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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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selbstbestimmten Menschen. Im Zuge der fortschreitenden „Formierung einer Disziplinargesellschaft“54 lässt sich das Individuum einerseits „beschreiben, ab- schätzen, messen, mit andern vergleichen“55 – andererseits lässt es sich „dres- sieren oder […] korrigieren, […] klassifizieren, […] normalisieren“56. Durch Praktiken, Techniken und Strategien versuchen Boxer ihre Körper zu formen, fast schon zu erschaffen – um, derart gerüstet, sich der Kontingenzerfahrung des Kampfes (und des Lebens wie des Denkens) auszusetzen. Es sind just diese viel- fältig vernetzten körperexperimentellen und reflexiven Möglichkeiten, die bei den Autorinnen und Autoren der Erzählliteratur auf besonderes Interesse sto- ßen. Foucaults Dispositiv-Verständnis scheint sogar vor poststrukturalistischem Hintergrund für die Bestimmung und Betrachtung des Boxens geeignet, kann doch gerade der Faustkampf als Sport, poststrukturalistisch betrachtet, als eine Tätigkeit aufgefasst werden, der ein „unauflösbare[r] Rest, den keine noch so ex- akte Analyse“57 zu erfassen vermag, anhaftet: „Die poststrukturalistische Schule interessiert sich weniger für Regularien“58, fasst Martin Lindner in Leben in der Krise, seiner ausführlichen Mentalitätsgeschichte der Moderne, zusammen, „als für Abweichungen. Deshalb ist auch die Terminologie programmatisch vage.“59 Im Vordergrund stünden deshalb auch Metaphern wie „Gewebe“ oder „Spiel“60 (in seinem Essay Überleben beschreibt Jacques Derrida selbst Texte als ein „Ge- webe von Spuren“61). Christian Emden erläutert im Wörterbuch der philosophi- schen Metaphern das Phänomen des Netzes: Bereits in der Antike ist deutlich, dass die Metapher des Netzes eng verbunden ist mit anderen Ordnungsmetaphern der Topik, Topologie und Topographie, aber auch mit Metaphern des Gewebes und der Verschleierung. Der enge Bezug zwischen Netz, Text und Kontext reichert diese Bedeutungsfelder weiter an und kompliziert die Darstellung des Netzes als philosophische Metapher. Fest steht allerdings, dass Netz und Netzwerk Beziehungen beschreiben, die abstrakte und begriffliche Relationen in räumliche Bilder übersetzen. Netz und Netzwerk sind stets Gebilde im Raum, die auf unterschiedliche Stadien von Ordnung und Orga- nisation verweisen.62 54 Foucault 1977a, S. 249 55 Ebd., S. 246 56 Ebd. 57 Lindner 1994, S. 377 58 Ebd. 59 Ebd., S. 377f 60 Ebd., S. 378 61 Derrida 1994, S. 130 62 Emden 2008, S. 249 38 | Teil I. Zeitzeichen Boxen
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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