Seite - 215 - in Künstliche Intelligenz - Technologie | Anwendung | Gesellschaft
Bild der Seite - 215 -
Text der Seite - 215 -
iit-Themenband – Künstliche Intelligenz 215
Einleitung: „Intelligenz ist nicht das Privileg
von Auserwählten.“
Marc Bovenschulte, Julian Stubbe
Im Jahr 1987 formulierte Victor Serebriakoff, britischer Autor und ehemaliger
Präsident der Gesellschaft für Menschen mit hohem IQ „Mensa“, bei seiner
Reflexion über die biologische und die – zu diesem Zeitpunkt noch recht über-
schaubare – KI, dass Intelligenz stets ihre eigene Vervollkommnung anstrebe.
Serebriakoff betrachtete den Menschen dabei nicht als eine Spezies von Aus-
erwählten, der das Recht vorbehalten sei, intelligent zu sein gegenüber einer
profanen, nicht-intelligenten Umwelt. Vielmehr verstand er Intelligenz als
etwas Universelles, das sich über unterschiedliche Substrate hinweg infolge
von neuen, sich stetig verändernden Informationen optimiert. So gesehen
lässt sich die Evolution des Lebens auch als eine der Intelligenz verstehen. Sie
strebt an, sich unabhängig vom Lebewesen oder vom materiellen Substrat
weiterzuentwickeln. Nach Serebriakoff ist es nur logisch, dass die Intelligenz
eine Erweiterung ihrer Fähigkeiten durch Erweiterung ihrer materiellen Basis
sucht – also vom Neuron zum Chip. Die KI ist damit unter Umständen eine
Erweiterung oder Fortsetzung der natürlichen Intelligenz, sie stellt keine Kon-
kurrenz und damit auch nicht per se eine Bedrohung dar.
Serebriakoffs Perspektive lädt ein, das Verhältnis von KI und Gesellschaft neu zu
überdenken. Sie lehnt es ab, Kategorien als Dichotomie zu behandeln, als zwei
getrennte Sphären, die nur vereinzelt aufeinander treffen, also etwa „die Gesell-
schaft hier“ und „die Technologie dort“. Im Gegenteil: Nach seiner Auffassung sind
Innovationen, Neuerungen oder Wandlungen als Kontinuum zu betrachten, sowohl
zeitlich als auch im Hinblick auf aktuelle Zusammenhänge zwischen Gesellschaft,
Politik, Wissenschaft und Technik. Alle diese Bereiche entwickeln sich sowohl auf
Pfaden, die von einer gewissen Eigendynamik geprägt sind, als auch in stetiger
Wechselbeziehung zueinander. Veränderungen und Disruptionen, also Zerrüttungen
von gegebenen Strukturen, erscheinen aus dieser Sicht nicht als gleichsam kosmische
Ereignisse, sondern sind vielmehr, wie in der biologischen Evolution, Ergebnisse kon-
tinuierlicher Mutation und Selektion. Durch diese entsteht Neues, einzelne Innovati-
onen setzen sich durch und werden als funktionierende Technik zur Grundlage für
Folgeinnovationen.
Des Weiteren lehrt er uns etwas über die Beziehung des Menschen – in seiner Natur
als reflexives Wesen – zur KI, und das insbesondere im Hinblick auf die Bedeutung
V. Wittpahl (Hrsg.), Künstliche Intelligenz,
DOI 10.1007/978-3-662-58042-4_13, © Der/die Autor(en) 2019
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Titel
- Künstliche Intelligenz
- Untertitel
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 286
- Schlagwörter
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Kategorie
- Technik
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286