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Nach 1918
FAUST UND GEIST - Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
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ihm liegenden Gegners, auf die sehr empfindsamen Nieren. Das Publikum – das sah man – unterhielt sich großartig. Es wurde dann zur Pause abgepfiffen.104 Beide Kämpfer sind „knock out“105. Damit aber nicht genug. Keller intensiviert die Vorkommnisse durch das seit dem Barock beliebte Verwirrspiel von Sein und Schein, Spiel und Ernst. Die Kämpfer liegen stumm und starr mit den Fußsohlen gegeneinander. Die meisten dachten, sie seien beide tot. Ein Arzt stürzte herbei, behorchte die Herzen, schüttelte bedenklich den Kopf. Die beiden Kämpen wurden auf Tragbahren hinausgetragen, die Kapelle intonierte den Chopinschen Trauermarsch; es war ergreifend. Zum Glück stellte sich aber heraus, daß sie nur scheintot waren.106 Auf ambivalente Bilder dieser Art sind weite Teile der Trivialliteratur aufge- baut, in der Absicht, damit auf Umwegen Superlativistisches und Tendenziöses aus allzu naheliegenden Diskursfeldern zu importieren: Der Boxer erscheint als „Schläger“107 und „roher Patron“108, der aber einen „edle[n] und männliche[n] Sport“109 ausübe; der Boxer ist ein „bezahlter Gladiator“110, der zum „Gaudium des Pöbels“111 seine Gesundheit riskiert, seine „Muskeln ausstellt und sein nack- tes Fleisch begaffen“112 lässt; geradezu „verächtlich“113 sei es, sich für Geld vor anderen Menschen zu prügeln; im gesellschaftlichen Leben bringe man für die Sportler kaum genügend Interesse auf, um „auch nur ‚How do you do‘ zu sa- gen“114. Das Gefecht mit Fäusten sei ein „ekelhaftes Vergnügen“115, praktiziert von Muskelprotzen, die „Tiere und keine Menschen“116 seien: „diese rohen Bo- xer“117. Boxer entpuppen sich einerseits als „Scheusal“118, „Schlächter“119 und 104 Ebd., S. 217f 105 Ebd., S. 219 106 Ebd. 107 Witte 1939, S. 103 108 Ebd. 109 Ebd. 110 Schievelkamp 1920, S. 111 111 Ebd. 112 Wohlbrück 1921, S. 253 113 Hellwig 1931, S. 80 114 Witte 1939, S. 83 115 Wohlbrück 1921, S. 36 116 Witte 1939, S. 106 117 Löffler 1939b, S. 115 118 Wohl 1927, S. 44 119 Ebd., S. 124 131 Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman  |
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FAUST UND GEIST Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Titel
FAUST UND GEIST
Untertitel
Literatur und Boxen zwischen den Weltkriegen
Autor
Wolfgang Paterno
Verlag
Böhlau Verlag
Ort
Wien
Datum
2018
Sprache
deutsch
Lizenz
CC BY 4.0
ISBN
978-3-205-20545-6
Abmessungen
16.1 x 25.5 cm
Seiten
446
Schlagwörter
Literature, Sport, Boxing, Weimar Republic, Cultural Studies, Literatur, Sport, Boxen, Weimarer Republik, Kullturhistorie
Kategorien
Geschichte Nach 1918

Inhaltsverzeichnis

  1. Grundlagen 15
  2. Kritikpunkte: Propagierungsmaschinerie 21
  3. Fokussierung: Recherchewege und Kapitelüberblick 29
  4. Vorstellung der Methode: Dispositiver Gefechtsraum 32
  5. Forschungsberichte: Lückenhafte Spurenlage 45
  6. Haupt- und Nebenschauplätze: Epochensymptom 53
  7. Ringfeldsichtung 113
  8. Kraft- und Körperkulte: Boxsport-Mode im Unterhaltungsroman 118
  9. Box-Demontage: Faustkampf in der elaborierten Erzählliteratur 160
  10. „Zeitfigur“ im Ring: Brechts Diskurserweiterungen 237
  11. Primat der Reflexion: Musils Reorganisation des Boxens 304
  12. ZUSAMMENFASSUNG 389
  13. ANHANG
  14. Bibliografie 402
  15. Bildnachweis 438
  16. Dank 439
  17. Namensregister 440
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