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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
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Seite - 79 - in Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit

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79 Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 könnte“. Mock stimmte einerseits „zu, daß keine Verschiebung des Gewichtes der militärischen Allianzen erfolgen sollte. Andererseits wäre eine Entlassung Deutschlands aus seinen Bindungen durch Neutralisierung gefährlich.“ Nachdem Schikin erneut „auf die Verantwortung der vier Alliierten“ hingewiesen hatte, plädierte Mock dafür, dass nach dem Zweiten Weltkrieg entstandene „System der Patronanz über Deutschland in einen Status der Normalität“ zu überführen.324 Modrows Plan wurde ohnehin rasch von den Entwicklungen überholt. Der Exodus aus der DDR und die Übersiedlerzahlen in die Bundesrepublik drohten zu einem echten Problem für Bonn zu werden, weshalb man zunehmend auf eine rasche Realisierung der deutschen Einheit drängte. Sowohl die äußeren als auch die inneren Aspekte stellten aber noch ein „Minenfeld“ dar.325 Der Übersiedler- strom von Ost nach West riss nicht ab und Modrow konnte von seinem Besuch in der Bundesrepublik am 13./14. Februar 1990 nur wenig Zählbares nach Hause bringen. Die Bundesrepublik wollte die nicht frei gewählte DDR-Regierung nicht alimentierten,326 sah sich aber dennoch zum Handeln gezwungen. Mit dem im Februar erfolgten Angebot einer „Wirtschafts- und Währungsunion“ hatte Kohl im deutschen Einigungsprozess endgültig die Initiative übernommen.327 Ende Februar 1990 war die deutsche Einheit das wichtigste  – ja nahezu alles bestimmende  – internationale Gesprächsthema. Im Dreieck Bonn, Moskau und Washington ging es in der ersten Februarhälfte, als Gorbatschow am 10. Februar im Kreml gegenüber Kohl erstmals grundsätzlich grünes Licht für die unauf- haltsam scheinende deutsche Einheit gegeben hatte, insbesondere um die Frage der NATO-Mitgliedschaft des künftigen Deutschlands und deren Ausgestaltung. Dessen war man sich am Ballhausplatz bewusst, auch wenn man dort natür- lich keine Detailkenntnis über die heute im Blick auf die NATO-Osterweiterung so umstrittenen bilateralen Gespräche dieser Dreieckskonstellation hatte.328 Die NATO-Mitgliedschaft Deutschlands stand zwar aus Wiener Sicht nicht in Frage, aber die Art und Weise der Inkorporierung des Gebiets der DDR unter sowje- tischer Zustimmung schien offen  – wie auch die Zukunft der Militärbündnisse insgesamt.329 Das amerikanische Misstrauen gegenüber Genscher in dieser Frage 324 Siehe Dok. 117. 325 Siehe Dok. 118. 326 Siehe Dok. 123. 327 Siehe dazu Dok. 125, 132. Hanns Jürgen Küsters, Das Ringen um die deutsche Einheit. Die Regierung Kohl im Brennpunkt der Entscheidungen 1989/90, Freiburg im Breisgau 2009, S. 155–159; ausführlich: Dieter Grosser, Das Wagnis der Währungs-, Wirtschafts- und Sozial- union. Politische Zwänge im Konflikt mit ökonomischen Regeln, Stuttgart 1998. 328 Siehe dazu in allen Details: Mary Elise Sarotte, 1989: The Struggle to Create Post-Cold War Europe, rev. ed., Princeton 2014. Zur Kontroverse um die Legende vom Wortbruch. Die NATO-„Osterweiterung“  – eine nicht eingehaltene Zusicherung des Westens an Russland?, siehe Michael Gehler, Revolutionäre Ereignisse und geoökonomisch-strategische Ergebnisse: Die EU- und NATO-„Osterweiterungen“ 1989–2015 im Vergleich (Zentrum für Europäische Integrationsforschung Discussion Paper C 239), Bonn 2017, S. 66–81. 329 Siehe Dok. 119–120.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Titel
Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Untertitel
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Herausgeber
Michael Gehler
Maximilian Graf
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35587-5
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
792
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
  2. I. Vorbemerkungen 7
  3. II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
    1. 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
    2. 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
    3. 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
    4. 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
    5. 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
  4. III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
    1. 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
    2. 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
    3. 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
    4. 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
    5. 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
    6. 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
    7. 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
    8. 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
  5. IV. Editorische Vorbemerkungen 99
    1. Verzeichnis der Dokumente 103
    2. Dokumente 111
    3. Abkürzungsverzeichnis 723
    4. Literaturverzeichnis 731
    5. Personenregister 735
    6. Sachregister 773
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