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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
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39 Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 Trotz aller Selbstzufriedenheit der SED-Führung waren „in der DDR eine Reihe schwieriger sozialer und innenpolitischer Entwicklungen nicht zu übersehen“. Grundsätzlich herrschte in der DDR eine Mangelwirtschaft. Daran hatten auch die inszenierten außenpolitischen und die vermeintlichen wirtschaftlichen Er- folge nichts geändert. Die gegen Devisen erwerbbaren Importprodukte spalteten die Gesellschaft viel mehr, als sie einen positiven Effekt erzielten. Das allgemein verfügbare Warenangebot hielt mit den Ansprüchen der Menschen nicht Schritt, so war beispielsweise die Wartezeit beim Erwerb eines PKWs unverändert lang. Die absolut steigenden Reisezahlen verstärkten zudem die Ungleichheit in der Bevölkerung: während manche Bürger mehrfach in die Bundesrepublik reisen konnten, blieb dies anderen ohne Zugang zur D-Mark versagt. Gorbatschows Reformpolitik hatte Erwartungen geweckt, der Dialog der SED mit der westdeut- schen SPD gewisse Irritationen verursacht, jedoch stand jede oppositionelle Re- gung noch unter den strengen Augen des Staatssicherheitsdienstes. Der Ballhaus- platz erwartete dennoch weiterhin eine stabile Entwicklung der augenscheinlich in einer prekären Situation befindlichen DDR.140 Das stärkere Sichtbarwerden oppositioneller Strömungen Anfang 1988 sowie auch die Reaktionen des Regimes wurden durchaus als Resultat von Glasnost und Perestroika gewertet.141 Im Laufe des Jahres 1988 blieb unklar, ob „die Forderungen nach Offenheit, Umgestaltung und vermehrten Chancen in der DDR selbst zunehmen“ wür- den. Klar war aber: „Zum jetzigen Zeitpunkt und beim jetzigen Führungsteam der DDR unter Honecker ist jedoch keine Änderung des Weges abzusehen.“142 Ironischerweise stützte die SED-Führung ihre Argumentation zur Beibehaltung ihres bisherigen Weges auf die von Gorbatschow postulierte Eigenständigkeit der Bruderstaaten. Für jeden Beobachter war aber klar, dass die DDR seine Refor- men, mit Ausnahme Rumäniens, am zurückhaltendsten aufgenommen hatten.143 Diese Unterschiede wurden auch in den Beziehungen der Warschauer-Pakt-Staa- ten untereinander immer offensichtlicher. Während im Verlauf des Jahres 1988 deutlich wurde, wie kompliziert das Verhältnis zu dem mit Reformen voran- schreitenden Ungarn geworden war,144 rückten die reformresistenten Führun- gen der DDR, der Tschechoslowakei und sogar Rumäniens enger zusammen.145 Von entscheidender Bedeutung war aber das Verhältnis zur Sowjetunion. Als Honecker im Oktober 1988 die UdSSR besuchte, gelang es nur noch beschränkt, die grundunterschiedlichen Zugangsweisen zu kaschieren. Diese waren auch für 140 Siehe Dok. 16. 141 Siehe Dok. 17. 142 Gesandter Lorenz Graf an BMAA, Berlin (Ost), 6. Oktober 1988, Zl. 225-RES/88, BMEIA, ÖB Berlin (Ost), RES-1988 (01–06), Karton 22 (Hervorhebung im Original). 143 Siehe Dok. 14. 144 Siehe Dok. 26. Ungarische Diplomaten führten die Reformresistenz der DDR in ihren Kon- sultationen mit der Ballhausplatzdiplomatie auf die „offene Frage der Existenz von 2 deut- schen Staaten“ zurück. Siehe Dok. 28. 145 Siehe Dok. 31.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Titel
Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Untertitel
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Herausgeber
Michael Gehler
Maximilian Graf
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35587-5
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
792
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
  2. I. Vorbemerkungen 7
  3. II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
    1. 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
    2. 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
    3. 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
    4. 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
    5. 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
  4. III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
    1. 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
    2. 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
    3. 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
    4. 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
    5. 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
    6. 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
    7. 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
    8. 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
  5. IV. Editorische Vorbemerkungen 99
    1. Verzeichnis der Dokumente 103
    2. Dokumente 111
    3. Abkürzungsverzeichnis 723
    4. Literaturverzeichnis 731
    5. Personenregister 735
    6. Sachregister 773
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