Page - 154 - in Medienraum Diaspora - Verortungen zeitgenössischer iranischer Diasporafilme
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Kosmopolitische Räume 157
dem Moment, in dem Ellen ihre Augen schließt und sich vom Spiegel abwendet,
nimmt auch die Kamera nicht mehr ihr Spiegelbild, sondern ihr Gesicht auf
(Abb. 3.1). Teilten die Zusehenden die visuelle Perspektive mit der Figur bis
dahin noch durch den Blick in den Spiegel, schließt diese sich nunmehr vollends
in sich ein. Nachdem Ellen auch ihre Kleidung abgestreift und in die Badewanne
gestiegen ist, nimmt die Kamera sie abermals in einer Großaufnahme mit ge-
schlossenen Augen, diesmal, gleichsam einer optisch umgedrehten Spiegelung,
unter Wasser auf (Abb. 3.2). Das Badezimmer als Raum des autonomen Selbst
lässt sich, laut Thomas Düllo, „ganz grundsätzlich […] als derjenige Raumbe-
reich bezeichnen, der im Film eine Grenze setzt zwischen Innen und Außen [...].
Wie im Leben ist der Wohninnenraum Refugium, Privatsphäre und Bereich der
Abschottung“ (367).
Abb. 3.1 und 3.2 Walls of Sand, „Ellen im Bad“, USA 2001
In dieser sowohl narrativ als auch zeitlich im Film zentralen Szene zieht Ellen
sich auf mehreren Ebenen zurück: in die Wohnung, die sie ohnedies nie verlässt,
in ihr Zimmer und weiter in das dadurch begehbare Badezimmer, in dessen Ba-
dewanne und durch die geschlossenen Augen schließlich in sich selber. Dem
Badezimmer kommt hierbei eine besondere Funktion innerhalb der Wohnung zu.
Medienraum Diaspora
Verortungen zeitgenössischer iranischer Diasporafilme
Table of contents
- 1 Einleitung 1
- 2 Diaspora/Film im Wandel 33
- 3 Verortung der iranischen Diaspora 65
- 4 Neue diasporafilmische Räume 107
- 5 Post-Diasporafilm oder Postdiaspora-Film? Ein Fazit 227
- Bibliographie 241
- Filmographie 267