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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
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36 Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 und religiösen Prägungen im Zeichen eines rheinischen Katholizismus und ent- sprechender Differenzen mit dem protestantischen Osten Deutschlands: Viele der Stammgebiete der SPD-Wähler befanden sich in der DDR. Mit der „Sowjetzone“ wäre Gesamtdeutschland, wenn nicht sozialdemokratischer, so doch stärker pro- testantischer geworden als die rheinisch-katholische Bundesrepublik. Das war ein kaum von der Hand zu weisendes Argument, das jedenfalls Kreisky sehr einleuchtete. Zahlreiche weitere österreichisch-ostdeutsche Begegnungen auf höchster di- plomatischer Ebene sollten folgen. Insbesondere die heikle Berlin-Frage konnte dabei für Missstimmungen sorgen. 1982 hatte Österreichs Bundespräsident Ru- dolf Kirchschläger die Bundesrepublik besucht. Seine Weigerung, den Besuch mit einer Visite in West-Berlin zu verbinden, wurde von den westdeutschen Medien negativ aufgenommen. Der Grund dafür wurde nicht zuletzt in den Beziehungen Österreichs zur DDR gesehen. Kirchschläger wurde kritisch vorgehalten, wohl kaum bei seinem DDR-Besuch im Jahr darauf einen Bogen um Ost-Berlin machen zu wollen. Die Lage Berlins war belastet und sensibel geblieben.121 Im Vorfeld seines DDR-Besuchs im Jahr 1983 war Kirchschläger daher darauf eingestellt, dass Angriffe wegen seiner Präsenz in der „DDR-Hauptstadt“ erfolgen würden. Ende September erklärte er gegenüber einer Journalistengruppe aus der DDR, schon Protestbriefe erhalten zu haben, aber damit „leben“ zu müssen.122 Derartige Epi- soden waren kein Einzelfall, sondern eher die Regel. Mit der intensivierten Besuchsdiplomatie, im Rahmen derer 1984 mit Fred Sinowatz ein weiterer österreichischer Kanzler die DDR besuchte, ging eine ve- ritable Ausweitung der Wirtschaftsbeziehungen einher. Die österreichische Han- delsbilanz mit der DDR war immer deutlich aktiv. In den 1980er-Jahren wurde die Unterzeichnung jährlicher Wirtschaftsabkommen die Regel. Sie kamen den österreichischen Exportwünschen stark entgegen. Die Handelsbeziehungen wur- den zur tragenden Säule im österreichisch-ostdeutschen Verhältnis. Die öster- reichischen Kredite trugen insbesondere im Jahr 1982 erheblich zum Erhalt der Zahlungsfähigkeit der DDR bei. Österreich garantierte zu dieser Zeit 20 % der De- visenschulden Ost-Berlins. Damals wurden auch Öltransitgeschäfte der VÖEST Handelsgesellschaft „Intertrading“ durch staatlich garantierte Kredite finanziert; die aus ebendiesen „Operationen“ resultierenden Verluste hatten einen Löwen- anteil am 1985 offenkundig werdenden „VÖEST-Debakel“. Das österreichische Streben nach einer Ausweitung des Handels mit der DDR dauerte bis ins Jahr 1990 an. Die politischen und wirtschaftlichen Beziehungen können spätestens ab Ende der 1970er-Jahre nicht isoliert voneinander betrachtet werden. Im Gefolge der Milliardenkredite, die der bayrische Ministerpräsident Franz Josef Strauß der DDR 1983/84 vermittelte, gab es jedoch einen Rückschlag in den Wirtschafts- beziehungen zwischen Österreich und der DDR. Wien sah sich  – zuvor noch be- 121 Washietl, Österreich und die Deutschen, S. 147–150. 122 Telegramm von Botschafter Grunert an Honecker, Axen, Herrmann und Fischer, Wien, 28. September  1983, SAPMO-BArch, DY  30/13652.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Titel
Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Untertitel
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Herausgeber
Michael Gehler
Maximilian Graf
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35587-5
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
792
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
  2. I. Vorbemerkungen 7
  3. II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
    1. 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
    2. 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
    3. 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
    4. 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
    5. 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
  4. III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
    1. 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
    2. 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
    3. 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
    4. 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
    5. 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
    6. 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
    7. 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
    8. 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
  5. IV. Editorische Vorbemerkungen 99
    1. Verzeichnis der Dokumente 103
    2. Dokumente 111
    3. Abkürzungsverzeichnis 723
    4. Literaturverzeichnis 731
    5. Personenregister 735
    6. Sachregister 773
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