Seite - 289 - in Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
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8.9.1989: Protokoll Botschafterkonferenz (Ost-West) Dok. 51a
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landfrage: Wiedervereinigung würde Aktualität des finnisch-sowjetischen Ver-
trages 19488 erhöhen.
Bot. Weinberger:9 Belgische Haltung gegenüber Perestroika modifiziert, heute
grundsätzlich positive Beurteilung, weniger Skepsis. Prozess aber nicht irreversibel.
Bot. F. Schmid:10 Früher Kontakte USAP11 nur mit Parteien aus Österreich,
BRD, Finnland. Heute Kontakte mit zahlreichen Parteien des Westens. West-
liche Unterstützung für Reformprozess in Ungarn eher verbal, wenig konkrete
Hilfsmaßnahmen.
Bot. Bauer:12 Westen war auf den so herbeigewünschten Reformprozess im Osten
nicht vorbereitet, besitzt kein Konzept. BRD sieht EG als Einbettungsplatz in
Westeuropa (Herausführen aus Status des besiegten Landes). Bonn sucht EG in
eigene Deutschlandpolitik einzubinden. Verhältnis BRD-DDR: Über innerdeut-
schen Handel wenig Informationen. Gespräch Bonn-Berlin13 über Anpassung des
innerdeutschen Handels an Binnenmarktregelungen. BRD strebt osmotisches Ver-
hältnis zu DDR an. Wiedervereinigung im Bismarck’schen Sinn14 nicht gesucht.
Bot. Leifer:15 In Jugoslawien gemischte Gefühle gegenüber Reformprozess. Ideo-
logen: skeptisch, Angst vor Entwicklung in Ungarn, Polen (Mehrparteiensystem)
könnte durch Westen als Präzedenz für Jugoslawien erachtet werden. Furcht vor
Parallelen der Vielvölkerstaaten SU – Jugoslawien. Jugoslaw. Politiker: Positive
Einschätzung des Reformkurses Gorbatschows. Prozess wird bis zu gewissem
Grad als irreversibel angesehen. (Verlangsamung möglich, aber kein Rückfall).
Albanien: kein Einschwenken auf Reformkurs (chines. Beispiel!).
8 Der 1948 abgeschlossene Vertrag über Freundschaft, Zusammenarbeit und gegenseitigen Bei-
stand verpflichtete Finnland bewaffnete Angriffe auf finnisches Territorium oder über dessen
Staatsgebiet auf die Sowjetunion abzuwehren.
9 Heinz Weinberger, österreichischer Botschafter in Belgien (1988–1993), siehe Personenregis-
ter mit Funktionsangaben.
10 Franz Schmid, österreichischer Botschafter in Ungarn (1988–1992), siehe Personenregister
mit Funktionsangaben.
11 Ungarische Sozialistische Arbeiterpartei.
12 Friedrich Bauer, österreichischer Botschafter in der Bundesrepublik Deutschland (1986–1990),
siehe Personenregister mit Funktionsangaben.
13 Gemeint ist natürlich Ost-Berlin.
14 Die deutsche Reichseinigung im Bismarck’schen Sinne war nicht durch „Reden und Majo-
ritätsbeschlüsse“ sondern durch „Blut und Eisen“ erwirkt worden und zwar durch den Sieg
Preußens über Österreich im Krieg von Königgrätz 1866 und den nach dem Konflikt um die
spanische Erbfolge entbrannten deutsch-französischen Krieg von 1870/71. Am 18. Januar 1871
wurde im Spiegelsaal von Schloss Versailles der preußische König Wilhelm I. zum Kaiser aus-
gerufen. Das Bismarck’sche Deutsche Reich war nicht durch eine Volksbewegung „von unten“,
sondern durch Krieg und Fürstenbeschluss „von oben“ entstanden.
15 Paul Leifer, österreichischer Botschafter in Jugoslawien (1985–1991), siehe Personenregister
mit Funktionsangaben.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Titel
- Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
- Untertitel
- Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
- Herausgeber
- Michael Gehler
- Maximilian Graf
- Verlag
- Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
- Ort
- Göttingen
- Datum
- 2018
- Sprache
- deutsch
- Lizenz
- CC BY-ND 4.0
- ISBN
- 978-3-666-35587-5
- Abmessungen
- 15.5 x 23.2 cm
- Seiten
- 792
- Kategorien
- Geschichte Nach 1918
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
- I. Vorbemerkungen 7
- II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
- 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
- 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
- 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
- 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
- 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
- III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
- 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
- 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
- 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
- 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
- 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
- 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
- 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
- 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
- IV. Editorische Vorbemerkungen 99