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194 B Anwendung
10. Maschinelle Übersetzung
Antonia Schmalz
Das Internet ist dazu geeignet, Wissen zu demokratisieren und Informationen
allen zugänglich zu machen sowie Zusammenarbeit zu fördern. Grundvoraus-
setzung dafür ist jedoch, dass man sich gegenseitig versteht. Ein automati-
sches Übersetzungssystem könnte helfen, Sprachbarrieren zu überwinden,
doch die menschliche Sprache ist komplex und mehrdeutig. Übersetzungen
können vom Kontext abhängen oder zusätzliches Wissen erfordern. Versuche
der maschinellen Übersetzung lieferten daher bisher unzuverlässige und unna-
türliche Ergebnisse. KI-Methoden könnten endlich Abhilfe schaffen: Künstli-
che neuronale Netze (KNN) sind in der Lage, selbstständig aus großen Daten-
sätzen zusätzliches Wissen zu extrahieren, z. B. darüber, welche Wortkombi-
nationen in einem bestimmten Kontext sinnvoll oder welche Formulierungen
üblich sind. So kann es gelingen, der Vision, menschliche Sprache möglichst
natürlich und korrekt wiederzugeben, tatsächlich einen Schritt näher zu kom-
men.
Laut Überlieferung der Bibel scheiterte bereits das Projektmanagement des Turmbaus
zu Babel daran, dass die Strafe für dieses vermessene Vorhaben eine effiziente Kom-
munikation durch eine fehlende gemeinsame Sprache und damit die Errichtung des
Turms selbst unmöglich machte. Zu den Menschheitsträumen zählt seither so etwas
wie ein Universalübersetzungsgerät, allerdings gibt es das bislang nur in der Science-
Fiction, etwa in Douglas Adams Buch „Per Anhalter durch die Galaxis“. Darin tritt der
Universalübersetzer durch einen „Babelfisch“ in Erscheinung, dessen Namensge-
bung wieder auf die erste bekannte Problemsituation dieser Art verweist. Der Babel-
fisch ermöglicht demjenigen, der ihn im Ohr trägt, direkt in einer ihm fremden Spra-
chen zu kommunizieren.
Als nun in den vergangenen Jahrzehnten die Welt durch das aufkommende und
explosionsartig wachsende Internet näher zusammenrücken konnte und Informati-
onsaustausch und Zusammenarbeit globaler wurden, spürte man erneut schmerzlich
das Fehlen eines funktionstüchtigen Übersetzungswerkzeugs. So wurde im Jahr
1997 auch der erste Babelfisch vermeintlich Realität. Der Online-Dienst Babel Fish
der Suchmaschine AltaVista, später Yahoo, übersetzte Texte auf Knopfdruck zwi-
schen 36 Sprachenpaaren aus 13 Sprachen. Die zugrundeliegende Software der
Firma Systran nutzte ein regelbasiertes Übersetzungssystem, das manuell vordefi-
V. Wittpahl (Hrsg.), Künstliche Intelligenz,
DOI 10.1007/978-3-662-58042-4_12, © Der/die Autor(en) 2019
Künstliche Intelligenz
Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Titel
- Künstliche Intelligenz
- Untertitel
- Technologie | Anwendung | Gesellschaft
- Herausgeber
- Volker Wittpahl
- Verlag
- Springer Vieweg
- Datum
- 2019
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY 4.0
- ISBN
- 978-3-662-58042-4
- Abmessungen
- 16.8 x 24.0 cm
- Seiten
- 286
- Schlagwörter
- Elektrische Antriebssysteme, Intelligentes Gesamtmaschinenmanagement, Künstliche Intelligenz, Data Mining, Maschinelles Lernen, Deep Learning, artificial intelligence, data mining, machine learning, deep learning
- Kategorie
- Technik
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort 7
- Inhaltsverzeichnis 15
- A Technologie 18
- B Anwendung 92
- Einleitung: KI ohne Grenzen? 95
- 5. Neue Möglichkeiten für die Servicerobotik durch KI 99
- 6. E-Governance: Digitalisierung und KI in der öffentlichen Verwaltung 122
- 7. Learning Analytics an Hochschulen 142
- 8. Perspektiven der KI in der Medizin 161
- 9. Die Rolle der KI beim automatisierten Fahren 176
- 10. Maschinelle Übersetzung 194
- C Gesellschaft 212
- Ausblick 273
- Anhang 277
- Autorinnen und Autoren 277
- Abkürzungsverzeichnis 286