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Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät - Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis, Volume II:1442–1557
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Studium im Ausland“ – Italienaufenthalt und römisch-rechtlicher Einfluss xxiii iure Cesareo doctor) und die Brüder Friedrich und Andreas Herrer aus Schwäbisch Gmünd (utriusque iuris licentiatus) im Wintersemester 1512115. Alle vor 1510 in der Matrikel ge- nannten Legisten haben ihre Graduierung außerhalb von Wien erworben. In den darauffolgenden Semestern wurde bereits eine Handvoll Studierender zu Doktoren beider Rechte promoviert. Interessanterweise wurden diese in der Folgezeit auch häufig zu Dekanen gewählt, mit wenigen Ausnahmen hatten dann nur mehr doc- tores utriusque iuris die Leitung der Fakultät inne116. In Wien hatte sich also bereits vor den 1520er-Jahren das Zivilrecht etabliert, und immer öfter lassen sich auch namhafte Persönlichkeiten festmachen, die das römische Recht lehrten. Hier ist beispielsweise der deutsche Humanist Johannes Alexander Brassicanus zu nennen, der ab 1524 in Wien als Legist tätig war117. Seit den Reformen Ferdinands I. im Jahre 1533 war eine fixe Lehrkan- zel für das römische Recht auch schriftlich festgeschrieben118. Das römische Recht wird aus gutem Grund meist mit den italienischen und bedingt auch mit den französischen Universitäten in Verbindungen gebracht, doch lohnt sich auch ein kurzer Blick auf andere Universitäten nördlich der Alpen119. An der Kölner Universität, einer städtischen Gründung von 1388, bestand seit 1394 eine eigene legistische Fakultät neben der Kanonistik, wie das etwa in Bologna der Fall war120. Die angehenden Juristen konnten sich in iura (allgemein), ad canones oder ad leges immatrikulieren121. 1389, also mehr als 100 Jahre vor Wien, standen zu Beginn des ju- ristischen Lehrbetriebes vier Kanonisten fünf reinen Legisten und zwei doctores utriusque gegenüber122. In Erfurt fristete das Zivilrecht bis in die 1430er Jahre ein eher bescheidenes Dasein, 1430 wurde es als gleichberechtigter Teil in die Statuten aufgenommen, und in der Fol- gezeit stieg der Anteil der legistischen Graduierungen stark an, sodass bereits 1445 der Anteil der Promotionen beider Rechte die Mehrheit bildete123. In Leipzig setzen ab der Mitte des 15. Jahrhunderts regelmäßige legistische Promoti- onen ein, ab den 1480er-Jahren betrug der Anteil der römisch-rechtlichen Abschlüsse an der Gesamtzahl der juristischen Promotionen 45 Prozent. Eine finanzielle Absicherung der Legistik erfolgte in Leipzig durch herzogliche Reformen ab 1502124. Das Vorhandensein römisch-rechtlicher Studieninhalte und der Möglichkeit zur Graduierung in diesem Fach nördlich der Alpen muss somit auch in die Überlegun- gen des „Auslandsstudiums“ miteinbezogen werden. Italien blieb aus den oben be- 115 UAW, MFJ II, fol. 53r; UAW, Matrikel der Rheinischen Nation (NR I), 238v; Goldmann, Universität, 122. 116 Im Winter 1512 graduierten Federicus Herer, Andreas Herer, Vdalricus Gebhart und Michael Depfelpe- ker zum römisch-rechtlichen Doktor; alle hatten in den Folgesemestern das Dekanat inne. 117 Mühlberger, Reform, 34. 118 „In der Juristey Sollen yetzo drey verstendig vnnd wolgelernt lectores gesuecht vnnd furgenomen Inen auch Zeit wie vnnd wan jedglicher lesen soll dem ainen Canones, dem Anndern leges vnnd dem dritten Instituta bestimbt werden vnnd Zubesoldung erfolgen vnnd vnnder sy gethailt werden was vorhin funf lectoren In den Juristey gegeben worden ist.“ Zitiert nach: Kink, Universität 2, 336; Plöchl, Kirchen- recht, 567. 119 Coing, Römisches Recht, 52–68. 120 Meuthen, Universitätsgeschichte, 128. 121 Wejwoda, Juristenfakultät, 53. 122 Meuthen, Universitätsgeschichte, 128. 123 Gramsch, Erfurter Juristen, 467 f. 124 Wejwoda, Juristenfakultät, 55.
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Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis, Volume II:1442–1557
Title
Die Matrikel der Wiener Rechtswissenschaftlichen Fakultät
Subtitle
Matricula Facultatis Juristarum Studii Wiennensis
Volume
II:1442–1557
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2016
Language
German
License
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20255-4
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
326

Table of contents

  1. 1. Einleitung vii
    1. 1.1 Forschungsstand viii
    2. 1.2 Vorhaben und Ziele der Edition x
    3. 1.3 Die Quelle xi
    4. 1.4 Der Wert der Quelle – Prosopografische Erkenntnisse xii
    5. 1.5 Die juridische Fakultät: Studienvoraussetzungen, Studienverlauf und Größe xiv
    6. 1.6 Paläografische Analyse xvii
    7. 1.7 „Studium im Ausland“ – Italienaufenthalt und römisch-rechtlicher Einfluss xxi
    8. 1.8 Statistische Auswertung xxv
      1. 1.8.1 Frequenz xxv
      2. 1.8.2 Graduierungen xxix
      3. 1.8.3 Artes-Studium als Voraussetzung? xxxi
      4. 1.8.4 Soziale Gliederung der Juristen in Wien xxxiii
        1. 1.8.4.1 Adelige Universitätsbesucher xxxiii
        2. 1.8.4.2 Klerus und pauperes xxxiv
      5. 1.8.5 Taxen xxxv
      6. 1.8.6 Regionale Herkunft der Universitätsbesucher xxxvi
    9. 1.9 Berufliche Wirkungsfelder der Juristen xxxviii
    10. 1.10 Liste der Dekane xlii
    11. 1.11 Kurzzitate und Siglen der Quellen und Literatur xlvii
    12. 1.12 Abkürzungen im Text und in den Registern xlviii
    13. 1.13 Grundsätze der Edition li
    14. 1.14 Vorbemerkung zu den Registern lii
    15. 1.15 Quellen und Literatur liii
      1. 1.15.1 Ungedruckte Quellen liii
      2. 1.15.2 Gedruckte Quellen liv
      3. 1.15.3 Literatur lv
  2. 2. Text der Matrikel 1442–1557 1
  3. 3. Register 119
    1. Register der Vornamen 119
    2. Register der Zu- und Ortsnamen 172
  4. Abstract 259
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