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Rolf Geyling (1884-1952) - Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
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Ewige Ungewissheit 247 Rolf schrieb den Brief im Dezember 1938. Im Jahr 1933, als Hitler in Deutschland zum Reichskanzler ernannt worden war und sich in Österreich im Austrofaschismus stände- staatliche und faschistische Ideen etabliert hatten, begann die gezielte Ausgrenzung der Juden, die häufig bereits mit tätlichen Übergriffen verbunden waren. Insbesondere nach dem »Anschluss« Österreichs im März 1938 an das Deutsche Reich verschärften sich die antisemitischen Repressionen, und mit der sogenannten Reichskristallnacht vom 9. auf den 10. November 1938 begann die systematische Verfolgung und Ermordung der jüdi- schen Bevölkerung auch in der nunmehrigen »Ostmark«. Greta, die die Suche nach einer passenden Immobilie nie aufgegeben hatte, fand schließlich Ende 1939 tatsächlich etwas Passendes. Es war eine kleine Villa, umgeben von einem großen Obstgarten, die sich in dem beschaulichen Ort Emmersdorf in der Nähe von Melk in Niederösterreich befand. Bemerkenswert ist, dass Hermine, die sich seit mitt- lerweile beinahe 20 Jahren nichts sehnlicher wünschte, als in die Heimat zurückzukehren, in die Pläne eines Hauskaufs scheinbar gar nicht eingeweiht war. Denn obwohl sich die- ses Projekt über mehrere Jahre hinzog und Rolf auch mehrmals seiner Schwester dies- bezüglich schrieb, erwähnte Hermine in keinem ihrer Briefe dieses Vorhaben, und auch Rolf äußerte sich nie über eine diesbezügliche Reaktion seiner Frau. Ursprünglich hatte Rolf gehofft, dass einmal seine Mutter mit Greta in sein österreichisches Domizil einzie- hen könnte. Nun, nachdem seine Mutter bereits verstorben war, eröffnete sich zumin- dest für die Schwester die Möglichkeit, das Haus zu bewohnen. (  Farbabb. 29  ) Ewige Ungewissheit Obwohl man aus Rolfs Briefen an seine Schwester Greta den Eindruck gewinnt, dass nur Europa sich Ende der 30er-Jahre sichtbar auf die Katastrophe des Zweiten Weltkrieges zubewegt, während in China nach wie vor der geschäftsmäßige Alltag vorherrscht, ist eine politische, militärische und letztlich auch wirtschaftliche Zuspitzung der Situation doch auch in Rolfs unmittelbarem Lebensumfeld längst greifbar. Zum Zeitpunkt der Okkupation der Mandschurei im Jahr 1931 hatte sich die japani- sche Armee bereits weitgehend der Kontrolle des Parlaments und der Regierung Japans entzogen und ging auf eigene Faust zur Besetzung weiterer Gebiete in China vor, wobei auch Übergriffe auf die chinesische Zivilbevölkerung drastisch zunahmen. China konn- te dem zunächst wenig entgegensetzen, da ein immer wieder aufflammender Bürger- krieg zwischen den nationalistischen Kuomintang und der Kommunistischen Partei alle politischen Entscheidungen lähmte. Diese Auseinandersetzungen hatten bereits mit der Gründung der Kommunistischen Partei im Jahr 1921 begonnen. Im Jahr 1924 bildeten
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Rolf Geyling (1884-1952) Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Entnommen aus der FWF-E-Book-Library
Title
Rolf Geyling (1884-1952)
Subtitle
Architekt zwischen Kriegen und Kontinenten
Author
Inge Scheidl
Publisher
Böhlau Verlag
Location
Wien
Date
2014
Language
German
License
CC BY-NC-ND 3.0
ISBN
978-3-205-79585-8
Size
17.0 x 24.0 cm
Pages
292
Keywords
Architektur, Historismus, Jugendstil, Neue Sachlichkeit, Erster Weltkrieg, Ostfront, Kriegsgefangenschaft, Sibirien, China, Tianjin
Category
Biographien

Table of contents

  1. Revolte und Reife 8
  2. Eine KĂĽnstlerfamilie 9
  3. Zwischen Abenteuer und Architektur 15
  4. Mädy 35
  5. Mobilisierung und Krieg 41
  6. Der Weg an die Ostfront 41
  7. Die Schlacht von Lemberg 48
  8. »Durch Landesbewohner verraten« 59
  9. Die Sanoffensive 62
  10. Schlacht bei Krakau 65
  11. Kriegsalltag in der k. u. k. Armee 67
  12. Die »Angriffshast« der Infanterie 68
  13. Warten auf Befehle 70
  14. Bewegungskrieg in Nässe und Schlamm 74
  15. Schlacht bei Limanowa-Lapanow 78
  16. Die Schlacht von Tarnow-Gorlice 81
  17. Kriegsgefangenschaft 91
  18. Berichte zwischen Verklärung und Traumabewältigung 91
  19. »Kriegsordnung« und Kriegsgefangenenrealität 94
  20. Die Jahre in Sibirien 96
  21. Der Transport in die Lager 96
  22. Dauria 115
  23. ArchitekturentwĂĽrfe in der Gefangenschaft 139
  24. Zwischen den Fronten der »Weißen« und »Roten« Garde 149
  25. Antipicha – Perwaja-Rjetschka – Wladiwostok 159
  26. China 173
  27. Ankunft 173
  28. Dies ist ja eine Ăśbergangszeit 182
  29. Aufträge und Rückschläge 189
  30. Das architektonische Werk 199
  31. Städtebauliche Planungen 203
  32. Öffentliche Gebäude und Geschäftsbauten 204
  33. Villen 214
  34. Miethäuser 221
  35. Gesellschaftliches Leben gibt es hier genug 224
  36. Wir leben recht abgeschlossen fĂĽr uns 230
  37. Sehnsucht nach Ă–sterreich 238
  38. Ewige Ungewissheit 247
  39. Lao Gai Lin 257
  40. Epilog 265
  41. Literatur 269
  42. Bildnachweis 272
  43. Farbteil 273
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