Web-Books
in the Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Geschichte
Historische Aufzeichnungen
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich - Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Page - 85 -
  • User
  • Version
    • full version
    • text only version
  • Language
    • Deutsch - German
    • English

Page - 85 - in Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich - Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“

Image of the Page - 85 -

Image of the Page - 85 - in Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich - Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“

Text of the Page - 85 -

85 ein Dorn im Auge? Oder wollte er Knoll eine Machtdemonstration geben?54 Der vetrauliche Ton des Briefes von Dekan Hans Lentze an Knoll, noch am selben Tag verfasst wie Graßbergers Intervention, nährt jedenfalls die Vermutung, dass hinter den Kulissen mehr auf dem Spiel stand als nur die Platzierung von Ford: „Wie ich es vorausgesehen habe, hat bei der Abstimmung im Umlauf Kol- lege Grassberger die Verweisung an die Sitzung beauftragt. Er hat in den Antrag auf Verweisung zur Sitzung hereingeschrieben, daß er von Dir eine gutächterliche Äußerung über Prof. Ford auf Grund eigener Literatur- kenntnisse wünscht. Ich wäre Dir für eine Stellungnahme dankbar, die ich in der Fakultätssitzung am 22.  d.  M. vorbringen könnte.“55 Bleiben die Fragen auch ungeklärt, so bietet der Fall doch einen seltenen Einblick in die realen Vorgänge. Graßberger erreichte eine Verhandlung des Streitpunk- tes in der nächsten Kollegiumssitzung. Zu allem Überdruß konnte Knoll der Auf- forderung nicht nachkommen, ein Gutachten über Ford vorzulegen. So stimmten die am 22. März in der Kollegiumssitzung anwesenden Professoren gegen Ford als Gastprofessor. War Graßbergers Intervention also erfolgreich? Vier Tage nach der Sitzung richtete Dekan Lentze ein aufschlussreiches Schreiben an seine Kollegen: „In der letzten Fakultätssitzung […] hat die Fakultät einstimmig [sic!] den von der Fulbright Commission vorgeschlagenen Gastprofessor Ford abge- lehnt. Ministerialrat Dr. Hoyer hat darauf mich angerufen und mir mit- geteilt, ich möge nochmals eine Abstimmung im Umlaufwege durchführen lassen; die Ablehnung von Prof. Ford würde eine Belastung der österr.-ame- rikanischen Wissenschaftsbeziehungen bedeuten. Er würde darum beson- ders Wert auf die Annahme von Prof. Ford legen. Da mir die Angelegenheit nicht so wichtig erscheint, um einen solchen Konflikt herbeizuführen, stelle ich den Antrag, Prof. Ford doch aufzunehmen. Wer für die Annahme von Prof. Ford ist, möge mit ‚ja‘ stimmen, wer ihn ablehnt, mit ‚nein‘.“56 Diplomatische Befindlichkeit übertrumpfte akademische Autonomie: Zwei Tage später schon konnte der Dekan ein Schreiben an die Fulbright Commission schi- cken: „Die rechts- und staatswissenschaftliche Fakultät der Universität Wien hat beschlossen, Prof. Joseph B. Ford, außerordentlicher Professor für Sozio- logie am Los Angeles State College in Kalifornien als Gastdozent unter dem Fulbright Programm 1958/59 anzunehmen.“57 Im Zeitraum von nur wenigen Tagen sprach sich das Kollegium zuerst gegen eine Platzierung aus, um diese dann auf Druck von außen sofort zu revidieren. Und all das, wo mit Alfred Verdroß-Droßberg weiterhin ein ehemaliges Mitglied der Kom- mission im Professorenkollegium dieser Fakultät vertreten war (auch wenn aus
back to the  book Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich - Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“"
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich
Subtitle
Transatlantische „Fühlungnahme auf dem Gebiete der Erziehung“
Author
Thomas König
Publisher
StudienVerlag
Location
Innsbruck
Date
2012
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-7065-5088-8
Size
15.8 x 23.9 cm
Pages
190
Categories
Geschichte Historische Aufzeichnungen

Table of contents

  1. Geleitwort 7
  2. Vorwort 11
  3. 1. Einleitung 13
    1. Die Entstehungsgeschichte des Fulbright Program 14
    2. Zur Vorgehensweise der vorliegenden Untersuchung 18
  4. 2. Die Institutionalisierung des Fulbright Program in Österreich 23
    1. Der Wissenschaftsbetrieb in der frühen Zweiten Republik 29
    2. Die Kommission im Vergleich mit anderen Förderinstitutionen 35
  5. 3. Politische Gestaltungsmöglichkeiten 42
    1. Hochschulautonomie als Wille und Vorstellung 42
    2. Fulbright Grantees – mehr als eine Frage der Definition 49
  6. 4. Wissenschaftliche Gäste zwischen Repräsentation und Wissenstransfer 56
    1. Herkömmliche Verfahren des Austausches 62
    2. Debatten über US-Visiting Lecturers 66
  7. 5. Auswahl, Platzierung und Verwendung der wissenschaftlichen Gäste 73
    1. Weiche Kriterien der Auswahl 74
    2. Der Platzierungsvorgang 82
    3. Die platzierten Gäste 90
  8. 6. Beschränkte Wirkung: Social Sciences und American Studies 97
    1. Zur Semantik von Social Sciences und American Studies 98
    2. Wissenschaftliche Transferleistungen 106
    3. Institutionelle Innovationen (und ihre Verhinderung) 111
  9. 7. Schluss 117
    1. Anhang: USEC/A Fulbright Visiting Lecturers und Research Scholars 122
    2. Anmerkungen 137
    3. Verzeichnis der Darstellungen 164
    4. Quellen und Literatur 165
    5. Abkürzungsverzeichnis 176
    6. Index 177
Web-Books
Library
Privacy
Imprint
Austria-Forum
Austria-Forum
Web-Books
Die Frühgeschichte des Fulbright Program in Österreich