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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 - Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
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11.9.1989: Aktenvermerk Gesandter Sucharipa 296 Dok. 52 Dok. 52: Aktenvermerk. Die DDR und die Fluchtwelle durch Österreich, 11.9.1989 Aktenvermerk, Gesandter Ernst Sucharipa, Wien, 11. September 1989, 217-Res/89, BMEIA, ÖB Berlin (Ost), RES-1989 (1–10), Karton 24, GZ. 43.02.40/13-II.3/891 Österreich-DDR; Reaktion auf Durchreise der DDR-Flüchtlinge aus Ungarn Bei einem bereits vor einiger Zeit fixierten Mittagessen mit dem Botschaftsrat (und derzeitigen Geschäftsträger) der DDR-Botschaft in Wien2 ließ sich dieser im Gegenstand dem Gefertigten etwa wie folgt vernehmen: Auf DDR-Seite hoffe man, dass durch die derzeitige Situation keine nachtei- ligen Folgen für die bilateralen Beziehungen entstehen. Die DDR sei weiterhin am weiteren Ausbau dieser Beziehungen zu Österreich sehr interessiert. (Der Gefertigte bestätigte dies auch von österreichischer Seite.) Auf DDR-Seite habe die österreichische Haltung keinerlei Erstaunen hervorgerufen. Sie sei vielmehr durchaus berechenbar und ganz offenkundig mit den auch der DDR bekannten Prinzipien der österreichischen Außenpolitik im Einklang. Auch in den weiteren Ausführungen war nicht die geringste Andeutung einer Kritik an Österreich zu erkennen. Der Gesprächspartner (der dem Gefertigten aus früheren Gesprächen als durch- aus dem DDR-System gegenüber selbstkritisch eingestellt bekannt ist) stimmte auch der Ansicht zu, dass letztlich die der ungarischen Regierung sicher schwer gefallene Entscheidung3 auch aus DDR-Sicht positive Aspekte enthalte, da damit ein potentiell sehr langwieriges Problem relativ rasch gelöst werden konnte. Eine Rückführung der DDR-Bürger in die DDR wäre sicherlich unvorstellbar gewesen und eine längere Anhaltung in Flüchtlingslagern hätte niemanden gedient. Das 1 Der vom Leiter der Abteilung II.3 Gesandten Ernst Sucharipa verfasste Aktenvermerk erging an den Bundesminister, den Generalsekretär, die Leiter der Sektionen II und IV und die öster- reichischen Botschaften in Berlin, Budapest, und Bonn. 2 Dietrich Steiner, Stellvertreter des Botschafters und Leiter der Politischen Abteilung in der Botschaft der DDR in Österreich (1987–1990), siehe Personenregister mit Funktionsangaben. 3 Ungarn war im Laufe des August seitens der Bundesrepublik und der DDR sowie der in Ungarn befindlichen DDR-Bürger immer mehr unter Druck geraten und die Haltung, dass das Problem durch die beiden deutschen Staaten zu lösen sei, war kaum noch haltbar. Die grundsätzliche Entscheidung zur Grenzöffnung war bereits am 22. August 1989 im engeren ungarischen Führungszirkel um Ministerpräsident Miklós Németh gefallen. Erst danach er- folgte die Abstimmung mit der Bundesrepublik bei einem kurzfristig anberaumten Geheim- treffen von Németh und Gyula Horn mit Helmut Kohl und Hans Dietrich Genscher auf Schloss Gymnich am 24. August 1989. Die Entscheidung über das Datum der Grenzöffnung am 11. September 1989 fiel dann sehr wohl in Abstimmung mit der politischen Führung der Bundesrepublik und Kohl im Besonderen und wurde dieser am 7. September 1989 mitgeteilt. Die Abwicklung der Ausreise wurde dann kurzfristig auch mit Österreich akkordiert. Vgl. dazu grundlegend Oplatka, Der erste Riß in der Mauer, S. 181–184; zur Abstimmung zwischen Budapest und Bonn siehe Dokument 4 in: Die Einheit.
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Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Titel
Österreich und die deutsche Frage 1987–1990
Untertitel
Vom Honecker-Besuch in Bonn bis zur Einheit
Herausgeber
Michael Gehler
Maximilian Graf
Verlag
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage
Ort
Göttingen
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY-ND 4.0
ISBN
978-3-666-35587-5
Abmessungen
15.5 x 23.2 cm
Seiten
792
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung: Österreich und die deutsche Frage 1945–1990 7
  2. I. Vorbemerkungen 7
  3. II. Ausgangsbedingungen und Vorgeschichte: Von der „doppelten Staatsgründung“ zur Perpetuierung deutscher Zweistaatlichkeit (1949–1987) 11
    1. 1. Die Entwicklung bis zum Entscheidungs- und Zäsurjahr 1955 11
    2. 2. Gescheiterte Vermittlungsversuche (1958–1963) 19
    3. 3. Die Entwicklung bis zum Grundlagenvertrag 1972 23
    4. 4. Österreich, die europäische Integration und die Anerkennung der DDR im Zeichen der Entspannung (1961–1972) 28
    5. 5. Das Verhältnis Österreichs zu den beiden deutschen Staaten bis zum Bonn-Besuch Honeckers (1972–1987) 32
  4. III. Österreich und die deutsche Frage 1987–1990 38
    1. 1. Österreich und die scheinbare Stabilität des SED-Regimes 38
    2. 2. Die Grenzöffnung im Kontext der Langzeitentwicklungen und ihre direkten Folgen 43
    3. 3. Österreichs Annäherungen an das gemeinschaftliche Europa, die Bundesrepublik und die deutsche Frage 50
    4. 4. „Mauerfall“ und „Wiedervereinigung“: Die Haltung Österreichs bis Ende 1989 63
    5. 5. Österreich und die deutsche Frage Anfang 1990 75
    6. 6. Der Einigungsprozess und seine internationale Durchsetzung aus österreichischer Sicht 86
    7. 7. Österreichs Abschied von der DDR 92
    8. 8. Österreich, die deutsche Einheit und der Weg nach Europa – Bilanz und Ausblick 95
  5. IV. Editorische Vorbemerkungen 99
    1. Verzeichnis der Dokumente 103
    2. Dokumente 111
    3. Abkürzungsverzeichnis 723
    4. Literaturverzeichnis 731
    5. Personenregister 735
    6. Sachregister 773
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