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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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jene Form einer möglichen Individualisierungsstrategie, die angesichts der urba- nen Massengesellschaft mittels emphatischer Bejahung des Einzelkämpfers das probate Mittel zur Überwindung von Anonymität und „Monadenleben“14 zu er- kennen glaubt.15 Die zwanziger Jahre beginnen den „Pugilistentraum der hero- isch genannten Leistung aus Kraft und Willen und Zähigkeit“16 zu träumen.17 Die angedeuteten Interdependenzen und flüchtigen Transfers von Sinnzusam- menhängen aus einem Diskurs in den anderen sollen nun in reihend-deskrip- tiver Darstellung entwickelt werden, bevor sich die nachfolgenden Überlegun- gen dem literarisierten Boxen im Spiegel der Weimarer Problematisierung von Sport, Kampf, Körper, Existenz-Exerzitium und Heroendarstellung zuwenden. 1. Hauptaustragungsorte: Boxen liegt in der Luft Daseinszerrissenheit. Regierungskrisen. Ideologiekämpfe In einer Reisenotiz deutet Kafka 1912 jene Epoche, die sich nach dem Welt- krieg entfalten wird, bereits als das „nervöse Zeitalter“18. Noch im 19. Jahrhun- dert zählt der Begriff „Sicherheit“ zur Grundvokabel der Zeit – Stefan Zweig spricht gar vom „Zeitalter der Sicherheit“19. Thomas Mann erinnert sich 1950 in dem Essay Meine Zeit an die Fahrradmarke Safety, Sinnbild für die „unerschüt- terliche Lebensgrundlage meiner Jugend“20; „Solidität und Dezenz bildeten das Gepräge“21, so Mann. Es gelte, notiert Thomas’ älterer Bruder Heinrich dagegen 1926 in dem Essay Der Bubikopf, die „ganze Unsicherheit des heutigen Da- seins“22 durchzuhalten. Die kurze Hochblüte der Weimarer Demokratie ist von Regierungskrisen, wechselnden Koalitionen und problematischen politischen Bündnissen bestimmt. Sebastian Haffner protokolliert in seinen Erinnerungen, Geschichte eines Deutschen, über die Kriegsjahre bis 1918: „Was zählte, war die Faszination des kriegerischen Spiels: eines Spiels, in dem nach geheimnisvollen Regeln Gefangenenzahlen, Geländegewinne, eroberte Festungen und versenkte 14 Lethen 1986, S. 194 15 Vgl. Maase 2007, S. 102 16 Müller 2004, S. 15 17 Vgl. Junghanns 2005, S. 112; Sicks 2006, S. 9: „Ein erst in Ansätzen semantisiertes Kulturphä- nomen, steht der Sport Projektionen jedweder Herkunft zur Verfügung.“ 18 Kafka 1990, S. 1026 19 Zweig 1982, S. 14 20 Mann 1960a, S. 310 21 Ebd., S. 309 22 Mann 1956, S. 91 55 Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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