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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
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14 Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 der österreichisch-deutschen Vorgeschichte, trotz aller gewünschter bilateraler Annäherung an die Bundesrepublik, die gleichzeitige Notwendigkeit einer deut- lichen Abgrenzung Österreichs von der Bundesrepublik als Teil der staatlichen österreichischen Nachkriegsidentität mitzudenken. Zunächst nahm Wien in der ersten Hälfte der 1950er-Jahre eine wohlwollende Allianzfreiheit gegenüber Bonn ein  – es war dann bereits „Tauwetter“ nach Stalins Tod angesagt, wenn auch der Ost-West-Konflikt manifest blieb. Die Bedeutung der gestiegenen Handelsbeziehungen mit Westdeutschland spielte außerdem eine nicht unerhebliche Rolle. Der erste offizielle Besuch österreichischer Regierungs- mitglieder fand am 19./20. Mai 1953 statt, als der im gleichen Jahr im November dann abgelöste Außenminister Karl Gruber und Staatssekretär Bruno Kreisky in Bonn mit Bundespräsident Theodor Heuss und Bundeskanzler Konrad Adenauer zusammentrafen, um über die zukünftigen bilateralen Beziehungen zu sprechen. Gruber versuchte Adenauer in Bonn verständlich zu machen, dass die politische Lage Österreichs von jener Deutschlands „grundlegend verschieden“, zumal das Land von Beginn an „durch östliche Initiative in zwei Teile gespalten worden“ sei  – eine Auslegung, die der westdeutschen Lesart entsprach. Aufgabe der deut- schen Bundesregierung könne es, so Gruber, nur sein, durch Stärkung seiner wirt- schaftlichen Kraft, den Aufbau neuen internationalen Vertrauens und besonders durch Entwicklung eines Modus vivendi mit den Besatzungsmächten „die beste Voraussetzung für die künftige Wiedervereinigung Deutschlands zu schaffen“. Das war geradezu prophetisch und entsprach ebenfalls der Zukunftsprognose der „Politik der Stärke“ Adenauers. Anders gestalte sich, so Gruber, dagegen die Lage Österreichs, ein Land welches vereint geblieben sei. Er argumentierte, Österreich dürfe keine Politik betreiben, die einen Spaltungsprozess einleiten würde. Ade- nauer schien für Österreichs Lage „volles Verständnis“ zu haben.42 Nicht frei von Opportunismus setzte Wien weiter auf die Existenz eines sta- bilen und auch militärisch verteidigungsbereiten Systems in Westeuropa, dem die Bundesrepublik angehören sollte. Dies schloss konsequenterweise jede Emp- fehlung einer Neutralitätspolitik für Deutschland bzw. die Bundesrepublik aus. Gruber pflichtete Adenauer auch bei, dass es schwer vorstellbar sei, eine „natür- liche Großmacht zu neutralisieren“ und es „keinen Präzedenzfall dieser Art“ gebe. 1961 aus westdeutscher Perspektive unter besonderer Berücksichtigung der Österreichpolitik des Auswärtigen Amtes, Berlin 2003; Jochen Staadt (Hg.), Schwierige Dreierbeziehung. Öster- reich und die beiden deutschen Staaten (Studien des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität Berlin 18), Frankfurt am Main 2013; Rolf Pfeiffer, Die DDR und Österreich 1949–1972. Beziehungen in den Jahren offizieller Beziehungslosigkeit, Aachen 2015; Graf, Österreich und die DDR. Für einen Aufriss zur Haltung Österreichs zur deutschen Frage siehe: idem, Österreich und die Deutsche Frage 1945–1990. Realpolitik wider Willen?, in: Roman Kodet / Lukaš Novotný (Hg.), The Chapters to the History of „Realpolitik“/Die Kapitel aus der Geschichte der Realpolitik, Pilsen 2013, S. 115–142. Sämtliche hier zitierten Werke enthalten umfangreiche weiterführende Literaturverweise. 42 Karl Gruber, Zwischen Befreiung und Freiheit. Der Sonderfall Österreich, Berlin 1953, S. 303–306.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Titel
Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Untertitel
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Herausgeber
Michael Gehler
Maximilian Graf
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35587-5
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
792
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
  2. I. Vorbemerkungen 7
  3. II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
    1. 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
    2. 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
    3. 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
    4. 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
    5. 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
  4. III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
    1. 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
    2. 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
    3. 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
    4. 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
    5. 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
    6. 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
    7. 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
    8. 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
  5. IV. Editorische Vorbemerkungen 99
    1. Verzeichnis der Dokumente 103
    2. Dokumente 111
    3. Abkürzungsverzeichnis 723
    4. Literaturverzeichnis 731
    5. Personenregister 735
    6. Sachregister 773
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