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10)* Zum Reißgjaid/Reißgejaid/Reißjagd x
Die Bezeichnung Reißjagd wird von „reisen“= ins Feld gehen abgeleitet; diese "niedere Jagd"
steht im Gegensatz zum Wildbann, welcher verliehen wird und das Gebiet bezeichnet, in
welchem er Geltung hat und zur "höheren" Jagd selbst, die sich auf Rot- und Schwarzwild
Hirsch, Wildschwein) = herrschaftliche Pertinentien/Wildbann-Hoheit bezieht.
Unter Reißjagd verstand man die Jagd auf Reh, Fuchs, Dachs und alles übrige Haar- und das
Flugwild, wie Fasane, Rebhühner, Wachteln und andere Vögel.
*Am 31. Oktober 1315 findet sich in der Taufliste des SA Hagen der Vermerk: "Michl, des
jagers im haeckh vnnd wyrths", am 5. Dezember 1393 in der Totenliste "Mert. des gn. Hn.
gjaider (Jäger) am wendtbrychstain".1156
Der adelige Sitz Hagen hatte prinzipiell das Recht der Niederen Jagd, was ua im Anschlag
Christoph Ernst vSchallenbergs angeführt wird:
9. July 1669: „Anschlag über den Adelichen Siz Haggen, welcher Freyßaigen sambt desselben ein-
und zuegehörung, vnd Reißgeiaydt, Vermög destwegen Inhändig habenden Kaysl: original Freybrief,
wie hernach Specificirter mit mehreren Zuuernehmen...“.1157 Die Hagenchronik hielt hierzu fest:
„Aprilis 24, 1673: Völlige marg vnnd grundt- vnnd grentzbeschreibung des Adelich Landguett Haggen
negst Lintz nach dem Concept von 1669 nachgangen vnd nur ein ander punct gemachet: allain der
Saltzherr Loschy angemerckhet, aniezo im Burgerhoff aufsizend.“ Vermerk: „Sunnst wie beym
Anschlag dat. July 9 1669 (s.u., Anhang II)“.1158
Zu Jagd und „Reißgeiaydt“ sei bemerkt:
Ursprünglich stand in den germanischen Ländern das Eigentum an Grund und Boden
sozialen Gruppen zu, welche das Nutzungsrecht am gemeinsamen Landgebiet, der
Allmende hatten, dort fischen und jagen, bzw in den Wäldern außerhalb dieser Allmende der
freien Jagd nachgehen durften. Mit dem Erstarken der Zentralgewalt im fränkischen Reich
und in der Folge in den deutschen Stammesherzogtümern, darunter auch in Baiern (zu dem
bis zum Reichstag von Regensburg am 8. September 1156 die „marchia orientalis“, das
Kernland des späteren Österreich gehörte) beanspruchte der König bzw Herzog das
Neuland, und schuf verschiedene Bodenregale wie das Forstrecht, Jagdrecht, Bergrecht und
Wasserrecht, entwickelte so ein Jagdrecht auf fremdem Grund und Boden.
Dem kleinen, vor allem protestantischen Adel, war nur die Niederjagd, auch als Feldjagd
oder „Reißgjaid“ /Reisgejaid/Reißjagd 1159 bezeichnet, verblieben, wie dies einst auch im
Hagen der Fall war.
Ks Rudolf II. erließ am 20. Juli 1581 eine Reißjagdordnung, worin er festhielt, dass zum
Wildbann nur das Rot- und Schwarzwild gehöre, alles Übrige zur Reißjagd.
Die wichtigste Quelle der Geschichte der Jagd in den Ostalpen im ausgehenden 16. Jh und
ersten Viertel des 17. Jh, ist ein Manuskript Martin Strassers (1624), welcher 1590 von EBi
Wolf Dietrich vSalzburg zum obersten salzburgischen Jägermeister ernannt worden war. 1160
1156 Reder, PI 1999, Abschrift, SA Hagen, Lade 2, Tauf- bzw Toten-Liste.
1157 OÖLA, HA Weinberg, Sch. 1296, OÖ Anschläge A-H, fol. 450ff; ebd. LA, Sch. 1238, fol. 362ff; BDA,
Pöstlingberg/Schloß Hagen, Mappe I, Ia/6ff und Akt III a/7, 8. AStL, LR B II, D 2, 101ff.
1158 OÖLMBibl, Ehem. SA Hagen, As fol. 11.
1159 AK Adel im Wandel, 346. Birngruber, Waldenfels, 337, 340.
1160 AK Adel im Wandel, 343ff. Darin erklärt er ua, das Weidwerk diene sowohl zur Ertüchtigung der Adeligen
und der ritterlichen Jugend, als auch Fürsten und anderen hohen Standespersonen, welche sich dadurch für
das Kriegswesen tauglich machen konnten, indem sie ua die unterschiedlichen Witterungsverhältnisse ertragen
lernen, das Reiten, Laufen, und Gehen trainieren. Auch schütze der Jäger Vieh und Getreide der Armen vor
Wölfen und anderen Schaden verursachenden Tieren. Andererseits aber zerstörten die adeligen Jäger die
Frucht auf den Feldern, was für die Bauern großen Schaden, oft sogar Not bedeutete.
Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Titel
- Blickwinkel Raritäten aus dem Hagen/Linz
- Autoren
- Hanna Schäffer
- Herbert Schäffer
- Verlag
- Eigenverlag Schäffer
- Ort
- Linz
- Datum
- 2012
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- PD
- Abmessungen
- 21.0 x 29.7 cm
- Seiten
- 319
- Schlagwörter
- Linz, Oberösterreich, OÖ, Schloss
- Kategorien
- Geschichte Chroniken
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen 1
- Kurzinformation 11
- Das Schlossgebäude Hagen 18
- Objekte, Besonderheiten 18
- Eingangsbereich 18
- Vorhaus, Gänge 22
- Wohnsaal, Erker 25
- Speisezimmer ... 39
- Schlafräume 41
- Stifterzimmer 44
- Steinerner Saal 55
- Empfangszimmer 58
- Bauern-/Jagdstube 63
- Freseken-/Rittersaal 67
- Schloss-Archiv 70
- Bibliothek 89
- Raritätenkammer ... 100
- Schlosskapelle 104
- Sakristei 117
- Taufkapelle 124
- Beichtkammer 125
- Gästetrakt 126
- Küchen 127
- Dachboden 128
- Keller 131
- Besonderheiten 138
- Der alte Gutshof 142
- Stögerischer Meierhof 152
- Stock 159
- Brauerei 161
- Weitere Gebäube 172
- Teiche 174
- Bäche 178
- Gärten und Park
- Pöstlingberg 203
- Urfahrwänd 210
- Früh abgekommene Objekte 231
- Weitere Schenkungen 239
- Ungeklärter Abgang .. 241
- Im Außenbereich 249
- Festivitäten 256
- Bombardierung 271
- Miszellen 277
- Anhang I 282
- Anhang II 288
- Ausblick 305
- Schlussbetrachtung 306
- Literaturliste 308
- Abkürungsverzeichnis 312
- Blick auf die Autoren 313