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Die Wissens-Verbreitung des Kartenspiels mit bereits relativ hohem Entwicklungsstand tritt im 14. Jh
entgegen, wird einem Mönch Johannes aus einem Schweizer Kloster (1377) zugeschrieben. Die
Kartenspiele dürften zunächst ein Privileg der Oberschicht gewesen sein, da die Spielkarten zunächst
teure Einzelanfertigungen waren und zudem rechnerische Fähigkeiten in bestimmtem Ausmaß
erforderten. 1423 predigte der Hl. Bernhardin von Siena in Bologna bereits gegen Würfel- und
Kartenspiele, 1460 ein Dominikaner in Oberitalien gegen "Würfel, Karten und Trionfi", vm auch im
Hinblick auf die eher wenig religiös motivierten Darstellungen der "trionfi". Diese "gegnerischen
Predigten" sprechen für bereits größere Verbreitung des Spieles. Die "trionfi", später auch als
"tarocchi" bzw "atutti" bezeichnet, in Reihe von 21 bzw 22 Spielkarten vorkommend, sind als
Vorgänger der 22 Tarockkarten zu sehen. Der kleinste ist der I -er (Pagat, "bagatello", der
Schwächste), der zweithöchste Tarock ist der XXI-er (auch "Mond" vom vormaligen ital. "mondo"
/Welt), der höchste ist der "Sküs" (der Narr, eigentlich XXII); gemeinsam bilden sie die "Trull", was im
Verband eine höhere Wertung einbringt. In der deutschen Sprache treten sie ua als "Trümpfe"
entgegen. Den 21 bzw 22 "tarocchi" mit römischen Zahlen wurden 52 Karten der vier Farbreihen zu je
13 Karten (Werte 1>10, plus König, Ober, Unter), danach noch vier Damen (Königinnen, welche
angäblich in Venedig dazukamen) hinzugefügt, womit das klassisch-bekannte Spielkartenensemble
78 Blatt enthielt. Die erste urkundliche Erwähnung ist aus dem Jahre 1442 überliefert, als der
Herzogshof von Ferrara den Ankauf eines Pakets von "trionfi"-Karten im Rechnungsbuch verzeichnet.
1480 sollen die französischen Spielkartenhersteller in Rouen/Frankreich, die vier französischen
Farben verankert haben, deren Symbole Herz, Karo, Pik und Treff leichter zu merken und zu
vervielfältigen waren. Die stärkste Verbreitung erfuhr das Tarockspiel im 18. und 19. Jh in der
österreichisch-ungarischen Monarchie, wurde zum "österreichischen Kartenspiel".926
335)* Butzenscheiben: Zahlreiche Fenster des Schlosses Hagen wiesen - auch nach dem
Krieg noch - Butzenscheiben auf, ua in den Gängen (Arkadengang), in etlichen
Räumlichkeiten (Jagdstube s.o.), Kapelle. Eines der Butzenscheiben-Fenster des Schlosses
Hagen wurde in einem Privathaus in der Roseggerstraße/Linz eingebaut. Möglicherweise
fanden auch weitere in uns unbekannten Gebäuden Verwendung. 927
336)* Fotomaterial bzgl Schloss Hagen „verschollen“:
Unverständlicher- und bedauerlicher- Weise fehlen Fotoaufnahmen der markantesten
Besonderheiten, welche - laut diversen Zeugenaussagen der Unterschriftenliste beigelegt -
die Erhaltung des Gebäudes hätten gewährleisten bzw fördern sollen: *Reitstiege,
*Fresken im Rittersaal, *Wappenwand“ in der Kapelle.
Nicht nur den Autoren, sondern auch kontaktierten Insidern war dies unerklärlich, u.a. dem
Neffen Weingärtners, Architekt Rudolf Vorderegger, Gabriele Roithner vom BDA Wien/der
Nationalbibliothek Wien, Dr. Georg Wacha (Nordico), u.a., bei welchen nachgefragt und
(auch ihrerseits) recherchiert wurde. Fotoaufnahmen, Belege und Unterschriftenlisten928
wurden seinerzeit (1956 infolge Ansuchen des neuen Besitzers "Merkur" um baldmöglichsten
Abriss des intakten Schlossbaus und Gebäude-Ensembles) allen als einflussreich und
maßgeblich eingeschätzten Persönlichkeiten (ua Dr. Koref, Dr. Gleißner) vorgelegt, in der
Hoffnung, die Abrissbewilligung dadurch zu verhindern - doch vergeblich. Wacha hatte diese
wichtigen Fotoaufnahmen bei Dr. Wibiral (BDA Linz) gesehen, der diese aber zunächst
verleugnete, schließlich einlenkte, jedoch argumentierte, er sei ein Ein-Mann-Betrieb
gewesen, habe sein normales Pensum kaum geschafft, hätte sonst handeln müssen. Aber er
habe dies ein Leben lang bereut: "Schloss Hagen war der größte Fehler meines Lebens".929
926 Vgl Flendrovsky, Tarock, 27ff.
927 Wehrle, PI 8. September 2011. Reder, PI 3. Februar 1999.
928 Initiative Prof. Steinbüchlers zur Errettung des Schlosses, mitgetragen von weiteren Persönlichkeiten, zB
Stefanie Hirschfeld, Ludwig Pruscha, Prof. Burgstaller, u.a. Die Fotos KR Pruschas und kürzlich auch jene
Hirschfelds fielen den Verlassenschafts- Abhandlungen/Räumungsmaßnahmen zum Opfer. Pixner/Pruscha, PI
2010; Billinger Andrea, PI 2010.
929 Wibiral, PI ua November 1997, 2001, 2009. Tel. Wacha > Wibiral, beide PI 16. September 2009. Dieser
Aussage sei laut Wacha nicht zu widersprechen!
Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Titel
- Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag Schäffer
- Ort
- Linz
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 319
- Schlagwörter
- Linz, Oberösterreich, OÖ, Schloss
- Kategorien
- Geschichte Chroniken
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 1
- Kurzinformation 11
- Das Schlossgebäude Hagen 18
- Objekte, Besonderheiten 18
- Eingangsbereich 18
- Vorhaus, Gänge 22
- Wohnsaal, Erker 25
- Speisezimmer ... 39
- Schlafräume 41
- Stifterzimmer 44
- Steinerner Saal 55
- Empfangszimmer 58
- Bauern-/Jagdstube 63
- Freseken-/Rittersaal 67
- Schloss-Archiv 70
- Bibliothek 89
- Raritätenkammer ... 100
- Schlosskapelle 104
- Sakristei 117
- Taufkapelle 124
- Beichtkammer 125
- Gästetrakt 126
- Küchen 127
- Dachboden 128
- Keller 131
- Besonderheiten 138
- Der alte Gutshof 142
- Stögerischer Meierhof 152
- Stock 159
- Brauerei 161
- Weitere Gebäube 172
- Teiche 174
- Bäche 178
- Gärten und Park
- Pöstlingberg 203
- Urfahrwänd 210
- Früh abgekommene Objekte 231
- Weitere Schenkungen 239
- Ungeklärter Abgang .. 241
- Im Außenbereich 249
- Festivitäten 256
- Bombardierung 271
- Miszellen 277
- Anhang I 282
- Anhang II 288
- Ausblick 305
- Schlussbetrachtung 306
- Literaturliste 308
- Abkürungsverzeichnis 312
- Blick auf die Autoren 313