Zeit.Raum, Slot I, Vol. 47#
Was will ich warum malen?#
von Monika LaferMein Ausgangspunkt ist eine Ergriffenheit im Betrachten einer Situation, eines Naturphänomens. Aus Erfahrung mit dem Medium Malerei weiß ich, ob mein Werkzeug (Malerei) etwas taugt, genau diese vorgefundene Situation in meine Sprache zu übersetzen.
Anders ausgedrückt: „Liegt mir dieses Motiv, sodass ich mich durch Malen desselben klar ausdrücken kann?“ Ist das nicht der Fall, erfreue ich mich am Betrachten.
Wenn ich mich fürs Malen entscheide, dienen mir Pinsel, Farbe und Leinwand, in die Tiefe des Motives vorzudringen. Was bedeutet das? Wie zeigt sich ein etwaiger Erkenntnisgewinn?
Bei jedem Bild ist es etwas anderes, das ich durchs Malen freilege. Deshalb liegen Stift und Papier immer neben der Staffelei, falls etwas in Worte gefasst werden will.
Bei Sistiana, 60x80cm, Acryl auf ungrundiertem Baumwollgewebe, war es folgendermaßen: Ich übersetze Leben in Farbe, die Form ergibt sich durch den Aufbau durch Farbe. Keine Vorzeichnungen. Beim Erarbeiten der Vielfalt an Strukturen einer Meereswelle wird der Fokus auf das Begreifen eines Rhythmus‘ gelenkt.
Man lernt also eine Menge über die große Anzahl der Bewegungen in einer einzigen Welle.
Und genau dieses Lernen, Verstehen sieht man im Bild – es steht im Gegensatz zum sklavischen minutiösen Kopieren eines Farbfotos: „gut verstanden“ versus „brav abgemalt“. Möglicherweise kann man auch „differenziert“ versus „leblos“ dazu sagen. Man sieht es, wenn man schon viel Malerei gesehen hat, völlig unabhängig von einem akademischen Studium.
Der Ausdruck des Bildes kommt zusätzlich durch detailiertes Arbeiten mit sehr reduziertem Arbeitsmaterial (Acrylfarbe, Wasser, ungrundiertes Gewebe) zustande.
Die Ergriffenheit als Ausgangspunkt legt die gesamte Bandbreite menschlichen Empfindens frei. Man kann es kaum in Begriffe fassen – Verfahren der Künste (in Malerei, Lyrik, Musik…) sind hier privilegiert in ihren adäquaten Ausdrucksweisen.
Weiterführend#
Sie finden dieses Gemälde als erstes Leitmotiv des Projektes „Am Meer“ (Eine feministische Ausstellung). Dieser Beitrag korrespondiert außerdem mit der archipelischen Themenarbeit an der Frage „Wann ist Kunst?“- Slot I: Monika Lafer (Übersicht)