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Isolde Seirer-Melinz und Hermann Maurer im Gespräch. (Foto: Martin Krusche)
Isolde Seirer-Melinz und Hermann Maurer im Gespräch. (Foto: Martin Krusche)

Bücher#

Von Martin Krusche#

Hier mischen sich gerade zwei Arbeits- und Themenlinien. Ich hab im Realraum (gemeinsam mit Fotograf Richard Mayr) ein Buch erarbeitet, das als Druckwerk erschienen ist. Bücher sind als Medien keineswegs überholt, veraltet, von neueren Formen abgelöst worden. Zumindest bisher ist ihre langfristige Robustheit als Datenträger, als Informationsmedium, unübertroffen.

Dazu kommt die ästhetische und haptische Qualität von Büchern, von Objekten, die das Be-greifen möglich machen. Aber wir konnten via Online-Situationen das alte Denkschema Zentrum/Provinz aufbrechen, unsere Möglichkeiten erheblich ausbauen. Diverse Internet-Anwendungen haben unsere informationelle Umwelt radikal verändert.

Telekommunikation, Teleworking und Telepräsenz ergänzen unsere Optionen der Kooperation. Informatiker Hermann Maurer ist der Meinung, daß ein herkömmliches Digitalisieren von Büchern und ihre Transformation in PDF-Dokumente nicht zufriedenstellend ist. Er dachte über einen Ausbau der Funktionen nach und entwickelte mit seinem Team NID = Net Interactive Documents: Das Buch zum Thema.

Raumüberwindung#

Bei Kunst Ost beginnen wir derzeit, uns mit diesem Tool vertraut zu machen und herauszufinden, welche Effekte das schließlich auch im Realraum für eine kollektive Wissens- und Kulturarbeit hat. Genauer ausgedrückt: welche Vorteile können wir für die reale soziale Begegnung erwirken, wenn wir so ein Tool nutzen? Was sind mögliche Nachteile, die zu meiden wären?

Das ergibt für Kunst Ost ein paar spezielle Fragen und Punkte, denn das kulturelle Engagement abseits des Landeszentrums hat Eigenheiten, die sich nicht bearbeiten lassen, indem man die Provinz kulturell urbanisiert, also Strategien und Methoden aus dem Landeszentrum übernimmt.

Andrerseits bringt es Vorteile, wenn wir räumlicher Distanz für manche Arbeitsschritte mühelos aufheben können; gerade auch gegenüber dem Landeszentrum. Wie die Bücher, so sind mir auch die realen Begegnungen unverzichtbar. Ihre Qualitäten können durch Telekommunikation nicht ersetzt werden.

Eigenständige Regionalentwicklung#

Zugegeben, das Verhältnis Gleisdorf-Graz ist in manchen Aspekten komfortabler zu bewältigen, als säße ich in Judenburg oder im Sulmtal. Andrerseits ergeben die Ressourcen der Landeshauptstadt einen mächtigen Magneten, der uns in der Peripherie oft Mittel und Möglichkeiten entreißt.
Trotz High Tech unverzichgtbae: das konventionelle Buch. (Foto: Martin Krusche)
Trotz High Tech unverzichgtbae: das konventionelle Buch. (Foto: Martin Krusche)

Das Denken in Kategorien der Eigenständigen Regionalentwicklung ist längst nicht ausgeschöpft. Es hat aber auch Vorteile, mit Menschen zu kooperieren, die in Graz etabliert sind. Dabei finden sich allemal Interessensschnittpunkte.

Als wir das eingangs erwähnte Buch - „Wegmarken“ (Ein kulturelles Zeichensystem) – jüngst der Presse vorstellten, war das anschließend eine gute Gelegenheit, etliche anregende Gespräche zu führen.

So hatte ich unter anderem Isolde Seirer-Melinz am Tisch. Als Geschäftsführerin des Steirischen Volksbildungswerkes und Herausgeberin der „Steirischen Berichte“ will sie – wie ich, aber in anderen Zusammenhängen – am Druckwerk festhalten, muß jedoch über Digitalisierung und Neue Medien gründlich nachdenken.

Was wir inzwischen als Social Media kennen, hat uns in sehr kurzer Zeit überrannt und eine Menge ungünstiger Effekte zur Wirkung gebracht. Wissenserwerb, das Sichern seriöser Quellen, fruchtbare Diskurse… wir müssen uns über diese Dinge neu Gedanken machen, nächste Möglichkeiten erproben.

Entwicklungstempo#

Es ist ja nicht so, daß diese Entwicklung vom Himmel gefallen wäre. Sie hat bloß die letzten 20 Jahre beschleunigt wie ein Marschflugkörper im Angriffsmodus. Ich hab hier kurz zusammengefaßt, daß mehr als 35 Jahre hinter uns liegen, in denen wir Fragen der Medienkompetenzen einer ganze Bevölkerung hätten weiter voranbringen können. Siehe:

Gut, haben wir nicht, das ist so. Müßig, diesen Status quo zu beklagen. Es bleibt uns, jetzt damit und daran arbeiten; auch als eine wichtige kulturpolitische Aufgabenstellung, denn die aktuellen Krisensituation, vieles zwischen Corona und Krieg, zeigen uns täglich, wie prekär unsere Mediensituation ist, was das in einer Gesellschaft und Unfrieden bewirken und verstärken kann. Wir haben also zu tun…