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FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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Kornfeld versucht in seiner Schrift Sport den „Zug der Zeit“194 zu ermitteln: Es geht um die Anbetung des aus allen Zusammenhängen gerissenen Körpers, um die Anbetung seiner Leistungen, die nach irgend einem menschlichen Maßstab gar keine Leistungen sind, um die Anbetung der Muskeln und Sehnen. Das […] ist der Sturz in die grobschlächtige Idiotie, das ist der Ausbruch eines Massen- wahnsinns.195 Sport als „Weltreligion“196 ortet Hans Seiffert in seiner 1932 publizierten, paro- distischen Rückschau auf das 20. Jahrhundert; aus der Sicht des „120. Jahrhun- derts“197 erscheine, überzeichnet Seiffert die Weimarer Zeit, ein Ball als „Mys- terium“198 und „Kultgegenstand“199. Den Enthusiasten des Boxsports droht aber nur Kornfeld mit ernsten Konsequenzen. Gegen das Boxen, so Kornfeld, sei nichts einzuwenden, solange es „ohne jede Weltanschauung“200 geschehe. Wenn der „Kunsthändler Y.“201 aber ausrufe: „Ich bitte Sie! was hat Heinrich Mann für Deutschland getan? Nichts, aber Schmeling hat etwas getan!“ 202, warnt Korn- feld, dann sollte man Y. mit dem „Kopf nach unten ganz tief in eine Senkgrube versenken“203. Bauen, Beleuchten, Boxen, Beten: Öffentlichkeit des Sports Das Phänomen der Sportöffentlichkeit lässt sich theoretisch als komplexe Menge „verschiedener, inhaltlich wie formell mehrwertiger Vorgänge“204 be- trachten. Vor dem Hintergrund von industrialisierter Massenkultur und der sprunghaften Umgestaltung des urban-baulichen Raums beginnen sich die Me- tropolen radikal zu verändern; die Städte passen sich durch den Bau gigantischer Sportstadien und -plätze den Prinzipien der Epoche an, in der Effizienz, Tempo und der flirrende Wechsel der Moden wirken.205 Durch die Professionalisierung 194 Ebd., S. 233 195 Ebd., S. 233ff 196 Seiffert 1982, S. 189 197 Ebd. 198 Ebd., S. 190 199 Ebd. 200 Kornfeld 1977, S. 231 201 Ebd. 202 Ebd. 203 Ebd. 204 Junghanns 2005, S. 101 205 Vgl. Peschken-Eilsberger 1990, S. 106 72 | Teil I. Zeitzeichen Boxen
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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