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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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kum unbesonnen übernommene Inszenierungsabsicht Vicki Baums als boxende Zeitgenossin am Sandsack dar. Schlechterdings unhaltbar ist die 1970 von Leo Kreutzer in der Studie Das geniale Rennpferd getroffene Feststellung zu Ers- terem, Paul Zechs Ballade von dem großen Boxer Jack Dempsey habe den Topos Boxen in der deutschsprachigen Literatur der 1920er-Jahre mitetabliert15; die exakte Datierung von Zechs Dichtung scheint indes mehr als ungewiss16; das Gros der Forschungsliteratur verweist als Ursprungsquelle auf eine Ausgabe des Periodikums Akzente aus dem Jahr 1956; die umfangreiche Zech-Bibliografie Poetry and Exile von Ward B. Lewis nennt ebenfalls 1956 als Erstveröffent- lichungsjahr.17 Der Name der 1888 in Wien geborenen Autorin Vicki Baum steht, zweitens, für eine dehnbare ikonische Konstruktion. „Vicki Baum ist die erste Boxerin der deutschen Literaturgeschichte“18, postuliert Birgit Haustedt in Die wilden Jahre in Berlin: „Sie boxt sich zur Superfrau der 1920er-Jahre hoch.“19 In ihren Erinnerungen, Es war alles ganz anders, berichtet Baum von Besuchen im be- kannten Berliner Boxsportklub Sabri Mahirs20, der sich zuvor als Rummelboxer verdingt hatte und dem um 1933 von den Nationalsozialisten die Boxlizenz entzogen wurde.21 Zu Körperschulungszwecken findet sich Baum demnach in der „aufpeitschenden, mit Schweiß-, Franzbranntwein- und Ledergeruch geschwängerten Luft“22 des Trainingslokals ein. Die Trainingsmethoden be- schreibt die Autorin in Es war alles ganz anders als eine Form erbarmungsloser Folter: „Stampfend, fluchend, schreiend gab er seine Kommandos, hetzte einen in sein Tempo und wollte nichts davon wissen, daß man keinen Atem, keine Füße, keine Arme, kein bißchen Kraft mehr habe und dicht vor einem Herz- schlag stehe.“23 Baum berichtet weiter von ihren Erfolgen im Seilspring-Duell mit dem Profiboxer Franz Diener; dabei ruft die Autorin kurzerhand das Bild vom Überlebenskampf im Städtedschungel wach: 15 Vgl. Kreutzer 1970, S. 565 16 Vgl. E-Mail von Miriam Häfele vom Deutschen Literaturarchiv Marbach vom 27. Januar 2012 an WP; E-Mail von Ralf Sühl vom Kölner Zentrum für Olympische Studien vom 4. Januar 2012 an WP 17 Vgl. Zech 1956, S. 365–367; Lewis 1975, S. 27 18 Haustedt 1999, S. 120 19 Ebd. 20 Sabri Mahir (1894–?), türkischer Boxer und Trainer; der Name Mahirs findet sich in der Ab- wandlung Sadi in Klabund 1998, S. 299 sowie in weiteren Texten in der Zeit der Weimarer Republik, vgl. Baum 1968, S. 393ff; Kästner 1998a, S. 169 21 Vgl. Baum 1968, S. 393ff; Kohr, Krauß 2000, S. 36 u. 82; Kästner 1998a, S. 169 22 Baum 1968, S. 393 23 Ebd., S. 394; in Baums Roman Zwischenfall in Lohwinckel erscheint ein Boxtrainer als „Galee- renaufseher“, vgl. Baum o. J., S. 135 25 Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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