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Die österreichischen Mitglieder in der Fulbright Commission waren hohe
Repräsentanten der Hochschulen bzw. des zuständigen Bundesministeriums für
Unterricht, während die US-amerikanischen Mitglieder vor allem aus dem diplo-
matischen Korps sowie der Privatwirtschaft stammten. An diesem Prinzip der
Zusammensetzung sollte sich im Untersuchungszeitraum nichts Wesentliches
ändern, auch wenn die Mitglieder der Kommission fluktuierten, was aufgrund der
häufigen Positionswechsel des amerikanischen diplomatischen Personals wenig
überraschend ist. Von 1950 bis 1963 waren insgesamt 31 Personen Mitglieder der
Kommission.20 Formell wurde das Gremium jedes Jahr neu besetzt, und zwar von-
seiten der USA durch den Gesandten (im Auftrag des Department of State) und
vonseiten Österreichs durch den Bundesminister für Unterricht (im Auftrag der
österreichischen Regierung). Die Vorsitzfunktion wurde vom jeweiligen Cultural
Affairs Officer bzw., wie die Stelle ab 1957 hieß, vom Cultural Attaché der ameri-
kanischen Botschaft ausgeübt.21 Unter diesen Berufs- und Karrierediplomaten ist
der erste Vorsitzende (1950–53), E. Wilder Spaulding, insofern hervorzuheben, als
sein Interesse für Österreich über seine professionelle Einstellung hinausreichte:
Er publizierte Jahre später ein Buch, das sich mit dem Einfluss österreichischer
Migranten in den USA beschäftigte (Spaulding 1968).22
Neben den insgesamt sieben Vorsitzenden waren von den insgesamt 15 ande-
ren amerikanischen Mitgliedern der Kommission vier Personen MitarbeiterInnen
der Botschaft bzw. anderer amerikanischer Organisationen in Österreich, die mit
Erziehungsfragen zu tun hatten – so etwa Sarah Baker, die als Education Adviser der
US-Forces arbeitete, und der Direktor des Salzburg Seminar in American Studies,
Shepherd Brooks. Zwei leitende Angestellte der Fluglinie PanAm, die Ehefrau eines
Army Attaché, zwei Geistliche und ein Solosänger der Wiener Staatsoper waren
ebenfalls Mitglieder der Kommission, aber insgesamt nur ein amerikanischer Uni-
versitätsangestellter, nämlich – zwischen 1957 und 1958 – William J. Mulloy.23
Ähnlich wie Mulloy waren die amerikanischen Mitglieder nur ein bis zwei
Jahre in der Kommission tätig – abgesehen von zwei Personen, die es weitaus län-
ger hielt: Winthrop S. Greene, ein pensionierter Foreign Service Officer (FSO),
war von 1952 bis 1962 Mitglied, also insgesamt zehn Jahre, und W. Lloyd White,
Labor Attaché der Botschaft von 1956 bis 1963, acht Jahre lang. Was vielleicht bei
der Zusammensetzung der amerikanischen Mitglieder überrascht, ist der doch
geringe Anteil von Personen aus dem Bildungsbereich, wiewohl es amerikanischen
Initiativen dazu in Österreich damals gegeben hat.
Für die Auswahl der österreichischen Mitglieder der Kommission war aus-
schlaggebend, die verschiedenen Bereiche der höheren und der Erwachsenen-
bildung abzudecken. So setzte sich die österreichische Gremienhälfte aus einem
Vertreter des Bundesministeriums für Unterricht (Skrbensky), einem Vertreter
der Universitäten (Verdroß-Droßberg), einem Vertreter der Volksbildung (Mari-
nelli) und einem Vertreter der Künste (Martin) zusammen.24 An dieser Aufteilung
wurde im weiteren Verlauf des Programms festgehalten: Mitglieder waren immer
der jeweils für Hochschulen verantwortliche Sektionschef im Ministerium bzw.
der Minister selbst, zwei Universitätsprofessoren und der Rektor einer der Kunst-
akademien.
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
- Title
- Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
- Subtitle
- Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
- Author
- Thomas König
- Publisher
- StudienVerlag
- Location
- Innsbruck
- Date
- 2012
- Language
- German
- License
- CC BY-NC-ND 3.0
- ISBN
- 978-3-7065-5088-8
- Size
- 15.8 x 23.9 cm
- Pages
- 190
- Categories
- Geschichte Historische Aufzeichnungen
Table of contents
- Geleitwort 7
- Vorwort 11
- 1. Einleitung 13
- 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
- 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
- 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
- 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
- 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
- 7. Schluss 117