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66 Bildung überdenken • ein globales Gemeingut?
Die Mobilität der Lernenden beschränkt sich zudem nicht auf die Zirkulation von
Studierenden zwischen formalen Bildungsinstitutionen. Sie schliesst auch eine
zunehmende Mobilität von Lernenden zwischen formalen, non-formalen und in
formellen
Lernbereichen ein. Das wirft Fragen auf bezüglich der Beurteilung und Be
wertung von
Wissen und Kompetenzen, unabhängig von den verschiedenen Wegen, auf denen sie
erworben werden.
Zunehmendes Interesse an gross angelegten Assessments des Lernens:
Vorteile und Risiken
Der Fokus, der traditionell auf dem Inhalt der Bildungs- und Ausbildungsprogramme
lag, verlagert sich allmählich auf die Anerkennung, Beurteilung und Bewertung des
erworbenen Wissens. Neben der Entwicklung ergebnisorientierter nationaler und
regionaler Qualifikationsrahmen gewinnen gross angelegte
Assessments der Kom
petenzniveaus von Erwachsenen
zunehmend an Bedeutung. Dazu zählt bei
spielsweise die
PIAAC-Studie (Programme for the International Assessment
of Adult Competencies) der Organisation für wirtschaftliche
Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Bedenken
bezüglich der Qualität der Bildung haben in den letzten
zwanzig Jahren dazu geführt, dass Zahl und Umfang
solcher gross angelegter Lern-Assessments zugenommen
haben (was von einigem Belang für die Lernenden ist).104
Diese Assessments können als wertvolle Mittel zur
nationalen Rechenschaftslegung betreffend öffentliche und
private Bildungsinvestitionen dienen; vor allem wenn die
Lernergebnisse jener Personen überwacht werden, die durch
die Bildungssysteme am stärksten benachteiligt werden. Aber
die Assessments wecken auch Bedenken. Sie laufen Gefahr,
die Qualität, Relevanz und Vielfalt der Bildungserfahrungen zu untergraben, indem Anreize für
eine Verengung des Unterrichts auf die Anforderungen der Standards (Teaching to the Test)
und damit für Kon
vergenz in der Lehrplanentwicklung geschaffen wer
den.105 Die politische
Aufmerksamkeit ist in der Regel auf ein schmales Spektrum von Bildungsergebnissen
ausgerichtet. Besonders schwerwiegend sind die Risiken im Zusammenhang mit gross
angelegten Assessments dann, wenn sie nicht nur zu Informationszwecken im Rahmen der
Bildungspolitik, sondern auch zu anderen Zwecken verwendet werden – beispielsweise zur
Festlegung von Lehrergehältern oder Schulrankings.
104 UNESCO. 2014. Teaching and Learning: Achieving quality for all. EFA Global Monitoring Report 2013-2014.
Paris, UNESCO.
105 Zum Trend in Richtung Globalisierung von Curricula siehe z. B. Baker, D. and LeTendre, G.K. 2005.
National Differences, Global Similarities: World Culture and the Future of Schooling. Stanford CA,
Stanford University Press.
Siehe auch: IBE UNESCO. 2013. Learning in the post-2015 education and development agenda. Genf, IBE
UNESCO. Text in englischer, französischer, spanischer und arabischer Sprache verfügbar
Der Fokus, der
traditionell auf dem
Inhalt der Bildungs und
Ausbildungsprogramme
lag, verlagert sich
allmählich auf
die Anerkennung,
Beurteilung und
Bewertung des
erworbenen Wissens.
Bildung überdenken
Ein globales Gemeingut?
- Title
- Bildung überdenken
- Subtitle
- Ein globales Gemeingut?
- Editor
- Schweizerische UNESCO-Kommission
- Deutsche UNESCO-Kommission
- Österreichische UNESCO-Kommission
- Date
- 2016
- Language
- German
- License
- CC BY-SA 3.0
- ISBN
- 978-3-033-05613-8
- Size
- 17.0 x 24.0 cm
- Pages
- 96
- Category
- Geisteswissenschaften