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"Das Narrenschiff" [eine spätmittelalterliche Moralsatire, 100 "Narren" bei einer Schifffahrt]
wurde zB in der Oberösterreichischen Landesausstellung 2010 "Renaissance und
Reformation" als einer der ersten "Bestseller" der frühen Neuzeit bezeichnet, was ua auf der
Erfindung des Buchdruckes mit beweglichen Metall-Lettern und der Druckerpresse durch
Gutenberg [ca 1400>1468] beruhte, welche erstmals die weite Verbreitung von Büchern,
Flugschriften etc ermöglichte.278
In der Bibliothek des Schlosses Hagen gab es laut Prof. Burgstallers Aussage etliche Bücher
mit dem Vermerk Monasterium Beurensis [aus dem früheren Kloster Beuron, 1077
gegründet im Tal der jungen Donau, Nähe Bodensee], zB das Narrenschiff (Original, 15. Jh),
theologische Werke, die Schedel´sche Weltchronik (Hartmann Schedel, 1493), riesige
Atlanten, zahlreiche alte lateinische Bücher-Ausgaben (Tacitus, Plinius, Ovid, etc), Literatur-
Editionen, Inkunabeln in versperrten mit Vorhängen geschützten Glasvitrinen, usw.
Etliche Publikationen hatten sich die Geschwister Josef Weingärtners bei ihrem Auszug
mitgenommen.279 Auch Reder erinnerte sich an etliche Bücher mit der Kennzeichnung
Kloster Beuron, so an „Das Narrenschiff“, was ihm wieder einfiel, als im Fernsehen darüber
gesprochen wurde.280
78)* 1609 Büchergabe in die Ständische Bibliothek: Die „Bischoffin“/Barbara
Bischoff281 überließ ca 200 Bücher der Landschafts-Bibliothek.
„Auf bitn des Stiffaters Memhardt“ [Mag. Johannes Memhard, (ehem.) Rektor der
Landschafts-Schule, zweiter Gemahl von Barbaras Mutter Salome Khueperger], welchem die
Bibliothek der Stände unterstand, und der auch die Bibliothek des Schlosses Hagen
betreute, übergab Barbara Bischoff 1609 [vm anlässlich der Edelsitzerhebung] der
ständischen Landhaus-Bibliothek Linz ca 200 Bücher aus der Hagen´schen Schloss-
Bibliothek, und versprach per „testimonij“, dass nach ihrem „abganng Zue den vordern“ noch
weitere Gebet- und Mess-Bücher (insgesamt bis ca 400 Bücher) an die Stände gelangen
sollten,
"Diwail sayen selbig noch in der capelln gebreichlich, so jeden tags voll vndt Zue
gebethstündt vonnoethen wären".282
Der lutherische Glaube war somit damals in der Herrschaft Hagen fest verankert und dürfte
auch von zahlreichen Auswärtigen dort gepflegt worden sein.
In diesem Schenkungs-Konvolut befanden sich ua eine „Landsordnung“, lateinische
Gebetbücher, Poetae. Die Bischoffin übergab dabei gewiss nicht den Großteil ihrer
Bibliothek, was auf eine ansehnliche Anzahl von Büchern schließen lässt. [Memhard selbst
hinterließ 567 Bände.283] Es wäre denkbar, dass sogar Teile der Bibliothek des Schlosses
Wagrain/ Vöcklabruck, welches Barbaras früh verstorbener erster Gemahl Stefan Engl
geerbt hatte, in jene des Hagen eingeflossen waren und sich schlussendlich unter jenen
befanden, welche später durch Clam an die Stände gediehen; die Engl vWagrain hatten laut
Kohler ua eine Ausgabe der Kosmographie Sebastian Münsters von 1588, den Türkei-
Reisebericht des Nicolay von 1572, Werke des Plinius, und weitere Bände besessen. 284
278 Standpunkte: Buchdruck und Flugschriften (Rutzenmoos): In: OÖ Landesausstellung 2010
(Ausstellungsorte Schloss Tollet, Schloss Parz, Grieskirchen, Evangelisches Museum Oberösterreich in
Rutzenmoos bei Vöcklabruck). Gutenberg: eigentlich Johannes Gensfleisch aus Mainz.
279 Burgstaller, PI 16. März 1998.
280 Reder, PI 14. April 1998.
281 Schäffer, Khueperger.
282 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 9. Zum Vergleich s. Mayrhofer/Katzinger, Linz, 187: Zum Vergleich:
Georg Erasmus Tschernembl besaß ca 1.800 Bücher in seiner Bibliothek. > Baron Nikolaus vClam schenkte
1748 beim Verkauf der Herrschaft Hagen ca 2.000 lutherische Bücher (s.u.) an die Ständische Bibliothek.
OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 11.
283 Mayrhofer/Katzinger, Linz, 188.
284 Kohler, Adelsbibliotheken, 244. Burgstaller, PI 16. März 1998, sah noch im 20. Jh eine alte Plinius-Ausgabe
im Hagen.
Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Titel
- Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag Schäffer
- Ort
- Linz
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 319
- Schlagwörter
- Linz, Oberösterreich, OÖ, Schloss
- Kategorien
- Geschichte Chroniken
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 1
- Kurzinformation 11
- Das Schlossgebäude Hagen 18
- Objekte, Besonderheiten 18
- Eingangsbereich 18
- Vorhaus, Gänge 22
- Wohnsaal, Erker 25
- Speisezimmer ... 39
- Schlafräume 41
- Stifterzimmer 44
- Steinerner Saal 55
- Empfangszimmer 58
- Bauern-/Jagdstube 63
- Freseken-/Rittersaal 67
- Schloss-Archiv 70
- Bibliothek 89
- Raritätenkammer ... 100
- Schlosskapelle 104
- Sakristei 117
- Taufkapelle 124
- Beichtkammer 125
- Gästetrakt 126
- Küchen 127
- Dachboden 128
- Keller 131
- Besonderheiten 138
- Der alte Gutshof 142
- Stögerischer Meierhof 152
- Stock 159
- Brauerei 161
- Weitere Gebäube 172
- Teiche 174
- Bäche 178
- Gärten und Park
- Pöstlingberg 203
- Urfahrwänd 210
- Früh abgekommene Objekte 231
- Weitere Schenkungen 239
- Ungeklärter Abgang .. 241
- Im Außenbereich 249
- Festivitäten 256
- Bombardierung 271
- Miszellen 277
- Anhang I 282
- Anhang II 288
- Ausblick 305
- Schlussbetrachtung 306
- Literaturliste 308
- Abkürungsverzeichnis 312
- Blick auf die Autoren 313