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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
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Seite - 58 - in Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit

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58 Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 Als genereller Eindruck der Berichterstattung des westdeutschen Blätterwalds kann festgehalten werden, dass man erwartete, Österreich würde den Schritt Richtung Beitritt wagen. Der Spiegel hielt vor dem Hintergrund der Entwicklung zum Binnenmarkt mit Blick auf das große Ganze fest: „Nun finden alle, daß die Zeit reif ist für eine Korrektur der alten Positionen. Am wei- testen haben sich die Österreicher auf dem Weg nach Brüssel vorgewagt. Bundeskanzler Franz Vranitzky machte vergangene Woche in Bonn kein Hehl daraus, daß die Annä- herung Wiens an die EG das wichtigste Thema seiner Gespräche mit Bundeskanzler Helmut Kohl war und daß er fest auf deutsche Unterstützung baut.“214 Helmut Kohl stand dem österreichischen EG-Beitrittsanliegen seit 1987/88 über- aus positiv gegenüber. Im Alpentransit sah er dabei das größte zu überwindende Hindernis. Zunächst musste allerdings noch der innerösterreichische Klärungs- prozess voranschreiten. In der Koalition gab es jedoch unterschiedliche außen- politische Präferenzen und Zugänge zur Integrationspolitik. Vranitzky betrach- tete den mittelosteuropäischen Raum eher von einer nüchternen Warte215  – im Unterschied zu Erhard Busek (ÖVP), wie er selbst einräumt: „Es gab mehrere Ansätze unter der Überschrift ‚Mitteleuropakooperation‘. Ich bemühte mich dazu auf der bilateralen Ebene mit den jeweiligen Regierungen  – notwendiger- weise schon vor der sanften Revolution und selbstverständlich danach. Erhard Busek leistete wichtige Schrittmacherdienste durch Kontakte mit den ‚Dissidenten‘ während der KP-Zeit, von denen nicht wenige ‚danach‘ wichtige Funktionen bekleiden und bekleideten.“216 Der Blick von außen bestätigt den pragmatischen Zugang Vranitzkys und eine Priorität für die Annäherung an die EG. Der deutsche Journalist Theo Sommer meinte hierzu: „Gedankliche Versuchungen wie das mythische Konzept ‚Mitteleuropa‘ oder das italie- nische Konstrukt der ‚Pentagonale‘ waren dem Bundeskanzler Vranitzky eher suspekt, jedenfalls als politische Projekte. ‚Auf keinen Fall eine Alternative oder ein Ersatz für die EG‘, befand er bündig. Den Beitrittsantrag stellte er in Brüssel unter zwei Aspekten. Zum einen: ‚… daß es nach der Festlegung des Binnenmarktes für uns notwendig ist, dabei zu sein.‘ Zum anderen: ‚… daß wir zum europäischen Integrationsprozeß einen wichtigen Beitrag leisten können.‘“217 214 Der Spiegel, 9. November 1987, S. 95. 215 Siehe hierzu im ersten Überblick: Michael Gehler, Paving Austria’s Way to Brussels: Chan- cellor Franz Vranitzky (1986–1997)  – A Banker, Social Democrat and Pragmatic European Leader, in: Journal of European Integration History 18 (2012) 2, S. 159–182. 216 Persönliche schriftliche Mitteilungen von Dr. Franz Vranitzky an Michael Gehler, 5. Juni 2008, S. 3; Armin Thurnher, Franz Vranitzky, Franz Vranitzky im Gespräch mit Armin Thurnher, Frankfurt am Main 1992, S. 75. 217 Theo Sommer, Österreich, Deutschland und darüber hinaus, in: Edi Keck / Karl Krammer / Heinz Lederer / Andreas Mailath-Pokorny / Oliver Rathkolb (Hg.), Die ersten 10 Jahre. Franz Vranitzky Wien 1996, S. 146–155, hier S. 152.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Titel
Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Untertitel
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Herausgeber
Michael Gehler
Maximilian Graf
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35587-5
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
792
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
  2. I. Vorbemerkungen 7
  3. II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
    1. 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
    2. 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
    3. 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
    4. 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
    5. 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
  4. III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
    1. 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
    2. 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
    3. 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
    4. 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
    5. 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
    6. 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
    7. 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
    8. 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
  5. IV. Editorische Vorbemerkungen 99
    1. Verzeichnis der Dokumente 103
    2. Dokumente 111
    3. Abkürzungsverzeichnis 723
    4. Literaturverzeichnis 731
    5. Personenregister 735
    6. Sachregister 773
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