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2. Bekräftigung eines humanistischen Ansatzes 47
ge ringsten Chancen, an entsprechenden Programmen teilnehmen zu können.65
Metauntersuchungen über frühzeitige Interventionen zeigen einen Grund für deren
Wirksamkeit auf: Wenn die Kinder älter werden, vergrössert sich die Disparität
zwischen einem durchschnittlichen Wachstumsverlauf und einem verzögerten Verlauf.
Heute weiss man genau, dass ein frühzeitiges Intervenieren weniger Ressourcen
und geringere Anstrengungen erfordert; gleichzeitig ist es wirksamer. Das zeigt sich
besonders deutlich bei der Betreuung von Kindern mit bestimmten Behinderungen
und Sonderbedürfnissen, beispielsweise bei Kindern mit dem Asperger-Syndrom.66
Sekundarbildung: Auch für die Sekundar- und Tertiärbildung dürfte das oben Ge-
nannte zutreffen. Der weltweite Ausbau des Zugangs zur Grundschule hat die Nach-
frage im Bereich der Sekundar- und Tertiärbildung erhöht und die berufliche Kom-
petenzentwicklung zu einem wichtigen Anliegen gemacht. Besonders wichtig ist
dies im Kontext steigender Jugendarbeitslosigkeit und eines Qualifikations- und Re-
qualifikationsprozesses. In einigen Ländern der Region Lateinamerika und Karibik hat
sich beispielsweise gezeigt, dass der Ausbau der Bildungsangebote im Anschluss an
die Grundbildung zusammen mit politischen Bestrebungen zur Armutsbekämpfung die
Ungleichheit verringert: «Investitionen in Bildung, Arbeitsmarktinstitutionen und Ar-
beitsmarktregulierungen können die Muster der Ungleichheit verändern. In jenen
Ländern Lateinamerikas, in denen die Ungleichheit zurückging, war dies unter an-
de rem auf zwei Faktoren zurückzuführen: den Ausbau des Bildungswesens und
die öffentliche Umverteilung zugunsten der Armen. Die Erhöhung der öffentlichen
Bildungsausgaben führt beispielsweise in ganz Lateinamerika und in der Karibik zu
einer Zunahme der Einschreibungen und Schulabschlüsse auf der Sekundarstufe.
Dies wird zu einem bestimmenden Faktor für den Abbau von Ungleichheiten.»67
Hochschulbildung: Der Zugang zur Hochschulbildung hat in den vergangenen fünf-
zehn Jahren eine spektakuläre Zunahme erfahren. Die Einschreibungen im tertiären
Bildungsbereich haben sich seit 2000 weltweit verdoppelt, sodass heute weltweit
etwa 200 Millionen Studierende gezählt werden, die Hälfte davon Frauen.68 Allerdings
sind Disparitäten infolge Einkommens und anderer Faktoren sozialer Marginalisierung
nach wie vor weit verbreitet, trotz verschiedenster politischer Vorstösse in den letzten
Jahren. Die Lernenden aus höheren Einkommensschichten haben ihren relativen
Vor teil beim Zugang zur Hochschulbildung weltweit behalten. Selbst in Ländern mit
hohen Einschreiberaten hinkt die Beteiligung der Minderheiten hinter dem nationalen
Durchschnitt her. Wichtig zu beachten ist diesbezüglich, dass die Zunahme auf der
Hochschulebene zum grössten Teil im Privatsektor stattgefunden hat, und dies ist
auch weiterhin der Fall. Der steigende Anteil der privaten Institute und der weltweite
65 Global Child Development Group. 2011. Child Development Lancet Series: Executive Summary. www.
globalchilddevelopment.org [Abfrage Februar 2015].
66 Baron-Cohen, S. 2008. The Facts: Autism and Asperger Syndrome. Oxford, Grossbritannien, Oxford
University Press.
67 UN DESA. 2013. Inequality Matters. Report of the World Social Situation 2013. New York, Vereinte
Nationen.
68 Basierend auf Daten des Statistischen Instituts der UNESCO.
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Title
- Bildung überdenken
- Subtitle
- Ein globales Gemeingut?
- Editor
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 96
- Category
- Geisteswissenschaften