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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
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5.12.1985: Abschlussbericht Botschafter Pahr 126 Dok. 2 Die Grünen haben wohl ihren Gipfel bereits überschritten und zeigen eine deutliche Tendenz, sich zu institutionalisieren. Damit verlieren sie aber ein ent- scheidendes Element ihres Wesens, nämlich kein Teil der von ihnen ja bekämpf- ten Institutionalisierung zu sein. Die wirtschaftliche Entwicklung ist zweifellos positiv, Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt lassen jedoch nach wie vor auf sich warten. Besonders hervorstechend ist der Imageverlust der Bundesrepublik Deutsch- land auf außenpolitischem Gebiet.15 Vor wenigen Jahren noch war Bonn ein entscheidender Faktor in den Ost-West-Beziehungen und ein gesuchter Ge- sprächspartner in Ost und West, der Motor der Europäischen Einigung und ein mitbestimmender Faktor in vielen Fragen der internationalen Politik (Namibia, Entwicklungspolitik etc.). Davon ist heute nur sehr wenig geblieben. Ja es stellt sich sogar die Frage, was eigentlich Deutschlands Außenpolitik ist. Die Streitig- keiten in der Bonner Regierungskoalition rücken die außenpolitische Linie der Bundesrepublik Deutschland immer mehr ins Zwielicht. In dieser schwierigen Situation bemüht sich Genscher trotz allem und bisher mit einem gewissen Erfolg, die Kontinuität der Außenpolitik zu wahren. Bilateral sind die Beziehungen zwischen Österreich und der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Vielleicht sogar „zu gut“.16 Die engen Beziehungen verführen nämlich dazu, auftauchende Fragen möglichst auf direktem Weg zu lö- sen. Das ist meist zweckmäßig und auch erfolgreich, manchmal führt das aber wie im „Weinskandal“17 zu zusätzlichen Problemen. Übrigens hat dieser „Weinskan- dal“ Österreich hier viel weniger geschadet als man befürchtet hat. Es kam zu zahlreichen Zeichen der Solidarität, die uns insgesamt sehr genutzt haben. Eines müssen wir jedenfalls zur Kenntnis nehmen: sehr viele Deutsche haben eine große Zuneigung für Österreich, nicht alle davon aber auch für die Österreicher.18 15 Dieser Satz wurde von der Abteilung II.1 handschriftlich mit einem Fragezeichen versehen. 16 Dieser Satz wurde von der Abteilung II.1 handschriftlich mit einem Fragezeichen versehen. 17 Im Sommer 1985 wurde der „Weinskandal“ aufgedeckt. Es handelte sich um einen „der größ- ten Wirtschafts- und Lebensmittelskandale in Europa“. Insbesondere burgenländische Weine waren jahrelang mit Diethylenglycol (minderwertigem Alkohol, der auch als Frostschutz- mittel verwendet wurde)  gepanscht worden. In einer Zeit verfallender Weinpreise waren ins- besondere die Bundesrepublik, aber auch die DDR bedeutende Abnehmer des exportierten verseuchten süßen österreichischen Tankweins. Als der Skandal aufflog, wurden die Weine großflächig aus dem Verkehr gezogen und der durch die massive internationale Medien- berichterstattung ausgelöste Imageschaden war enorm. Ein entsprechendes juristisches Nach- spiel folgte und die Weinexporte brachen nahezu vollkommen zusammen. Die daraufhin eingeführten Qualitätskontrollen machten die Weinregion auf lange Sicht jedoch wieder zu einem Exportschlager, heute für Flaschenweine von hoher Qualität. Vgl. dazu Jakob Perschy, Der Weinskandal  – Ein Desaster mit exzellenten Ergebnissen, in: Burgenländisches Landes- archiv (Hg.), 9 Jahrzehnte  – 9 Themen. Eine Nachlese zu 90 Jahre Burgenland (Burgenlän- dische Forschungen 103), Eisenstadt 2012, S. 143–146; Sebastian Pumberger, Na dann: Prost! (Agenda: Weinskandal), in: Der Standard, 4./5./6. April 2015, S. 4–5. 18 Dieser Satz wurde vermutlich von Gesandten Christoph Parisini (Abteilung II.1) handschrift- lich markiert.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Titel
Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Untertitel
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Herausgeber
Michael Gehler
Maximilian Graf
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35587-5
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
792
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
  2. I. Vorbemerkungen 7
  3. II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
    1. 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
    2. 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
    3. 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
    4. 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
    5. 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
  4. III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
    1. 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
    2. 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
    3. 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
    4. 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
    5. 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
    6. 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
    7. 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
    8. 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
  5. IV. Editorische Vorbemerkungen 99
    1. Verzeichnis der Dokumente 103
    2. Dokumente 111
    3. Abkürzungsverzeichnis 723
    4. Literaturverzeichnis 731
    5. Personenregister 735
    6. Sachregister 773
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