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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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berichtet bereits 1775 aus England von boxerischen Brutalitätsexzessen9, und um 1800 informiert Wieland in Aristipp und einige seiner Zeitgenossen über Bo- xen, das „grausenhafte Schauspiel“10. Die meisten modernen Sportarten (die sogenannten sports) kommen im 19. Jahrhundert von England nach Kontinentaleuropa und stoßen in ein „weitge- hendes Vakuum“11 vor. „Es gab noch kein Stadion, wo hunderttausend Men- schen vor Begeisterung tobten, wenn ein Boxer dem anderen die Faust in die Kinnlade schmetterte“12, erinnert sich Stefan Zweig in Die Welt von Gestern. Erst um die Jahrhundertwende entstehen in Deutschland die ersten Boxvereine oder -abteilungen bei bereits bestehenden Sportvereinen; aus dem Jahr 1899 datieren die ersten Profikämpfe.13 Bis 1908 gilt in Deutschland – die Hansestädte ausge- nommen – ein polizeiliches Verbot, Boxkämpfe öffentlich auszutragen14; 1911 findet die erste, von der staatlichen Ordnungsmacht misstrauisch überwachte Boxmeisterschaft in Berlin statt15; im Jahr darauf wird der Deutsche Boxverband gegründet, der die ersten deutschen Meisterschaften in acht Gewichtsklassen austrägt.16 Mit der Novemberrevolution 1918 erreichen die deutschen Boxath- leten die schrittweise Legalisierung ihres Sports.17 In Österreich sind öffentliche Box-Abende bis 1919 verboten, in New York wird Preisboxen 1920 legalisiert.18 Der erste offizielle Profiboxkampf im Leichtgewicht wird in Deutschland 1919 ausgetragen.19 Ab Mitte der 1920er-Jahre erlebt die Kraftathletik ihren stürmi- schen Aufstieg.20 Boxen wandelt sich von einem Phänomen der Wochenend- und Freizeitkultur zu einem urbanen Orientierungspunkt. „Keine ernste Sache der Welt könnte den zehnten Teil der Begeisterung und Anteilnahme auslösen, 9 Vgl. Lichtenberg 1994, S. 242f: „Vorgestern des Morgends boxten sich zween Kerl unter mei- nem Fenster. Ich habe diese Zeremonie sehr oft mit angesehen, aber nie blutiger als dieses Mal. Dem einen Kerl floß das Blut aus Nase und Mund iiber den nackenden Leib, kam ihm endlich an die Arme und an den andern Kerl, so daß es in der Tat scheußlich aussah.“ 10 Wieland 1988, S. 26 11 Müllner 2009, S. 44 12 Zweig 1982, S. 76 13 Vgl. Fiedler 1997, S. 12f 14 Vgl. Weiler 1981, S. 31 15 Vgl. Ellwanger 2008, S. 18 16 Vgl. Linnemann 2004, S. 26; Fiedler 1997, S. 12 17 Vgl. Kohr, Krauß 2000, S. 46; Kosmopolit 1927, S. 144–151 18 Vgl. Marschik 1999, S. 91; Sammons 1988, S. 66; eine Boxsporteuphorie lösen die ab 1920 im Wiener Apollo Theater veranstalteten Faustkampfabende aus, vgl. Svoboda 1990, S. 7 19 Vgl. Rase 2003, S. 105f 20 Dennis Brailsford nennt Boxen in seiner Sozialgeschichte des Faustkämpfens den ersten „World Sport“, vgl. Brailsford 1988, S. 139 16 | Teil I. Zeitzeichen Boxen
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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