die Geschichte der Orgelkunst am Beispiel des Dekanats Thalgau. Diplomarbeit. Pädagogische Hochschule Salzburg, 1982, S. 28.
  8. Deutsches Museum München
  9. Verkäufer war Matthäus Mauracher, der für das Positiv 30 fl. erhielt. In: Roman Schmeißner: Die Geschichte der Orgelkunst am Beispiel des Dekanats Thalgau. Diplomarbeit. Pädagogische Hochschule Salzburg, 1982, S. 28.
  10. Das Modell wurde bei einem Luftangriff auf Salzburg zerstört, es sind nur mehr Teile im Salzburg Museum erhalten geblieben, nebst einer oder mehreren Photographien desselben.
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Basilika St. Emmeram, Regensburg Eigenes Werk Dr. Bernd Gross
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Christoph Egedacher Orgel Hallein 1704 Rekonstruktionsstudie Eigenes Werk Schmeissnerro
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Entwurf Christoph Egedacher Golling 1696 Eigenes Werk Schmeissnerro
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Alternatim-Entwurf für die Orgel der Erhardkirche Salzburg Nonntal 1687-88. Zwei Künstler am Werk, vielleicht Zugalli und Egedacher. 1716-17 für die Orgel in Kirchental wiederverwendet Eigenes Werk Schmeissnerro
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Das 1701 von Christoph Egedacher erworbene Haus in Mülln Eigenes Werk Schmeissnerro
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Orgel in Weng Selbst fotografiert Roman Schmeißner
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Orgel der Kajetanerkirche Salzburg, von einem der Söhne Christoph Egedachers um 1708 erbaut, vermutlich Johann Christoph Egedacher Eigenes Werk Schmeissnerro
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Orgelempore mit Orgelpositiv von Christoph Egedacher (1664) in der Liebfrauenkirche Kitzbühel Eigenes Werk Uoaei1
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Innenraum der ehemaligen Klosterkirche (heute: Pfarrkirche) St. Benedikt in Benediktbeuern, Oberbayern, Deutschland Eigenes Werk Schlaier
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