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30 Bildung überdenken • ein globales Gemeingut?
" Alternative Ansätze erkunden
Die Vielfalt der Weltanschauungen in einer pluralen Welt anerkennen
Angesichts der Komplexität der aktuellen Entwicklungsmuster müssen wir dringend
alternative Ansätze für menschlichen Fortschritt und menschliches Wohlergehen
erkunden. Dabei ist es sowohl im globalen Norden als auch im globalen Süden wichtig,
die Vielfalt der Gesellschaften hervorzuheben. Die kulturelle
Vielfalt ist die beste Quelle der Menschheit für Kreativität
und Wohlstand. Sie geht mit unterschiedlichen Arten
der Weltbetrachtung einher. Sie bietet unterschiedliche
Ansätze zur Lösung von Problemen, die uns alle betreffen,
und zur Bewertung grundlegender Aspekte des Lebens:
des Ökosystems, des Gemeinwesens, des Individuums,
der Religion und der Spiritualität. Wir müssen die Vielfalt
gelebter Realitäten anerkennen und zugleich an einem
gemeinsamen Kern universeller Werte festhalten. Da
es uns die Vielfalt erschwert, uns auf internationale
Definitionen und Vorgehensweisen zu einigen, sind
Perspektiven, die über herkömmliche Indikatoren von Gesundheit, Bildung und
Einkommen hinausgehen, sehr willkommen. Die Auffassungen von menschlichem
Wohlergehen sind aufgrund ihrer subjektiven und kontextabhängigen Dimensionen
sehr unterschiedlich, so, dass viele aktuelle politische Ansätze immer noch einseitig
und unangemessen ausfallen.46
Alternative Wissenssysteme integrieren
Wir müssen Alternativen zum vorherrschenden Wissens
modell untersuchen. Statt
ihnen eine geringere Bedeutung beizumessen, müssen alternative Wissenssysteme
anerkannt und gebührend berücksichtigt werden. Alle Gesellschaften können viel
voneinander lernen, wenn sie sich für die Entdeckung und das Verständnis anderer
46 Zwar besteht auf internationaler Ebene keine allgemeine Auffassung davon, was unter dem Begriff
«Wohlergehen» zu verstehen ist. Jedoch wird allgemein anerkannt, dass ein Rückgriff auf herkömmliche
sozioökonomische Indikatoren bei Weitem nicht ausreicht. Das Entwicklungsprogramm der Vereinten
Nationen (United Nations Development Program, UNDP) ist in jüngster Zeit weiter gegangen als
der Human Development Index (HDI), der Indikatoren in Bezug auf Einkommen, Gesundheit und
Bildungsstand vereinigt. Bedenken bezüglich zunehmender Ungleichheit und geschlechtsspezifischer
Fragen haben zu weiteren Verfeinerungen beim Inequality-adjusted Human Development Index
(IHDI), beim Gender Development Index (GDI) und beim Gender Inequality Index (GII) geführt. Zu
den Versuchen, weiter zu gehen als die Indikatoren – inspiriert durch eine sehr enge Auffassung
von menschlichem Fortschritt – gehören verschiedene Initiativen, die alternative Messungen für
Inklusion und Nachhaltigkeit auf globaler Ebene einschliessen. Der von der Universität der Vereinten
Nationen vorgeschlagene Inclusive Wealth Index ist ein solches Beispiel. Weitere Beispiele sind:
Better Life Initiative (OECD); EDP: Environmentally Adjusted Net Domestic Product (UN SEEA93);
EPI: Environmental Performance Index (Yale University); ESI: Environmental Sustainability Index (Yale
University); GPI: Genuine Progress Indicators (Redefining Progress); Green Growth Indicators (OECD);
Genuine Savings (Pearce, Atkinson & Hamilton); HCI: Human Capital Index (Weltwirtschaftsforum);
ISEW: Index of Sustainable Economic Welfare (Cobb & Daly); NNW: Net National Welfare (japanische
Regierung); SDI: Sustainable Development Indicators (EU; britische Regierung).
Wir müssen die Vielfalt
gelebter Realitäten
anerkennen und
zugleich an einem
gemeinsamen Kern
universeller Werte
festhalten.
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Titel
- Bildung überdenken
- Untertitel
- Ein globales Gemeingut?
- Herausgeber
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Datum
- 2016
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Abmessungen
- 17.0 x 24.0 cm
- Seiten
- 96
- Kategorie
- Geisteswissenschaften