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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
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49 Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 statt.184 Mit der Grenzöffnung hatten sich die seit den 1970er-Jahren vorhandenen schlimmsten Befürchtungen der DDR bewahrheitet. Dennoch erfolgten keine di- rekten Angriffe auf Österreich. Medial wurde in gewohnter Manier die Bundes- republik und diesmal auch Ungarn attackiert.185 Die österreichische Botschaft in Ost-Berlin drängte zwar darauf, den während der Flüchtlingskrise unverändert fortgesetzten militärischen Delegationsaustausch zwischen Ost-Berlin und Wien angesichts der entstandenen Lage einzuschränken,186 doch auch Österreich war um Schadensbegrenzung bemüht. Insbesondere die Wirtschaftsbeziehungen soll- ten trotz der sich zuspitzenden Krise der DDR keine Einschränkung erfahren. Da- für war aber auch ein gutes bilaterales Verhältnis notwendig, das nach der öster- reichischen Unterstützung bei der Ausreise der DDR-Bürger nicht mehr gesichert scheinen konnte. Bereits inmitten der sich im August akut zuspitzenden „Flücht- lingskrise“ wollte Bundeskanzler Vranitzky im Rahmen eines privaten DDR-Be- suchs am 25. September das direkte Gespräch mit Honecker suchen. Dieser war aber krank und schlussendlich sagte Vranitzky seinen Besuch reichlich kurz- fristig am 22. September, also erst mehr als eine Woche nach der Grenzöffnung, ab.187 Jeder Zusammenhang mit der Flüchtlingsproblematik wurde kategorisch in Abrede gestellt. Agenturmeldungen gingen vom Gegenteil aus. Vermutlich wollte Vranitzky in Anbetracht der sich beschleunigenden Ereignisse die weitere Ent- wicklung abwarten.188 Beruhigend war für Österreich aber zunächst die Feststellung, dass die Sowjet- union nicht merklich in das Grenzöffnungsszenario einzugreifen versucht hatte.189 Der einer konservativen Elite des sowjetischen Außenministeriums angehörige, seit jeher mit Deutschland befasste Diplomat Alexander Bondarenko vertrat hin- gegen im Gespräch mit Nationalratsabgeordneten Ludwig Steiner (ÖVP) nach- drücklich den DDR-Standpunkt und informierte nach Schewardnadses Rede vor der UNO-Vollversammlung am 26. September 1989, in der dieser vor dem „deut- schen Revanchismus“ gewarnt hatte, über die sowjetische Haltung zur deutschen Frage. Dies sollte sich in den kommenden zwölf Monaten zu einer Routineübung der sowjetischen Diplomatie entwickeln. Seitens der österreichischen Botschaft in Moskau verband man die in der sowjetischen Außenpolitik offenkundig be- stehenden Meinungsverschiedenheiten durchaus mit einer gewissen Hoffnung  – nicht zuletzt in Blickrichtung des österreichischen EG-Beitrittsantrags.190 Seit 1988 zeichnete sich ab, dass die sowjetischen Widerstände gegen einen solchen 184 Zumindest konnte bisher kein derartiges Dokument in den Archiven ausfindig gemacht wer- den. Auch Botschafter Friedrich Bauer bestätigte den Autoren, dass er über ein Herantreten der DDR an Österreich in diesem Zusammenhang auf seinem Posten in Bonn informiert worden wäre. 185 Siehe Dok. 52. 186 Siehe Dok. 55. 187 Siehe Dok. 49. 188 Siehe dazu auch: Graf, Österreich und die DDR, S. 583–584. 189 Siehe Dok. 58. 190 Siehe Dok. 61.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Titel
Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Untertitel
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Herausgeber
Michael Gehler
Maximilian Graf
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35587-5
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
792
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
  2. I. Vorbemerkungen 7
  3. II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
    1. 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
    2. 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
    3. 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
    4. 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
    5. 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
  4. III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
    1. 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
    2. 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
    3. 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
    4. 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
    5. 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
    6. 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
    7. 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
    8. 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
  5. IV. Editorische Vorbemerkungen 99
    1. Verzeichnis der Dokumente 103
    2. Dokumente 111
    3. Abkürzungsverzeichnis 723
    4. Literaturverzeichnis 731
    5. Personenregister 735
    6. Sachregister 773
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