Seite - 161 - in Künstliche Intelligenz - Technologie | Anwendung | Gesellschaft
Bild der Seite - 161 -
Text der Seite - 161 -
iit-Themenband – Künstliche Intelligenz 161
8. Perspektiven der KI in der Medizin
Stephan Krumm, Anne Dwertmann
Gesellschaftliche Entwicklungen, wie steigende Patientenzahlen, aber auch
der technische Fortschritt und die daraus resultierende Datenflut, stellen
Medizinerinnen und Mediziner und Forschende vor neue Herausforderungen.
Das medizinische Wissen wächst in einer nie dagewesenen Geschwindigkeit
und überholt sich innerhalb kurzer Zeit. Doch diese Herausforderungen bein-
halten zugleich auch neue Chancen.
Die Anwendung von Verfahren der KI kann dazu beitragen, dieses Wissen nutzbar zu
machen und in der immer komplexer werdenden medizinischen Praxis unterstützend
wirken. Diese Erkenntnis ist nicht neu: Die Medizin wurde schon vor Jahrzehnten als
eines der ersten praktischen Anwendungsfelder von KI benannt. Algorithmen mit
den kryptischen Namen PUFF (Aikins et al. 1983) oder CADUCEUS (Banks 1986) bil-
deten die Grundlage für die ersten kommerziellen KI-Produkte Ende der 1980er
Jahre, wie beispielsweise der Diagnosedatenbank „Diagnosis“ (Ärzte-Verlag 1989).
Fortschritte im Bereich des tiefen Lernens (Deep Learning, DL) haben in den vergan-
genen Jahren zahlreiche technologische Entwicklungen in der Medizin angestoßen,
und eine Vielzahl von Unternehmen und Wissenschaftlern hat sich dem Feld der KI
zugewandt. Gleichwohl sind frühere KI-Technologien schon seit vielen Jahren auch in
Deutschland in der klinischen Anwendung etabliert. Sogenannte Expertensysteme
und hier im Speziellen wissensbasierte Systeme sind fester Bestandteil der täglichen
Arbeit in der ambulanten und stationären Versorgung. Genutzt werden solche
Anwendungen beispielsweise für die Sicherheit in der Arzneimitteltherapie, um Kon-
traindikationen oder Wechselwirkungen zwischen verschiedenen Medikamenten zu
vermeiden, und im Bereich der korrekten Diagnose- und Behandlungscodierung. Das
Wissen darum ist jedoch noch wenig verbreitet, und dementsprechend gering ist das
Vertrauen in der Bevölkerung: 61 Prozent von rund 1.000 im Rahmen einer Online-
Studie Befragten würden sich auf eine Diagnose verlassen, die ein Arzt mit Compu-
ter-Unterstützung erstellt hat. Wenn ein Befund ausschließlich vom Computer
stammt – beispielsweise durch eine KI-Anwendung –, wären lediglich 12
Prozent der
Befragten nicht skeptisch (siehe Abbildung 8.1).
Ungeachtet dieses Stimmungsbildes ist es sehr wahrscheinlich, dass sich KI-Techno-
logien in der Patientenversorgung künftig deutlich stärker etablieren werden. Aller-
dings gilt es noch einige Hürden zu überwinden, wie beispielsweise die noch beste-
henden Herausforderungen im Umgang mit großen komplexen und unstrukturierten
V. Wittpahl (Hrsg.), Künstliche Intelligenz,
DOI 10.1007/978-3-662-58042-4_10, © Der/die Autor(en) 2019
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286