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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Art Kupplungsglied von Diskursen und Praktiken. Individuen können sich mit Hilfe von Dispositiven die Welt sortieren; in der Zeit der Weimarer Republik stellt unter anderem Boxen ein dispositives Mehr zur Verfügung, das Hand- lungsanweisungen für bestimmte Diskurse und Praktiken bereithält. Der me- thodologisch-methodische Zugriff, der hier also vorgeschlagen wird, ist der des Dispositivs, wie er von Foucault in methodischen Grundzügen in Überwachen und Strafen und, bereits erweitert, in Der Wille zum Wissen9 sowie in einem 1977 mit Vertretern des Teams Psychoanalyse der Universität Vincennes-Saint Denis geführten Gespräch10 entwickelt wurde. Für die Literatur ist die Leistung des vorgeschlagenen Erklärungsmodells durchaus beträchtlich. Was die Weimarer Zeitgenossen qua boxspezifischer Erlebnishysterie in ungeordnetem Gemisch und chaotischer Dynamik11 – in schierer „Explosion verschiedener Diskursivitäten“12 von Sport, Technik, All- tags- und Arbeitswelt – erfuhren, kann so weitestgehend aufgelöst, in seine Be- standteile zerlegt, analysiert und diskutiert werden. Gemäß Foucault umfassen Dispositive die Gesamtheit von Diskursen, Praxen, Institutionen, Maßnahmen, Gerätschaften und Disziplinen – in diesem Sinn stellt Boxen ein dominantes Dispositiv dar. „Ein bestimmter Sport ist zu einem gegebenen Zeitpunkt ein wenig wie ein musikalisches Werk“13, stützt Pierre Bourdieu in Programm für eine Soziologie des Sports im Schatten Foucaults die vorgeschlagene Herange- hensweise. Der Sound des Boxens durchströmt die 1920er-Jahre regelrecht. 1. Bedeutungsgenerierung: Kräftefeld Boxen Vorab ist freilich die definitorische Rahmung des Begriffs „Boxen“ erforderlich, der durch seine zahllosen Konnotationen und künstlerischen Implikationen14 nur bis zu einem gewissen Grad bestimmbar scheint: „The ring of boxing is not only roped, it is troped.“15 Boxen weckt kontrastierende Verwendungsweisen, motiviert von unterschiedlichen Antriebskräften. Kafka etwa pointiert seine zögerliche Haltung 1907 in einem Brief mit dem Bildfeld: „Andere Leute ent- schließen sich einmal von Zeit zu Zeit und inzwischen genießen sie ihre Ent- schlüsse. Ich aber entschließe mich so oft wie ein Boxer, ohne dann allerdings 9 Vgl. Jäger 2001, S. 72; Foucault 1983, S. 77–128; Foucault 2003, S. 391ff 10 Vgl. Foucault 2003, S. 391–396 11 Vgl. Peukert 1987, S. 266 12 Foucault 1983, S. 38f 13 Bourdieu 1992, S. 202 14 Vgl. Scott 2008, S. 63ff 15 Conover 2008, S. XIX 33 Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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