Hülsenfrüchte#
Erbsen, Bohnen, Linsen und andere Hülsenfrüchte sind wegen ihres hohen Eiweißgehaltes ein wichtiger Bestandteil der menschlichen Ernährung. Sie bringen gute Erträge und werden auch an Nutztiere verfüttert.
Erbsen gedeihen am besten auf Löß- und Kalkböden. Funde belegen den Anbau seit etwa 8000 v. Chr. in Palästina und Syrien. Von dort drang die Hülsenfrucht In das westliche Mittelmeergebiet vor: Italien im Spätneolithikum, Spanien in der Bronzezeit. Im deutschsprachigen Raum dienten Erbsen und Linsen (neben Getreide) als Grundnahrungsmittel der Ackerbauern in der Jungsteinzeit (ca. 5500 v. Chr.). Im Altertum und Mittelalter waren Erbsen in Europa weit verbreitet und sind auch im "Capitulare de villis" Karls des Großen (um 812) erwähnt. Kräuterbücher des 16. Jahrhunderts unterscheiden kleine, weiß blühende Felderbsen und große Gartenerbsen mit rosa oder roten Blüten. Bis ins 17. Jahrhundert bereitete man Mus aus dem Trockengemüse. Erst danach wurden Sorten gezüchtet, die man grün oder als Zuckererbsen mit der Hülse verspeiste.
Als alte Kulturpflanze kommt die Erbse oft in Sagen und Märchen (Prinzessin auf der Erbse, Aschenputtel) vor. Zwerge und Heinzelmännchen verzehrten am liebsten Erbsenmus. In Mitteleuropa galten Speisenverbote wie in den Rauhnächten, zu Weihnachten und in der Karwoche, sie wurden im Zusammenhang mit einer vermeintlichen Totenspeise gedeutet. Andererseits galten Erbsen als Symbol der Fruchtbarkeit, Heiratsorakel und Teil des Hochzeitsmahles. Auch das Bewerfen des Brautpaars mit Erbsen war üblich. Für die Aussaat wurden bestimmte Heiligen- oder Wochentage bevorzugt, wie auch Gründonnerstag oder Karfreitag. Ein mit Erbsenstroh maskierter Bursche (Erbsenbär) trat zu verschiedenen Jahresterminen - Weihnachten, Fasching, Ernte, Pfingsten, Kirtag - heischend auf.
Die aus dem Mittelmeeraum stammenden Linsen zählen seit Beginn des Ackerbaus zu den wesentlichen Nutzpflanzen. Ihre Samen waren im alten Ägypten und in Palästina ein Grundnahrungsmittel. Der biblische Esau tauschte mit Jakob ein Linsengericht gegen sein Erstgeburtsrecht (Gen 25, 29-34).
In Brauch und Aberglauben
begegnen Linsen weniger oft. Wegen ihrer Form wurden sie als Symbol für Münzen gesehen, daher sollte man sie zu Weihnachten und am Neujahrstag
essen, damit im nächsten Jahr das Geld nicht ausgehe. Auch Linsen dienten als Orakel bei der Hochzeit, in der Sympathiemedizin galten sie als Mittel gegen Gelbsucht.
Quellen:
Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens. Berlin 1927/1987. Bd. 2/Sp. 876 f.; Bd.5/Sp. 1309 f.
Wikipedia Erbse (Stand 3.3.2024)
Traditionelle öst. Lebensmittel
Bild:
Gekochte Fisolen (Grüne Bohnen). Foto: Helga Maria Wolf, 2009