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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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»Durch Landesbewohner verraten« 059 »Durch Landesbewohner verraten« Die demoralisierende Wirkung der militärischen Niederlagen wurde gerade zu Beginn des Feldzuges noch durch zahlreiche Konflikte mit der Zivilbevölkerung verstärkt. Be- reits am 1. September 1914 erwähnte der Kriegsberichterstatter Freiherr Kurt von Reden ein Problem, das für die Truppen der Habsburgermonarchie eine schwere zu- sätzliche Belastung bedeutete: »Leider darf ein sehr schwerwiegender Nachteil für die österreichisch-ungarischen Truppen nicht unerwähnt bleiben: Sie kämpfen, obwohl mit ihrer Hauptfront in Galizien, in Feindesland. Ostgalizien ist fast ausschließlich von Ru- thenen bewohnt und die jahrelange Agitation der Popen und Lehrer hat ihre Wirkung bei der tiefstehenden und urteillosen Bauernschaft nicht verfehlt. Die russische Armee ist mit Nachrichten nur zu gut bedient.«10 Der chauvinistische Unterton in Kurt von Redens Artikel ist durchaus charakteris- tisch für die Berichterstattung dieser Tage und kontrastiert umso auffallender den sach- lichen Berichtsduktus von Rolf Geylings Feldtagebuch. Als slawischer Volksstamm, der zur Volksgruppe der Kleinrussen zählt, fühlten sich die Ruthenen allein schon aufgrund ihrer Sprache mehr dem benachbarten Russland als dem Kulturkreis der österreichisch- ungarischen Monarchie verbunden. Das Stereotyp einer »tiefstehenden« und »urteilslo- sen« Bevölkerung, das in der zeitgenössischen Kriegspropaganda durchwegs auf Russ- land angewendet wurde, findet im Artikel von Redens deshalb auch auf die Ruthenen Anwendung, obwohl diese Volksgruppe seit 1772 Teil der Habsburgermonarchie war. Tatsächlich schildert auch Rolf Fälle von Verrat und Spionage, die er in Ostgalizien selbst miterlebte. So schreibt er etwa am 9. September: Division wird heftig beschoßen, auch von feindlichen schweren Mörserbatterien, diese schießen seit 10 Uhr v.m. mit Intervallen und sehr guter Seiten- und Höhenrichtung (  Auf- schläge rechts hinter der Batt. 2, immer auf gleicher Stelle  ). Auch die leichte Artillerie des Feindes schießt mit sehr guter Direktion. Wirkung noch nicht bekannt. Richtung speziell gegen Divisionskommando so auffallend, daß nur Verrat gewesen sein kann. – 8h v.m. wurde Rzyczki vom Feind in Brand geschossen und zwar genau beim Standpunkt des Divisionskommandos. Standpunkt musste sofort verlegt werden [  …  ] kaum war aber der neue Standpunkt erreicht, Stab sofort wieder unter Feuer. Standpunkt wieder verlegt [  …  ] und sofort wieder unter intensiverem Feuer. (Abb. 36 und 37) 10 Österr.-Ungar. Kriegspressequartier, 1. September 1914. In: Das Archiv zum 1. Weltkrieg. www. stahlgewitter.com (  Download am 11. 04. 2009  )
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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